"Unerwartet, aber umso schöner" Para-Kanutinnen feiern Bronze-Triple bei Paralympics
Edina Müller, Anja Adler und Felicia Laberer haben es zum Abschluss der Paralympics in Paris am Sonntag (08.09.2024) noch mal richtig krachen lassen. Das Para-Kanu-Trio holte überraschend gleich drei Medaillen.
Die Augen des ganzen Teams hingen an der alten Anzeigetafel am Ufer der Kanu-Strecke im Stade nautique de Vaires-sur-Marne. Felicia Laberer nach den absolvierten 200 Metern noch in ihrem Kanu auf dem Wasser. Die Betreuer und Bundestrainer André Brendel am Steg. In gelben Lettern tauchten zuerst GBR und FRA auf - die Kürzel für die Nationen, die Gold und Silber gewonnen haben. Elend lange Sekunden später brach dann im deutschen Tross lauter Jubel aus, und Laberer streckte ihr Paddel gen Himmel.
Bundestrainer Brendel: "Es ist der Wahnsinn"
Die 23-Jährige hatte sich wie schon in Tokio Bronze gesichert - und es damit ihren Teamkolleginnen Edina Müller und Anja Adler gleichgetan, deren Rennen kurz zuvor stattgefunden hatten. "Ich war mir eigentlich recht sicher, dass ich es geschafft hatte, aber zu 100 Prozent sicher war ich erst, als ich es auf der Anzeigetafel gesehen habe", sagte Laberer.
Zum Abschluss der Paralympics-Wettkämpfe mit deutscher Beteiligung gab es damit noch mal ein Bronze-Triple für Deutschland. "Ich hatte im Vorfeld gesagt: Eine Medaille sind Soll, zwei wären toll und drei sind eine Sensation", frohlockte Bundestrainer Brendel. "Es ist der Wahnsinn!"
Müller schließt Start in Los Angeles nicht aus
Den Auftakt hatte Tokio-Siegerin Müller gemacht. Nach einer sehr schwierigen Vorbereitung samt Erschöpfungssyndrom schimmerte für sie die bronzene Plakette durchaus ein bisschen golden.
"Diese Spiele haben mir alles gegeben, was geht", sagte die 41-Jährige, der als Fahnenträgerin bei der Eröffnungsfeier eine besondere Ehren zuteil geworden war. Nach jeweils Gold und Silber im Rollstuhl-Basketball und im Para-Kanu belegte sie nun zum ersten Mal einen dritten Platz. "Mein Medaillensatz ist komplett", erklärte sie lächelnd.
Normalerweise bin ich vor den Rennen immer sehr aufgeregt. Aber diesmal war ich extrem ruhig. Ich habe gewusst, dass das ein gutes Rennen wird.
Ob sie ihre Karriere fortsetzt, ließ sie offen. Sie entscheide sich immer, wenn sie bei der Schlussfeier die Bilder aus der nächsten Ausrichterstadt sehe. "Wenn es dann Klick macht, mache ich weiter", betonte Müller.
In Rio de Janeiro und Tokio sei das schon so gewesen. "Ich möchte nicht ausschließen, dass es jetzt wieder so sein wird", fügte sie mit Blick auf die Spiele 2028 in Los Angeles hinzu. Es wären ihre sechsten Spiele. Klar ist nur, dass sie jetzt erst mal eine längere Pause macht, um sich komplett auszukurieren.
Adler: "Meine Medaille war die überraschendste"
Für Adler war es die zweite Paralympics-Teilnahme. "Und es ist unbeschreiblich, dass jetzt die lang ersehnte Medaille um meinen Hals hängt", sagte die 35-Jährige, die in Tokio Vierte geworden war. Ihre Medaille bezeichnete sie im Vergleich zu denen von Laberer und Müller als "die überraschendste". Sie habe schließlich gewusst, dass "die beiden anderen das hier rocken werden".
Laberer hingegen wollte das so nicht stehen lassen. "Ich habe schon immer gewusst, dass das in dir steckt", sagte sie ihrer Teamkollegin und fiel ihr mit Tränen der Freude in den Augen um den Hals.
Adler fügte mit Blick auf das Team hinzu: "Es ist nicht zu fassen, dass für uns alles so aufgegangen ist und wir hier so krass abgeliefert haben."
Bronzetriple: "Unerwartet, aber umso schöner"
Der Bundestrainer konnte es selbst nicht fassen. "Das ist das Tolle am Leistungssport. Es ist umso schöner, wenn es unerwartet klappt. Die Drei waren einfach megastark", lobte Brendel.
Die ganz große Sause musste allerdings erst einmal warten. "Normalerweise springen wir alle zusammen ins Wasser. Das ist hier eine Sensation gewesen", sagte der Cheftrainer Kanu und fügte lachend hinzu: "Aber wir wollen den anderen nicht die Schau stehlen."
Auch mit Blick auf die Abschlussfeier am Abend und den engen Zeitplan dürfte es allerdings eine gute Idee gewesen sein, auf den Sprung ins kalte Wasser zu verzichten. Beim "Au revoir" im Stade de France wollen die Kanutinnen ihren Medaillen-Coup schließlich gebührend feiern.