Medaillenchancen über 100 m in Paris Streng, Floors und Schäfer sprinten ins Paralympics-Finale
Die drei deutschen Prothesensprinter haben sich bei den Paralympics in Paris keine Blöße gegeben: Felix Streng und Johannes Floors zogen am Sonntagabend (01.09.2024) genauso ins Finale ihrer Startklasse über 100 m ein wie Léon Schäfer. Aber es gab auch Enttäuschung im deutschen Team.
Besonders für Schäfer war es ein Achtungserfolg - nachdem er am Vorabend nach dem Weitsprung-Finale noch bittere Tränen vergossen hatte. Als Vierter hatte der Medaillenkandidat seine eigenen hohen Erwartungen dort nicht erfüllt. Seinen Vorlauf über 100 m der Oberschenkelamputierten gewann er in 12,11 Sekunden souverän. Im zweiten Vorlauf waren in dem Südafrikaner Puseletso Michael Mabote (12,05) und Weitsprung-Paralympicssieger Joel de Jong aus den Niederlanden (12,09) zwar zwei Läufer schneller als Schäfer. Der Leverkusener hätte aber wohl auch noch schneller laufen können.
Nach der insgesamt drittschnellsten Vorlaufzeit geht Schäfer optimistisch ins Finale. "Es fehlt noch ein bisschen der Druck", sagte der Sprinter im Sportschau-Interview. Er lege nun den Fokus voll auf die 100 m und wolle das Weitsprung-Finale erst später analysieren.
Konzentrierte Leistung von Streng und Floors
Als Erster des Trios war Tokio-Olympiasieger Streng an der Reihe gewesen. Der Wetzlarer belegte in seinem Vorlauf in 10,79 Sekunden Rang zwei hinter dem Costa Ricaner Sherman Isidro Guity Guity, der in 10,72 Sekunden einen Paralympics-Rekord aufstellte. Die drei Schnellsten qualifizierten sich für den Endlauf der zusammengelegten Klassen T62 und T64 der ein- und beidseitig Unterschenkelamputierten. Streng qualifizierte sich als Drittschnellsten aller Starter, Floors mit der viertschnellsten Zeit. Der Leverkusener wurde im zweiten Vorlauf ebenfalls Zweiter (10,92) - hinter Maxcel Amo Manu aus Italien (10,69). Auch Hunter Woodhall aus den USA (11,02) erreichte das Finale.
Streng will wieder Gold - Floors setzt auf guten Start
"Ich bin zufrieden mit meinem Lauf", sagte Streng im Sportschau-Interview. "Jetzt heißt es ausruhen, sich vom Kopf her vorbereiten, fokussieren - und dann freue ich mich auf morgen." Sein Ziel sei erneut Gold. Auch Floors war beeindruckt von der Atmosphäre im Stade de France: "Das ist das vollste Stadion, in dem ich je rennen durfte. Das ist der Hammer." Vor dem Finale will er sich nicht zu sehr unter Druck setzen, sagte Floors im Interview: "Die Ränge werden heiß umkämpft sein. Wir haben sechs Leute, die die Plätze eins bis drei belegen können." Wichtig sei, den Start gut zu erwischen.
Die Endläufe von Schäfer sowie Floors und Streng um die Medaillen stehen am Montagabend (02.09.2024, 19.40 und 19.50 Uhr, im Livestream auf sportschau.de) auf dem Programm.
Frankreich freut sich über zwei Silbermedaillen
Die Stimmung im Stade de France war wieder einmal bestens. Am lautesten war es allerdings immer dann, wenn die französischen Athleten dran waren. Der sehbeeinträchtige 400-m-Läufer Timothee Adolphe mit Guide Jeffrey Lami riss die Zuschauenden von den Sitzen. Auf der ganzen Runde stand das Stadion - und nach dem Fotofinish gab es Silber für Frankreich.
Ebenfalls auf dem zweiten Platz landete die Französin Gloria Agblemagnon. Mit persönlicher Bestweite von 14,43 m holte die 26-Jährige Silber im Kugelstoßen. Und wo auch immer sie auf ihrer Ehrenrunde an der Tribüne vorbeikam, erhoben sich ihre Landsleute und spendeten tosenden Applaus.
Speerwerferin Herrmann verpasst vierte Paralympics-Medaille
In der sitzenden Klasse der Speerwerferinnen (F34) verpasste Francés Herrmann mit 17,18 m als Fünfte die erhoffte Medaille am Ende deutlich. Gold und Silber gingen an China: Lijuan Zou (22,55 m) und Caiyun Zuo (19,44 m) warfen deutlich weiter als die Konkurrenz. Zous Weite war sogar Weltrekord. Dayna Crees aus Australien (17,65 m) sicherte sich Bronze. "Ich habe mich auf meinen Wettkampf konzentriert, aber auch die Stimmung genossen. Das war toll", sagte Herrmann im Sportschau-Interview. Es war die fünfte Paralympics-Teilnahme der 35-jährigen Cottbuserin, die bisher drei Medaillen bei Sommerspielen gewonnen hat.
Francés Herrmann wurde mit dem Speer Fünfte.
Oldie Foerder und Youngster Burbulla im Finale dabei
Die deutsche Sprinterin Isabelle Foerder verpasste über 200 m das Podest hingegen deutlich. Die 45-Jährige, die schon bei den Spielen in Atlanta 1996 Silber über 100 und 200 m gewonnen hatte, wurde in 34,39 Sekunden Letzte. Gold ging in der Klasse T35 an die Chinesin Xia Zhou (28,15). Die Erfurterin hat insgesamt fünf Paralympics-Medaillen gewonnen und war zweimal Weltmeisterin über 100 m. An diesem Wettkampf wird sie auch in Paris teilnehmen.
Für Weitspringerin Laura Burbulla war die Finalteilnahme schon ein großer Erfolg. Bei ihrem Paralympics-Debüt belegte die 19-Jährige aus Wolfsburg mit 3,95 m Rang sieben von acht. Gold ging auch hier an China. Xiaoyan Wen sprang in 5,44 m Paralympics-Rekord.
800 m - Medaillenvergabe ohne Weltmeisterin Menje
Merle Menje war am Sonntagabend überraschend nur in der Zuschauerinnenrolle, nachdem sie in ihrem Rennrollstuhl das Finale über 800 m verpasst hatte. Die Mainzerin war als Weltmeisterin nach Paris gekommen - schied aber schon im Vorlauf der Klasse T54 aus und war untröstlich. Die Schweizerin Manuela Schär holte in 1:42,36 Minuten Gold. Auf der regennassen WM-Fahrbahn hatten Menje 1:58,47 Minuten zu Gold gereicht.
Nach Platz sieben über 5000 Meter und der Enttäuschung über 800 m bleiben Menje aber noch zwei Medaillenchancen. Die 20-Jährige tritt auch noch über die 1500 m und im Marathon an.