Biathlon in Kontiolahti Zobel nach Podest-Coup - "An Lesser gedacht"
Zum ersten Mal schafft es David Zobel in Kontiolahti aufs Weltcup-Podest. Damit überrascht der Spätstarter alle - vor allem sich selbst.
Es waren die großen Erfolge von Michael Greis bei Olympia 2006, drei Mal gewann der Bayer Gold in Turin, was auch aus dem jungen Leichtathleten David Zobel einen Biathleten werden ließen. Bald darauf hat er nämlich einen Biathlon-Schnupperkurs belegt - und er freundete sich mit der Sportart an. Heute ist der 26-Jährige gebürtige Starnberger fester Bestandteil des deutschen Kaders.
Am Dienstag (29.11.2022) hat Zobel nun selbst seinen ersten großen Erfolg im Kampf mit der Weltelite in der Loipe von Kontiolahti in Finnland erreicht: Zobel schaffte es hinter Martin Ponsiluoma und Niklas Hartweg erstmals aufs Weltcup-Podest - gleich zum Start in den Wintersport-Winter 2022/23. "Ich kann es noch gar nicht richtig glauben", sagte Zobel in der Sportschau. "Ich bin gar nicht mit diesen Erwartungen reingegangen."
Starkes Ergebnis der DSV-Biathleten im Einzel
Die gesamte deutsche Mannschaft legte ja einen überraschend starken Auftakt hin. 1,6 Sekunden und damit unmittelbar hinter Zobel reihte sich Roman Rees als Vierter ein, Johannes Kühn wurde 26. Er war damit tatsächlich der schwächste aller sechs DSV-Athleten, aber immer noch zufrieden - gerade weil er erneut in der Loipe überzeugt hat.
Über allem strahlte jedoch natürlich Zobels Start: Dessen überraschender Coup gibt dem deutschen Team Hoffnung - und zeigt, dass sich der Bundestrainer Mark Kirchner richtig entschieden hat. Schließlich war Zobel erst auf den letzten Drücker nominiert worden. Er setzte sich gegen Philipp Horn und Lucas Fratzscher im Kampf um die Plätze durch und blieb zum Start nun fehlerlos am Schießstand.
Zum zweiten Mal vier Schießeinlagen ohne Fehler
Wie die Weltcup-Siegerehrung war auch das ein ganz neues Gefühl für Zobel, das er erst vor einigen Tagen erstmals erlebte: "Wir waren davor bei der Vorbereitung in Vuokatti, da habe ich das erste Mal in meinem Leben vier Mal Null geschossen in der Verfolgung", sagte der 26-Jährige. "Heute gleich das zweite Mal. Ich kann es mir nicht besser vorstellen, es macht unfassbar Spaß."
Dass das gar nicht so leicht war, bemerkte er beim letzten Schießen: Die ersten drei Schuss seien alle sauber gewesen, aber "dann habe ich schon ein bissl gezittert". Kurz davor dachte Zobel übrigens noch an den Sportschau-Experten Erik Lesser, bis zur vergangenen Saison sein Teamkollege.
"Ich habe tatsächlich an Erik Lesser gedacht kurz vorm letzten Stehendschießen"
"Ich habe tatsächlich an Erik gedacht kurz vorm letzten Stehendschießen. Er hat mir die Geschichte erzählt. Drei Mal Null, und dass der Trainer dann gesagt hat: 'Stehend das packt er eh nicht.' Das hatte ich kurz im Gedächtnis." Lesser blieb wie Zobel zum Abschluss ohne Makel.
Aber nicht nur das mit den null Fehlern hat ein bisschen gedauert in David Zobels Biathlonkarriere. Im Weltcup debütierte er auch erst im vergangenen Jahr. Seither geht es jedoch stetig bergauf, im März war er schon Achter in Oslo, nun folgte das erste Podium.
Und irgendwie passte es daher auch ganz gut, dass die Zuschauer ein wenig warten mussten am Dienstag, ehe sie Zobel ganz spät im Rennen noch überraschte. Er startete mit der hohen Nummer 74 von 97 - und überrumpelte dann die Weltelite. Wie im Übrigen auch der Zweite Niklas Hartweg vor ihm, der ähnlich überraschend aufs Podest stürmte und ebenfalls erstmals ohne Fehler in vier Schießen blieb.
Mit Startnummer 74 Roman Rees vom Podest gekegelt
Ärgerlich war das Ganze nur für Zobels Mannschaftskollegen Roman Rees. Er war bis zu eben jener Startnummer 74 Gesamt-Dritter, schaute sich dann Zobels Zieleinlauf an, bangte mit und murmelte: "Ich will bloß nicht Vierter werden."
Doch schließlich war Zobel über 20 Kilometer um die Winzigkeit von 1,6 Sekunden schneller. "Ich gönne es ihm total. Es ist natürlich ein bisschen bitter, dass mich der eigene Teamkollege vom Podium stößt", sagte Rees.
"Aber wir sind jetzt Dritter und Vierter, ich bin mit meinem vierten Platz auch so happy. Also, irgendwie ist der vierte Platz bitter, aber auch ziemlich gut." Rees lächelte nach dem letzten Nachsatz - und das gab auch die Stimmung wieder. Mit ihrem Auftakt können die deutschen Biathlon-Männer zufrieden sein. Das dürfte auch Zobels Vorbild Michael Greis so sehen.