Umsetzung zur neuen Saison geplant "League Pass" - DFL vor neuem Weg bei Auslandsvermarktung
Die Deutsche Fußball Liga (DFL) plant schon zur kommenden Saison einen neuen Weg in der Vermarktung. Sie möchte Inhalte wie Livespiele ohne TV-Sender und Streamingdienste direkt an Fans verkaufen. Zunächst hat sie dabei nur den Markt im Ausland im Blick.
Das Geschäft sei weit verhandelt, "wir sind nah dran und zuversichtlich, ab der Saison 2024/25 das Angebot international schalten zu können", sagte Marc Lenz, einer der beiden Geschäftsführer der DFL, bei einem Mediengespräch in Frankfurt am Main: "Die Medienwelt verändert sich. Der direkte Zugang zu den Fans ist wesentlich wichtiger als früher." Der Partner soll seine Plattform zur Verfügung stellen und dafür am Umsatz beteiligt werden. Der Vertrag könnte bald geschlossen werden.
Wer der Partner sein soll, wie das Angebot genau aussehen wird und welche Erlöse die DFL damit erzielen will, blieb offen.
Prinzip bekannt für Fans im US-Sport
In einer Präsentation, die Lenz zusammen mit dem anderen Geschäftsführer Steffen Merkel vorstellte, waren die Begriffe "Bundesliga Pass" und "Season Pass" auf einem Smartphone zu lesen. Etwas Ähnliches ist als "Game Pass" vor allem aus dem US-Sport bekannt. Für ihn zahlen Fans im Jahr eine bestimmte Summe und können dafür sämtliche Spiele live, aber auch auf Abruf und in der Zusammenfassung sehen. Theoretisch denkbar ist auch ein Pass, der günstiger ist und dann nur für Spiele eines bestimmten Vereins gilt.
Für den deutschen Markt sei das Prinzip vorerst nicht vorgesehen, Dabei gehe es nicht darum, gegen die bisherigen Medienpartner zu senden. Stattdessen wolle man das Angebot als Ergänzung haben, beispielsweise falls die Medienpartner in einem Land nicht alle Spiele zeigten.
Marc Lenz (l.) und Steffen Merkel, die beiden Geschäftsführer der DFL
Keine eigene DFL-Plattform - das Geld fehlt
Eine eigene Plattform wird die DFL zunächst nicht aufbauen, sondern die Strukturen des Partners nutzen. Für eine solche Plattform sei es nötig, die entsprechende Infrastruktur und Reichweite aufzubauen. Lenz erwähnte den gescheiterten Investorendeal der DFL und folgerte: "Fakt ist, dass wir das nötige Investitionskapital dafür nicht haben." Im Jahr 2023 waren zwei Versuche der DFL gescheitert, einen Investor in die eigenen Geschäfte einzubinden, mit dem unter anderem eine eigene Plattform zum Vertrieb der Inhalte aufgebaut werden sollte.
Auf der Suche nach einer Alternative habe man sich deshalb einen Partner gesucht, der die Infrastruktur zur Verfügung stellt und im Gegenzug an Umsätzen beteiligt wird. "Dank des Partners schaffen wir es, das kurzfristig umzusetzen", sagte Lenz. Es ist mit einem zeitnahen Abschluss zu rechnen, denn die 2. Bundesliga beginnt am 2. August, die Bundesliga am 23. August mit dem Spiel von Borussia Mönchengladbach gegen den deutschen Meister Bayer Leverkusen.
Bei nationalen TV-Rechten durch Schiedsverfahren unter Druck
Bei der Vermarktung ihrer nationalen TV-Rechte ist die DFL zeitlich unter Druck geraten. Die Ausschreibung der Medienrechte wurde ausgesetzt, nachdem es mit dem Streaminganbieter "DAZN" zu Meinungsverschiedenheiten über den Prozess gekommen war. Derzeit läuft ein Schiedsverfahren. Wann die Ausschreibung wieder aufgenommen wird und wann mit einer Vergabe zu rechnen ist, ließen die Geschäftsführer der DFL offen. Weitere Details wurden nicht genannt.
Die beiden Geschäftsführer räumten ein, dass der geplatzte Investorendeal und der vorläufige Stopp bei der Ausschreibung der Medienrechte als Themen eine "große Dimension" erreicht hätten. In den nächsten Monaten stehe der Dachverband der 36 Profiklubs aus Bundesliga und 2. Liga an einer "entscheidenden Weggabelung".
