Langlauf in Oberhof Deutschland fehlt beim Staffelkrimi in Oberhof ein Sprinter
Die deutsche Männer-Langlauf-Staffel ist zum Abschluss des Heim-Weltcups in Oberhof am Sonntag (21.01.2024) am Podest vorbeigelaufen. Die Entscheidung fiel nach 4 x 7,5 Kilometern im verrückten Zielsprint.
Bundestrainer Peter Schlickenrieder war bedient. Kurz nach dem Staffelrennen sprach er in der ARD-Sportschau von einem "inakzeptablen Platz". Die deutsche Männerstaffel - mit den arrivierten Weltcup-Startern Janos Brugger, Florian Notz, Friedrich Moch und Lucas Bögl - war nur auf Rang zehn gelaufen. Und irgendwie hatte sich auch das Trainerteam verwählt.
Bögls Ausreißversuch missglückt
Als Schlussläufer wurde Bögl auserkoren. Der 33-Jährige hat seine Stärken am Berg und in der Ausdauer, aber nicht beim Sprint. Und genau der entschied das Staffelrennen. "Das nehme ich auf meine Kappe", sagte Bögl, der zuvor versucht hatte, zu entkommen. Sein Ausreißversuch knapp zwei Kilometer vor dem Ziel missglückte, stattdessen zogen die Konkurrenten an und Deutschland I kam als Letzter der ersten Spitzengruppe ins Ziel.
Den Sieg sicherte sich Norwegen. Schlussläufer Johannes Kläbo kochte den Italiener Federico Pellegrino im Sprint auf den letzten Metern ab und war 0,1 Sekunden schneller. Norwegen II lief auf den dritten Platz.
Brugger mit schwierigem Start
Die deutsche Mannschaft hatte bis zum letzten Kilometer stets das Podest im Blick. Dieser Fakt wiederum freute Schlickenrieder, der künftig bei der Staffelaufstellung mehr auf Strecke und Untergrund achten wolle.
Startläufer Brugger kämpfte auf der eisigen Strecken mit dem Wind, der wirklich "tricky" (Brugger) war, um den Anschluss. Auch wenn das Tempo am Ende etwas zu hoch war, hielt sich der Rückstand (10. Platz /+ 14,7 Sekunden) in Grenzen.
Florian Notz lief den kleinen Rückstand, den ihm Brugger mitgegeben hatte, schnell wieder zu und sortierte sich in der ersten Spitzengruppe ein. Als der Finne Iivo Niskanen nach gut 13 Kilometern auf die Tube drückte, konnte nur Norwegen mithalten. Notz musste abreißen lassen und kämpfte in der Gruppe mit Italien, Frankreich, Norwegen II und Kanada gut zehn Sekunden hinter der Spitze um den dritten Platz.
Moch bringt deutsche Mannschaft wieder in Stellung
Das Spitzenduo bekam beim dritten Wechsel aber schnell den Atem der Verfolger zu spüren. Für Deutschland I war jetzt der Tour-Zweite Friedrich Moch unterwegs und der machte Druck. Nach gut drei Kilometern schob er sich auf den zweiten Platz und ließ den Norweger Pal Golberg clever die Eisenbahn spielen. 2,5 Kilometer vor dem Wechsel zog Vorzeige-Athlet Moch an und versuchte, mit einer kleinen Tempoverschärfung das Feld zu zerpflücken. Der Plan, Schlussläufer Bögl einen kleinen Vorsprung mitzugeben, ging nicht auf, weil die Konkurrenz aufpasste. So gingen neun Nationen in der Spitzengruppe auf die finale 7,5-km-Runde.
Friedrich Moch übergab auf dem zweiten Platz.
Bögl musste sich unter anderem mit den Supersprintern Kläbo und Pellegrino duellieren. Er wusste, dass er auf der Zielgeraden chancenlos ist und versuchte vorher, die entscheidende Lücke zu reißen. Am Anstieg - 1,7 Kilometer vor dem Ziel - wagte Bögl den Ausreißversuch, setzte sich an die Spitze des Feldes, kam aber nicht weg und musste der kräftezehrenden Aktion Tribut zollen: Am Ende hatte er im Schlusssprint keine Chance und überquerte zehn Sekunden nach Kläbo die Ziellinie.
Youngster von Deutschland II überzeugen
Versöhnlich: Der Blick in die Zukunft ist aus deutscher Sicht rosig, die dürren Jahre scheinen vorbei. In Oberhof verkaufte sich Deutschland II mit den Youngstern Jan Friedrich Doerks (SWV Goldlauter), Elias Keck (TSV Buchenberg) Jan Stölben (SLV Ernstberg) und Marius Kastner (Marktredwitz) teuer und beendete die Staffel auf dem elften Platz.
In der jungen zweiten deutschen Mannschaft setzte sich Doerks bestens in Szene. Als Startläufer war er sogar schneller unterwegs als Brugger und übergab nur 2,9 Sekunden hinter der Spitze als Siebter. Auch Elias Keck hielt auf den ersten Kilometern sehr gut mit, musste aber am Ende seiner 7,5 Kilometer etwas abreißen lassen und schickte Jan Stölben auf Rang acht (+23,8 Sekunden) auf die Strecke.
Moral passt, Sprintqualitäten fehlen
Weil das Tempo in der dritten Gruppe zunächst nicht ganz so hoch war und Stölben perfekte Beine hatte, lief der deutsche Youngster wieder heran und gehörte zur Spitzengruppe der besten zwölf Nationen. Ausgerechnet die Tempoverschärfung von Moch sorgte dann dafür, dass auch Stölben etwas abreißen lassen musste und Schlussläufer Kastner 21,4 Sekunden hinter der Spitze in die Spur schickte.
Der 21-Jährige profitierte davon, dass die Topleute bummelten. Er schaffte den Anschluss an die große Spitzengruppe. Als vorn die Post abging, konnte auch Kastner nicht mithalten. Als Elfter kam er 42,9 Sekunden nach Sieger Norwegen ins Ziel.