Die deutsche Biathlon Staffel freut sich über Bronze: Philipp Nawrath (v.r.n.l.), Danilo Riethmüller, Johannes Kühn und Philipp Horn

Biathlon-WM Staffel-Männer bejubeln Bronze bei der Biathlon-WM

Stand: 22.02.2025 16:25 Uhr

Die deutschen Biathlon-Männer haben ihre erste WM-Medaille. In der Staffel behielt das deutsche Quartett die Nerven. Die Entscheidung fiel beim letzten Schießen - der deutsche Schlussläufer Philipp Horn blieb dabei fehlerfrei.

Die deutsche Biathlon-Staffel der Männer ist bei der Biathlon-WM zu Bronze gelaufen. Philipp Nawrath, Danilo Riethmüller, Johannes Kühn, Philipp Horn wurden nach 4 x 7,5 Kilometern mit zehn Nachladern und ohne Strafrunde starke Dritte.

Der Sieg ging an Norwegen mit Endre Stroemsheim, Tarjei Bö, Sturla Holm Laegreid und Johannes Thingnes Bö (0 Strafrunden, vier Nachlader/ 1:18,18,1 Stunden). Silber holte Frankreich mit den Claude-Brüdern Emilien und Fabien sowie Eric Perrot und Quentin Fillon Maillet (0/7/ +41,9 Sekunden). Die Deutschen hatten im Ziel 1:35,9 Minuten Rückstand auf Sieger Norwegen und 18,1 Sekunden Vorsprung auf die viertplatzierten Schweden.

WM-Staffel der Männer in Lenzerheide - die Siegerehrung

Sportschau Wintersport, 22.02.2025 11:55 Uhr

Horn: "Nee, Junge, heute ist Dein Tag"

"Ach Du Sch..., war das geil", freute sich Schlussläufer Horn nach dem Rennen in der Sportschau. Beim letzten Schießen kam es zum Shootout um Bronze zwischen Horn und dem Schweden Sebastian Samuelsson. Horn erklärte später, dass er kurz vor dem Schießen "fast ein paar negative Gedanken im Kopf" hatte: "'Schaffe ich das jetzt?' Aber dann dachte ich mir: 'Nee, Junge, heute ist Dein Tag. Die Chance hast Du nicht oft im Leben. Reiß Dich gefälligst zusammen'." Horn blieb fehlerfrei und rettete Bronze ins Ziel: "Ich hatte noch nie solche Schmerzen. Im Ziel war dann erstmal, mit dem Leben klarzukommen."

Die deutsche Biathleth Philipp Horn freut sich über Bronze

Horn: "Ach Du Sch..., war das geil"

Erste WM-Medaillen für Kühn, Nawrath und Riethmüller

Horn wurde im Ziel von einer jubelnden deutschen Mannschaft empfangen. Bei Kühn liefen Freudentränen, der Ruhplodinger gewann bei seiner sechsten Weltmeisterschaft seine erste WM-Medaille. Über seine erste Medaille durften sich auch Riethmüller (bei seiner ersten WM) und Nawrath (bei seiner fünften WM) freuen. Für Horn war es die zweite WM-Medaille nach Staffel-Bronze 2020.

WM-Staffel der Männer in Lenzerheide - die Stimmen

Sportschau Wintersport, 22.02.2025 15:00 Uhr

Erster Läufer: Nawrath übergibt in Podestnähe

Deutschlands Startläufer Philipp Nawrath wurde mit der Taktik ins Rennen geschickt, sich in den beiden Schießeinlagen gut zu präsentieren, den Kontakt nach vorn zu halten und dann auf der Schlussrunde "richtig Dampf zu machen", wie es der deutsche Sportdirektor Felix Bitterling vor dem Rennen in der Sportschau sagte. Aus diesen Gründen bekam Nawrath den Vorzug vor dem schießstarken aber läuferisch schwächeren Justus Strelow.

Die Taktik der Deutschen ging auf, zumindest auf der weichen Strecke in Lenzerheide. Nach einem Nachlader im Liegendschießen lag Nawrath auf Rang acht, mit drei Nachladern fiel der 32-Jährige auf Rang zehn zurück. Doch die rund 15 Sekunden Rückstand auf das Podest nach dem zweiten Schießen verkürzte Nawrath auf seiner Schlussrunde. Zwischenzeitlich lag der Deutsche auf Rang drei, beim ersten Wechsel war er Sechster, nur noch zwei Sekunden hinter Bronze.

"So medium", sagte Nawrath nach dem Rennen auf die Frage, ob er mit seinem Rennen zufrieden sei: "Ich hätte gern weniger Rückstand mitgegeben." Zu seinem Schießen sagte er: "Man will das Beste machen. Links und rechts geht es rund. Das konnte ich nicht ganz ausblenden." Und zu seinem Laufen auf der letzten Runde erklärte Nawrath, der in den vergangenen Tagen einen Infekt hatte: "Ich hab ziemlich riskiert, vom tiefsten auf den höchsten Punkt alles rausgehauen. Das musste ich ein bisschen büßen." Trotzdem hatte Nawrath die zweitbeste Laufzeit aller Startläufer.