Die DFL-Zentrale in Frankfurt am Main
50+1 - Guter Dinge, "dass es nicht nochmal sechs Jahre dauert"
Es brauche Kapital für die DFL und vor allem für die Klubs, um international wettbewerbsfähig zu bleiben. Die Geschäftsführer beteuerten, dass dies unter Beibehaltung der 50+1-Regel geschehen müsse, die ein "integraler Bestandteil des deutschen Fußballs" bleiben werde. Die 50+1-Regel besagt, dass der Mutterverein auch in möglicherweise von Investoren finanzierten Kapitalgesellschaften das Sagen haben müssen.
Ende Mai teilte das Kartellamt mit, die "Anwendungspraxis der DFL hinsichtlich der 50+1-Regel" hinsichtlich der Lizenzierung genauer prüfen zu wollen. Das hatte sich damals noch auf Hannover 96 bezogen, dessen Geschäftsführer Martin Kind bei der im Dezember 2023 hauchdünn erfolgten Zustimmung zum Investorendeal möglicherweise gegen die Weisung des Muttervereins agierte und mit "Ja" stimmte. Inzwischen entschied der Bundesgerichtshof, dass die Abberufung des Geschäftsführers der Hannover 96 Management GmbH 2022 entgegen vorheriger Urteile anderer Gerichte rechtens gewesen sei. Kind ist daher seinen führenden Posten bei der Kapitalgesellschaft des Zweitligisten los.
Protest für den Erhalt der 50+1-Regel, hier 2009 durch Fans des 1. FC Köln
Die grundsätzliche und endgültige Bewertung des Bundeskartellamts steht jedoch aus. Lenz und Merkel ließen durchblicken, dass sie möglichst bald Rechtssicherheit für den Lizenzierungsprozess, der meist im März startet, haben wollen. Der Vorgang dauert bereits sechs Jahre. Lenz sagte, dass zumindest guter Dinge sei, "dass es nicht nochmal sechs Jahre dauert".
Eintrittskarten: Vor allem die 2. Bundesliga steigt in der Beliebtheit
Die DFL-Führung sieht die Bundesliga und die 2. Bundesliga weiter als sehr beliebt in Deutschland, auch im Stadion. Einer Erhebung der DFL zufolge haben die 36 Klubs in der vergangenen Saison rund 20,7 Millionen Eintrittskarten verkauft und damit den bisherigen Bestwert aus der Vorsaison von etwa 19,8 Millionen Tickets übertroffen. Die Zahl bedeute eine durchschnittliche Zahl von 33.885 pro Spiel in den beiden Ligen.
Auf die Bundesliga entfielen demnach rund 11,9 Millionen Tickets, in der 2. Bundesliga waren es 8,8 Millionen. In der 2. Bundesliga bedeute das einen Anstieg von fast 30 Prozent. Die Bundesliga stehe mit einem Durchschnittswert von 38.973 Fans pro Begegnung vor der englischen Premier League und der italienischen Serie A weiter Spitzenreiter in Europa, so die DFL.
Die Fans des FC Schalke 04 bei einem Heimspiel in der 2. Bundesliga
Ärger über einseitige Kalendergestaltung der FIFA
In einem anderen Punkt wünschten sich Lenz und Merkel Mitsprache. Es geht dabei um den internationalen Spielkalender, der vom Weltverband FIFA aufgesetzt wird, ohne dass nationale Ligen und auch andere Interessengruppen bei der Abstimmung am Tisch sitzen. Der Weltverband der Ligen, dem auch die DFL angehört, hat der FIFA mit Klage gedroht, die Spielergewerkschaft FIFPRO sie sogar schon eingereicht. Ihnen ist vor allem die auf 32 Vereine ausgeweitete Klub-WM ein Dorn im Auge.
Das Turnier, das einen Monat dauern wird, ist auf eine Initiative von FIFA-Präsident Gianni Infantino zurückzuführen. Es wird im Jahr 2025 in den USA ausgetragen. Das Turnier sorgt bei den Spielern der Spitzenklubs für noch mehr Belastung. Aus Sicht der DFL besteht die Gefahr, dass neben den anderen Ligen wie der Premier League sowie der UEFA mit der vergrößerten Champions League ein weiterer Konkurrent um das Geld der Sender und Streamingdienst auf den Markt kommt.