Selbstvertrauen ungebrochen Sitzvolleyballer glauben fest an Paralympics-Bronze
Das Halbfinale der Paralympics in Paris verloren die deutschen Sitzvolleyballer gegen Bosnien und Herzegowina deutlich mit 0:3. Das Selbstvertrauen war aber schnell zurück: An Bronze im Spiel um Platz drei gegen Ägypten besteht kein Zweifel.
Niemand freut sich so wie Francis Tonleu. Wenn der Sitzvolleyball-Nationalspieler einen Punkt macht, springt er auf, jubelt und animiert das Publikum, es ihm gleich zu tun. Aber es trauert auch niemand wie der gebürtige Kameruner, der schon mal in sich zusammensackt und von seinen Mitspielern auf dem Feld getröstet werden muss, wenn er einen Schmetterball ins Aus setzt. Emotionen pur!
Und so war auch die Trauer erst einmal groß, als die 0:3 (23:25, 6:25, 29:31)-Niederlage im Halbfinale der Paralympics in Paris gegen Bosnien und Herzegowina besiegelt war. Aber nur kurz. Als der 47-Jährige sah, wie die Zuschauer ihn und sein Team trotzdem feierten, breitete sich schnell wieder ein breites Lächeln auf seinem Gesicht aus.
Und die Kampfansage ließ nicht lange auf sich warten: "Warum sollten wir im Spiel um Platz drei gegen Ägypten nicht gewinnen? Eine Niederlage kommt gar nicht in Frage. Ich sage, wir gewinnen 3:0", sagte Tonleu und lachte.
Deutschland gibt ersten Satz aus der Hand und bricht ein
Mit klaren Siegen gegen Brasilien (3:0) und die Ukraine (3:1) hatte sich das deutsche Team vorzeitig für das Halbfinale qualifiziert. Gegen den großen Favoriten Iran (0:3) hatte es zum Abschluss der Gruppenphase allerdings eine ebenso klare Niederlage gegeben.
Was dann passiert ist? Ja, Fragezeichen.
Doch gegen die Bosnier schien das Team von Bundestrainer Christoph Herzog wieder an die starken Leistungen anknüpfen zu können. 17:12 führte Deutschland dank eines Schmetterballes von Dominik Albrecht. Doch irgendwie riss kurz darauf der Faden. "Was dann passiert ist? Ja, Fragezeichen", sagte Herzog. Sein Team habe schon im Zuspiel leichte Fehler gemacht, so sei die Offensive nicht mehr durchgekommen.
"Im zweiten Satz haben wir uns dann eigentlich nur mit der vergebenen Chance beschäftigt", erklärte Kapitän Jürgen Schrapp. 6:25 ging der zweite Durchgang verloren.
Doch durch einige Wechsel und auch die Herausnahme des sonst so starken Angreifers Albrecht, der im zweiten Satz kaum noch etwas getroffen hatte, gelang es Herzog, das Team für den dritten neu zu fokussieren.
Mitreißender Volleyball ohne Happy End
Und der dritte Spielabschnitt wurde zu einem richtigen Krimi. Mitreißender Volleyball, der die mittlerweile gut besuchte Arena im Pariser Norden zum Kochen brachte. Mit dabei auch rund 150 deutsche Fans, die versuchten, ihr Team noch einmal nach vorn zu peitschen.
Die Bosnier gingen zwar mit 3:0 in Führung, aber Tonleu gab mit seinem 1:3 dann den Startschuss für ein furioses Spiel. Deutschland lag zwar fast durchgehend zurück, aber die Moral stimmte. Und vom 16:20 schafften Schrapp und Co. tatsächlich den Ausgleich. Vier Matchbälle wehrten die Deutschen in der Folge insgesamt ab und erspielten sich vier Satzbälle. Bosnien hatte das bessere Ende für sich.
Rengers besondere Serie reißt
"Das ist natürlich super enttäuschend. Wir hatten uns so viel vorgenommen", sagte Thomas Renger, der bereits zum vierten Mal bei den Paralympics dabei ist. "Wir müssen das jetzt aber schnell wegstecken." Wie viele seiner Teamkollegen wurde auch Renger von seiner Familie unterstützt und wieder aufgebaut. "Außerdem wurde bei der Firma, in der ich arbeite, auch irgendwas auf die Beine gestellt - die haben wohl alle das Spiel geguckt. Bestimmt quillt gleich mein Handy über."
Eigentlich habe er fest vorgehabt, seine Serie fortzusetzen: 2000 war er mit dem Team Fünfter geworden, 2004 war es Platz vier und 2012 gewann er Bronze. "Jetzt wollte ich mindestens Zweiter werden", erklärt der 52-Jährige, der wegen Arbeit und Familie ein paar Turniere verpasst hat. Trotzdem soll es nun auf jeden Fall (wieder) Bronze werden: "Wir werden Ägypten einen harten Fight liefern. Das wird unser Finale."