Ganz vorn zeichnete sich bereits der Zweikampf zwischen Norwegen und Frankreich um Gold und Silber ab. Der Norweger Endre Stroemsheim, der die Startposition vom angestammten Startläufer Sturla Holm Lagreid übernahm, übergab nach zwei Nachladern mit 12,1 Sekunden Vorsprung an der Spitze. Zweiter war der Franzosen Emilien Claude, der für Emilien Jacquelin ins Team gerutscht war.

Zweiter Läufer: Riethmüller behält Bronze im Blick

Danilo Riethmüller konnte an zweiter Stelle den Rückstand der Deutschen auf das Podest nicht verringern, der Abstand wuchs aber auch nicht an. Mit einem Nachlader Liegend und zwei Nachladern Stehend übergab der 25-Jährige als Fünfter und mit knapp drei Sekunden Rückstand auf Johannes Kühn. Riethmüller, der gemeinsam mit Tarjei Bö, Fabien Claude und Lukas Hofer auf der Strecke war, hatte dabei die siebtbeste Laufzeit.

"Ich bin eigentlich zufrieden, mit dem Schießen kann ich aber nicht zufrieden sein. Das ist ein durchwachsenes Ergebnis", sagte der Thüringer nach dem Rennen im Sportschau-Interview: "Ich habe versucht, rhythmusorientiert zu schießen. Aber manchmal fehlt mir der Mumm, das Schießen durchzuziehen."

Noch vor Riethmüller bei der Übergabe lagen die Staffeln Norwegens, Frankreichs, Tschechiens und Italiens. Die durchaus mitfavorisierten Schweden lagen nur auf Rang zwölf, Jesper Nelin musste einmal in die Strafrunde. Tarjei Bö lag beim Wechsel 25,9 Sekunden vor Claude und 51,8 Sekunden vor Riethmüller.

Dritter Läufer: Perfektes Schießen von Kühn

Endgültig auf Bronzekurs brachte Johannes Kühn die Deutschen. Mit einem perfekten Schießen ohne Nachlader wuchs der 33-Jährige über sich hinaus. Kühn, der im Weltcup eine Trefferquote von nur 83 Prozent hat und Stehend sogar nur 72 Prozent der Scheiben traf, räumte diesmal alles ab.

"Am Schießstand war es eine meiner besten Staffeln, auf der Strecke war es schwer", sagte Kühn nach dem Rennen. "Am Ende war nichts mehr da. Es war unfassbar langsam und warm. Ich habe mir gestern viele Gedanken gemacht, wie ich über die letzte Kuppe komme. Aber dass ich so blau bin, hätte ich nicht gedacht", erklärte der Bayer, dass er auf der Strecke ans Ende seiner Kräfte kam.

Dennoch war Kühn läuferisch als Fünfter seiner Runde gewohnt gut, sodass er beim Wechsel dem deutschen Schlussläufer Philipp Horn als Dritter einen Vorsprung von rund 13 Sekunden auf Schweden mitgeben konnte. Für die Schweden konnte Martin Ponsiluoma die Lücke aufs Podest verkleinern, Fünfte beim Wechsel waren die USA.

Ganz vorn lief Sturla Holm Laegreid ein einsames Rennen. Fehlerfrei am Schießstand übergab der Norweger mit einem Vorsprung von 46,5 Sekunden auf den Franzosen Eric Perrot. Die Deutschen lagen beim Wechsel 1:42,6 Minuten hinter Norwegen.

Vierter Läufer: Horn stehend megastark

Schlussläufer Philipp Horn musste sich im Kampf um Bronze gegen den starken Schweden Sebastian Samuelsson erwehren. Liegend zitterte Horn dabei, erst mit drei Nachladern ging der Thüringer wieder auf die Strecke. Samuelsson musste nur einmal nachladen. Horn ging knapp zwei Sekunden vor dem Schweden wieder auf die Strecke.

Beide kamen fast zeitgleich zum Stehendschießen, und hier präsentierte sich Horn dann nervenstark und perfekt. Samuelsson musste dagegen einmal nachladen. Mit 13,6 Sekunden Vorsprung ging Horn auf die Schlussrunde - und diesen Vorsprung ließ sich der Deutsche nicht mehr nehmen.

Bö-Schaulaufen bei letzter WM-Staffel

Ganz vorn lief Johannes Thingnes Bö im letzten WM-Staffelrennen seiner Karriere ein einsames Rennen. Nach dem zweiten fehlerfreien Schießen jubelte er mit großem Vorsprung und Siegerfaust bereits am Schießstand. Die Schlussrunde ins Ziel wurde für Bö zu einem Triumphlauf, immer wieder winkte er ins Publikum.

WM-Staffel der Männer in Lenzerheide - die Analyse

Sportschau Wintersport, 22.02.2025 15:00 Uhr