Jarl Magnus Riiber nach dem Springen

"Wie ein Gefangener" Kranker Kombinierer-König Riiber gibt Karriereende bekannt

Stand: 29.01.2025 14:42 Uhr

Seine acht WM-Titel sind unerreicht, fünfmal gewann er bisher den Gesamtweltcup - doch nach dieser Saison ist Schluss: Kombinierer-Topstar Jarl Magnus Riiber aus Norwegen wird seine Karriere aufgrund einer schweren Erkrankung beenden.

Gefasst verkündete der erkrankte Jarl Magnus Riiber die schwere Nachricht seines bevorstehenden Karriereendes. Erst auf Norwegisch, dann auf Englisch sprach der beste Nordische Kombinierer der Welt über zahlreiche Krankenhausaufenthalte, Trainingsausfälle und seine schwere Darm-Erkrankung.

"Bei mir wurde Morbus Crohn diagnostiziert, eine chronische Entzündungserkrankung, mit der ich für den Rest meines Lebens leben muss", sagte der achtmalige Weltmeister bei einer kurzfristig einberaumten Pressekonferenz am Mittwoch (29.01.2025) in Seefeld/Österreich.

Schwere Darmerkrankung bei Riiber

Bei Morbus Crohn handelt es sich um eine Darmerkrankung, die Auswirkungen auf den gesamten Körper hat. Und die Ursache für Riibers ständige gesundheitliche Probleme ist. Kurz vor dem Start in die laufende Saison hatte er wochenlang Blut im Stuhl, vermutete einen Magen-Darm-Virus. Es war mehr als das, wie er jetzt weiß.

Raimo Hinsdorf, Sportschau, 29.01.2025 16:43 Uhr

"Nach vielen Jahren habe ich mich entschieden, dass dies meine letzte Saison ist", sagte Riiber und erklärte: "Seit September habe ich nur drei Wochen mit meiner Familie verbracht. Für eine Saison lässt sich das managen, besonders, wenn Heim-Weltmeisterschaften in Trondheim sind." Für weitere Jahre ist die Belastung der Krankheit für ihn zu groß.

Riiber seit Jahren das Maß aller Dinge

Trotz seiner gesundheitlichen Probleme führt Riiber den Gesamtweltcup vor Vinzenz Geiger aus Oberstdorf an. Die aussagekräftigste aller Wertungen in seiner Sportart hat der 27-Jährige bereits fünfmal gewonnen. Er ist seit Jahren der Maßstab in der Kombination.

Jarl Magnus Riiber jubelt nach seinem Sieg in Seefeld

Jarl Magnus Riiber feierte in den vergangenen Jahren Sieg um Sieg.

"Ich will lieber jetzt zurücktreten, wenn ich an der Spitze bin, und mich auf meine Gesundheit konzentrieren und das Leben mit meiner Familie genießen", sagte Riiber. Er erklärte mit Blick auf seine Jagd nach Siegen und Medaillen: "Ich fühle mich im Moment wie ein Gefangener, und es macht mir keinen Spaß mehr."

Olympiasieg bleibt unerreicht

Die Fortsetzung der Laufbahn bis zu den Olympischen Winterspielen im kommenden Jahr in Italien ist keine Option. Ein Olympiasieg ist Riiber in seiner Karriere erstaunlicherweise nicht gelungen. 2018 gewann er mit der Mannschaft in Südkorea Silber, 2022 legte ihn eine Corona-Infektion lahm.

Seine Krankheit verursache Schmerzen in Sehnen und Gelenken. "Die Mannschaftsärzte und das Krankenhaus in Lillehammer haben mich exzellent unterstützt", erklärte der hervorragende Skispringer und Langläufer. Die Ärzte seien zwar optimistisch, dass er weiter seinem Sport nachgehen könne. Es blieben aber Unsicherheiten. Medikamente würden zwar helfen, "aber eine Nebenwirkung ist ein geschwächtes Immunsystem".

Riiber will "neues Kapitel starten"

Aus seiner Diagnose zog Riiber, der während des digitalen Medientermins häufig lächelte und sehr aufgeräumt wirkte, auch etwas Positives. "Es ist schön zu wissen, woran es lag und die Möglichkeit zu sehen, ein neues Kapitel im Leben zu starten", sagte er.

Er freue sich darauf, häufiger zu Hause zu sein - zunächst aber auf seine Abschiedstournee, die an diesem Wochenende mit dem prestigeträchtigen Seefeld-Triple in Österreich beginnt. Der Höhepunkt ist dann die Heim-WM Ende Februar und Anfang März.

Jarl Magnus Riiber

Jarl Magnus Riiber nach seinem Sieg im vergangenen Jahr in Seefeld.

Nächster Topstar aus Norwegen hört auf

Für Wintersport-Norwegen ist es indes der nächste herbe Schlag, der dritte Superstar binnen weniger Wochen verabschiedet sich - zuletzt hatten die Biathlon-Brüder Johannes Thingnes und Tarjei Bö ihren Abschied zum Saisonende verkündet.

Riiber steht auf einer Stufe mit den Allergrößten Schnee-Ikonen seines Landes, mit Björn Däehli, Marit Björgen, Ole Einar Björndalen, den Bös. Gut sechs Jahre nur, seit Ende 2018, dauerte Riibers große Phase - in der beherrschte er die Kombination aber wie niemand vor ihm.

Riiber läuft und springt in eigener Liga

76 Weltcuprennen gewann er, pulverisierte die Bestmarke des Finnen Hannu Manninen (48), lieferte sich packende Duelle mit dem heutigen deutschen Cheftrainer Eric Frenzel. "Er war der Gegner, der mir am meisten bedeutet hat, der mich am meisten motiviert hat", sagte Riiber, der auf der Schanze das Niveau eines Spezialspringers besaß und auch in der Loipe an guten Tagen in einer anderen Welt lief.

Seine acht WM-Titel sind unerreicht, wie Frenzel hat er fünfmal den Gesamtweltcup gewonnen. Nur ein Olympiasieg blieb Riiber verwehrt. Auf einen letzten Anlauf 2026 wird er verzichten. "Das ist mir nicht mehr wichtig", sagt Riiber, "dazu müsste ich noch größere gesundheitliche Opfer bringen."