Trotz Viertelfinal-Aus in Oslo Bundestrainer Gislason will "endlos" weitermachen
Deutschland ist bei der Handball-WM im Viertelfinale gescheitert - doch Konsequenzen wird es keine geben. Der Bundestrainer macht weiter, der Verband gibt ihm Rückendeckung.
Zweieinhalb Wochen hat die Weltmeisterschaft in Dänemark, Kroatien und Norwegen für das DHB-Team gedauert, die Aufarbeitung dürfte deutlich mehr Zeit in Anspruch nehmen. Zu viele Defizite wurden deutlich, nicht nur bei der finalen Niederlage mit einem Tor Unterschied gegen Portugal.
Immer wieder wirkte die Mannschaft unzureichend auf ihre Gegner vorbereitet, geriet dadurch in fast allen Spielen unter Druck, lief Rückständen hinterher, verlor Kraft, die am Ende gegen Portugal fehlte. Eine Weiterentwicklung der jungen Spieler fand praktisch nicht statt, das deutsche Spiel war ausrechenbar, hatte im Angriff zu wenige Varianten.
Themen wie das fehlende Spiel über den Kreis, über die Außen oder generell das Tempo in der Vorwärts- und in der Rückwärtsbewegung zogen sich von Spiel eins bis Spiel sieben durch.
"Mache den Job, weil ich ihn liebe"
Welche Konsequenzen Alfred Gislason daraus zieht und welche Konsequenzen das alles auch für ihn selbst hat, fragte die Sportschau sowohl den Bundestrainer als auch den Sportvorstand des DHB. Gislason selbst sieht sich auf jeden Fall noch gerüstet für die Zukunft und will seinen bis 2027 laufenden Vertrag unbeschadet aller bevorstehenden Analysen erfüllen: "Warum nicht? Ich mache diesen Job, weil ich Handball liebe, weil ich stolz bin, für Deutschland und mit dieser Mannschaft zu arbeiten. Ich werde endlos weitermachen mit Handball."
Respekt für den Umgang mit Problemen
Auch wenn das Warten auf die erste WM-Medaille seit dem Titel 2007 weitergeht, sprach Gislason seinem Team nach einer kurzen Nacht Respekt aus: "Ich habe mich bei unserer Sitzung bei der Mannschaft für diesen schweren Monat bedankt. Ich fand, dass sie mit den Problemen, die wir hatten, überragend umgegangen ist. Sie ist als Mannschaft gewachsen."
"Nicht in den Olympia-Flow gekommen"
Sportvorstand Ingo Meckes fasste das Turnier so zusammen: "Am Ende steht ein Viertelfinal-Aus, mit dem wir alle nicht glücklich sind. Wir sind nicht in diesen Flow vom Olympia-Turnier reingekommen, mussten uns in jedem Spiel alles erarbeiten. Es war ein Riesenfight, jetzt haben wir Zeit, das zu analysieren, um die Entwicklung der Mannschaft voranzutreiben."
Der Sportschau sagte Meckes zum Trainer-Thema: "Aus meiner Sicht muss man immer beobachten, wie eine Mannschaft reagiert. Es gab ja keinen Zusammenbruch am Ende, im Gegenteil, in jedem einzelnen Spiel ist die Mannschaft wieder zurückgekommen."
Meckes baut auf die "Achse"
Meckes stellt aber auch klar: "Natürlich wird sich Alfred jetzt Gedanken machen müssen, welche Schlüsse wir für die Zukunft aus diesem Turnier ziehen, ich persönlich bewerte aber eher das ganze Handball-Jahr mit EM-Platz vier und Olympia-Silber."
Mit Blick auf die Führungsspieler und Leistungsträger wie Johannes Golla (27), Juri Knorr, Julian Köster (beide 24) oder Renārs Uščins (22) sagt Meckes: "Was mir Mut macht: Die Achse, die wir jetzt haben, kann die Mannschaft noch jahrelang tragen." Allerdings hat gerade dieses Turnier gezeigt, dass es an Entlastung für diese Schlüsselspieler fehlt - oder dass den durchaus vorhandenen Alternativen zu wenig Vertrauen geschenkt wird.