Formcheck Biathleten schwächeln - mit Schieß- und Kopfproblemen zur WM?
Kurz vor der WM schwächeln die deutschen Biathleten am Schießstand. Die Hoffnung, dass Philipp Nawrath, Justus Strelow und Co. beim Saison-Highlight überzeugen, ist dennoch groß.
Die WM in Lenzerheide vom 12. bis 23. Februar rückt immer näher und ausgerechnet vor dem Saison-Höhepunkt werden die Schwächen der deutschen Biathleten immer offensichtlicher. Vor allem die Schießform passt nicht. "Es ist kein glücklicher Stretch, der da grad zusammenkommt in den letzten Wochen", sagte Sportdirektor Felix Bitterling nach der "Nullnummer" in Antholz.
Die deutschen Skijäger hechelten der Weltspitze im letzten Rennen vor der WM hinterher. Beim Weltcup in Antholz schaffte es Philipp Horn in der Verfolgung nur auf den elften Rang. Zweitbester Deutscher wurde Philipp Nawrath auf Rang 21, Johannes Kühn vergab ein besseres Resultat durch ein schwaches Stehendschießen und kam als 27. ins Ziel. David Zobel und Justus Strelow verpassten die Top 30. Es war nicht die WM-Generalprobe, die sich das deutsche Team erhofft hatte.
Mentale Probleme ein Grund
Die Mannschaft dürfe sich davon "nicht beirren" lassen, erklärte Bitterling. "Weitermachen, weiter trainieren und weiter probieren", so lautet seine Devise. Dann sei Bitterling "sicher, dass auch wieder andere Tage kommen" und man die Männer bei der WM "in einer anderen Verfassung" sehen werde.
Er sieht die Ursache für die Schießprobleme vor allem im mentalen Bereich. "Wenn man hört, was die Athleten danach sagen und mit was sie sich an den Tagen vorher befassen, glaube ich, dass es nicht ganz angstfrei ist", so der Sportdirektor: "Daran müssen wir arbeiten."
Frühform ist dahin
Zu Beginn der vergangenen Saison euphorisierten die Biathleten die deutschen Fans. Philipp Narwath und Roman Rees feierten erste Weltcup-Triumphe. Auch dieser Winter schien solide zu starten, Nawrath wurde Dritter beim Auftakt in Finnland. Doch dann der Leistungsabfall.
Mittlerweile ist keiner der Deutschen in den Top Ten der Gesamtwertung zu finden. Nawrath ist als Elfter noch am nächsten dran. Der nächste DSV-Athlet, Strelow, ist erst auf Rang 17 zu finden. Danilo Riethmüller auf 21, Horn auf 25, Kühn auf 28.
Nawrath auf der Suche nach dem "richtigen Tempo"
Immer wieder haben die Athleten auch den Druck bei Heimrennen als Grund für die mauen Leistungen genannt. Das Problem sei "zwischen den Ohren", sagte Bitterling Anfang Januar. Jeder spüre vor dem eigenen Publikum "den Druck, wir wollen es besonders gut machen". Die anstehenden Titelkämpfe finden zwar nicht vor heimischem Publikum statt, doch der Druck ist bei der WM keinweswegs geringer.
Nawrath nannte neben dem Druck noch einen weiteren Grund: Es sei "einerseits zwischen den Ohren, andererseits ist es vielleicht auch das Setup, das jeder perfekt wieder treffen muss", erklärte der 31-Jährige: "Das heißt, dass man auf der Runde das richtige Tempo wählt, um auch am Schießstand wieder richtig agieren zu können."
Preuß als Vorbild für die Männer
Im Sommer hatten die Männer noch fehlerfreie Serien geschossen, heißt es. Die Nervosität beim Schießen kam erst mit der Weltcup-Saison. Dabei hätten Nawrath und Co. mit Franziska Preuß ein Vorbild - vor allem, was die mentale Stärke angeht: "Aktuell schaffe ich es ganz gut, dass ich die Gedanken, die einen durcheinanderbringen, aus dem Kopf bekomme", sagte die 30-Jährige vor Kurzem.
Manchmal aber gelingen Athleten die besten Leistungen dann, wenn die Erwartungen kleiner sind. Vielleicht gelingt auch Nawrath, Strelow und dem Rest des Teams die Überraschung erst bei der WM.