Die deutsche Biathletin Sophia Schneider in Lenzerheide

Biathlon-WM Deutsche Frauen-Staffel erstmals seit sechs Jahren ohne Medaille

Stand: 22.02.2025 13:33 Uhr

Ausgerechnet in der Staffel haben die deutschen Biathletinnen bei den Weltmeisterschaften in Lenzerheide die angepeilte Medaille verpasst. Gold ging nach einer Machtdemonstration an Frankreich.

Von Jonas Schlott

Für das DSV-Quartett mit Sophia Schneider, Selina Grotian, Julia Tannheimer und Franziska Preuß reichte es am Samstag (22.02.2025) nach einer Strafrunde und zehn Nachladern nur zu Platz fünf. Erstmals seit 2019 blieben die deutschen Frauen damit bei einem Großereignis ohne Medaille - und das Warten auf die erste Staffel-Goldmedaille seit 2017 geht weiter.

Einmal mehr nicht zu schlagen war die dominierende Nation der diesjährigen Titelkämpfe: Lou Jeanmonnot, Oceane Michelon, Justine Braisaz-Bouchet und Julia Simon (vier Nachlader) holten bereits die sechste Goldmedaille für Frankreich - und das mit überragendem Vorsprung vor Norwegen (+ 1:04,2 Minuten) und Schweden (+ 1,44,5).

Eine Strafrunde zu viel

Verfolgungsweltmeisterin Preuß kam als Schlussläuferin mit fast zwei Minuten Rückstand auf Frankreich ins Ziel und verpasste ihre fünfte Medaille in Lenzerheide. Zuvor hatte Schneider ihrem Team eine Strafrunde aufgebürdet. "Ich bin richtig enttäuscht. Ich habe die Waffe nicht richtig ruhig bekommen. Es tut mir sehr leid", haderte Schneider bereits während des Rennens im Sportschau-Interview.

WM-Staffel der Frauen in Lenzerheide - die Stimmen

Sportschau Wintersport, 22.02.2025 11:55 Uhr

Auch Preuß konnte den Rückstand am Ende nicht aufholen, fand aber tröstende Worte. "Solche Momente gehören dazu und machen stärker. Sie muss es schaffen, daraus zu lernen." Insgesamt habe sich das Team "hier und da einfach einen Fehler zu viel" geleistet, meinte die 30-Jährige.

Schneider muss früh in die Strafrunde

Es lag an Schneider, die deutsche Staffel als Startläuferin in eine gute Position zu bringen. Das misslang allerdings gründlich. Nach einem Nachlader beim ersten Schießen betrug der Rückstand bereits 22 Sekunden auf Frankreichs Jeanmonnot. Dahinter blieb das Feld zwar dicht beisammen, doch im Stehen versagten Schneider die Nerven. Die 27-Jährige musste in die Strafrunde abbiegen und übergab auf Platz 16 mit mehr als anderthalb Minuten Rückstand auf die bereits weit enteilten Französinnen an der Spitze.

Grotian trotzt Rückstand und holt auf

Grotian konnte im schwer zu laufenden, tiefen Schnee bis zum ersten Liegendanschlag immerhin einige Sekunden auf die Konkurrenz aufholen, benötigte dann allerdings auch zwei Extra-Patronen. Während die Französinnen vorne weiter einsam ihre Kreise zogen, konnte die Deutsche am Schießstand weiter Boden aufs Podest gutmachen und sich mit einem weiteren Nachlader bis zum zweiten Wechsel auf Rang 13 vorarbeiten - 50 Sekunden hinter der Slowakei auf Rang drei.

"Ich habe trotz des Rückstands mein Rennen gemacht", meinte die 20-Jährige. Der Fehler im Stehen war zwar unnötig, "dennoch bin ich zufrieden", sagte Grotian.

Tannheimer entfacht neue Hoffnung

Für Tannheimer konnte es nur eine Richtung geben - und die Jüngste im deutschen Team löste ihre Aufgabe im Liegendschießen mit fünf Volltreffern bravourös. Die Staffeln vor ihr hatten dagegen teilweise deutlich mehr Probleme. Tannheimer robbte sich Stück für Stück heran.

Auch im Stehen brauchte sie nur einen Nachlader und übergab beim letzten Wechsel auf Platz sechs. "Ich wollte beim Schießen unbedingt die Null bringen. Ich habe mich gut gefühlt und bin zufrieden", strahlte Tannheimer nach ihrer Aufholjagd.

Preuß wackelt beim letzten Schießen

Frankreich an der Spitze war für Schlussläuferin Preuß nur noch in der Theorie einzuholen, das Podest war angesichts von 55 Sekunden Rückstand aber durchaus noch in Reichweite. Dennoch brauchte sie ein erneutes Bilderbuchrennen für die nächste Medaille. Mit einer fehlerfreien Serie im Liegen konnte Preuß früh Druck aufbauen, Schweden mit Elvira Öberg musste zudem in die Strafrunde, sodass der Rückstand auf Platz drei bis auf sechs Sekunden zusammenschmolz.

Während Simon den Triumph für Frankreich, der an diesem Tag einer Machtdemonstration gleichkam, mit der nächsten fehlerfreien Einlage perfekt machte, tobte dahinter der Kampf um die verbliebenen Podestplätze. Norwegens Maren Kirkeeide behielt mit einem Fehler die Nerven und sicherte Silber. Preuß musste dagegen zweimal nachladen und fiel auf Rang sechs zurück. Der Platz auf dem Treppchen war damit endgültig passé.