Kalender immer voller Wegen Klub-WM - Ligen und Spielergewerkschaft drohen FIFA mit Klage
Der Weltverband der Ligen, in dem auch die Bundesliga Mitglied ist, kritisiert die FIFA gemeinsam mit der internationalen Spielergewerkschaft wegen der vergrößerten Klub-WM und droht sogar mit einer Klage. Die FIFA weist die Vorwürfe zurück.
Im Sommer 2025 wird erstmals die neue Klub-WM mit 32 Teams ausgetragen. Es ist ein neuer großer Termin im internationalen Fußballkalender. Für die Spieler der Spitzenklubs bedeutet es mehr Belastung, für die nationalen Liga- und Pokalwettbewerbe bedeutet es noch mehr Konkurrenz im Kampf um das Geld der Fernsehsender und Streamingdienste.
Während die FIFA mit der europäischen Klub-Vereinigung ECA bereits eine Zusammenarbeit zur kommerziellen Verwertung des Turniers vereinbart hat, fühlen sich die Ligen und die internationale Spielergewerkschaft FIFPRO übergangen. Sie fordern von der FIFA nun in einem gemeinsamen Brief an Präsident Gianni Infantino die vorläufige Absetzung der neuen Klub-WM und eine neue Diskussion um die Kalendergestaltung. Sollte sich die FIFA weigern, werde man Optionen prüfen. Die Drohung: "Zu diesen Optionen gehören rechtliche Schritte gegen die FIFA, für die wir nun externe Beratung in Anspruch genommen haben." In dem weltweiten Ligenverband World Leagues Association ist auch die DFL mit der Bundesliga organisiert.
Die Trophäe der FIFA Klub-WM
Vorwurf: FIFA entscheidet zu ihren Gunsten, mit negativen Auswirkungen auf andere
In dem Schreiben, das der Sportschau vorliegt, kritisieren die Verbände die FIFA deutlich. Die FIFA müsse bei der Gestaltung des Kalenders berücksichtigen, dass der Kalender die gesamte Fußballindustrie betreffe. "Allerdings hat die FIFA immer wieder einseitige Entscheidungen getroffen, die ihren eigenen Wettbewerben und kommerziellen Interessen zugute kamen, sich aber negativ auf nationale Ligen und Spieler auswirkten." Es seien alle Versuche von Ligen und Spielergewerkschaft ignoriert worden, eine Einbeziehung zu erreichen. Die Ligen fordern "objektive Kriterien" sowie ein "nicht-diskriminierendes und transparentes Verfahren" bei der Erstellung des Kalenders. Sprachlich ist das ein Bezug auf das Urteil des Europäischen Gerichtshofs zur Super League, das die Ligen offenbar auf ihrer Seite sehen.
Die Ausweitung der WM der Männer auf 48 Teams, die neue Klub-WM mit 32 Teams - all dies "gefährdet die nationalen Ligen und beeinträchtigt die Gesundheit und das Wohlbefinden der Spieler", schreiben die beiden Organisationen an Infantino. Die Klub-WM ist vom FIFA-Rat beschlossen worden, in dem auch DFB-Präsident Bernd Neuendorf Mitglied ist.
FIFA weist in einer Antwort alle Vorwürfe zurück
Die FIFA antwortete ebenfalls mit einem Brief durch Interims-Generalsekretär Mattias Grafström. Das Schreiben liegt der Sportschau vor. Den Vorwurf, den Kalender einseitig für den Businessplan der FIFA zu gestalten, weist Grafström zurück. Alle würden berücksichtigt. "Aber es ist nicht immer möglich, alle in diese Angelegenheit zufrieden zu stellen." Er verweist darauf, dass das Geld aus den Wettbewerben in den Fußball gehe und damit auch an die Ligen und die Spieler. Grafström widerspricht auch der Darstellung, dass es keine Einbeziehung der Ligen und der Spielergewerkschaft gegeben habe und verweist in dem Schreiben auf Treffen in den Jahren 2021 und 2022.
FIFA-Interims-Generalsekretär Mattias Grafström
Grafström sieht die FIFA zu Unrecht kritisiert. Er fragt, ob die Bedenken auch rechtliche Schritte gegen Klubs oder andere Verbände eingeleitet worden seien. Damit ist unter anderem die UEFA gemeint, die den Europapokal ab 2024 stark ausweitet. Grafström lädt die Ligen und die Gewerkschaft zu einem Treffen ein, "auch wenn wir mit dem Tenor und Inhalt des Schreibens nicht einverstanden sind".
Fast sarkastisch schließt der Brief: "Da die FIFA in den nächsten Wochen keine Wettbewerbe austrägt, schlagen wir vor, einen Termin zwischen dem Ende der verschiedenen nationalen und kontinentalen Wettbewerben und dem Beginn der Aktivitäten der Saisonvorbereitung festzulegen." Ein weiterer Hinweis darauf, dass man bei der FIFA andere in der Pflicht sieht, den Kalender zu entlasten.
Das Problem für die Ligen: Noch mehr Konkurrenz um TV-Geld und Termine
Für die Ligen stellt sich die FIFA durch die Klub-WM als neue Konkurrenz auf dem TV-Markt dar. "Apple TV" soll laut "New York Times" mit der FIFA vor einer Einigung für die Übertragungsrechte stehen. Dabei soll es um eine Milliarde US-Dollar gehen, was die FIFA nicht kommentierte. Das wäre weniger als von der FIFA erhofft - aber genug, um weitere Probleme für die Ligen auszulösen. Denn im Konkurrenzkampf um TV-Geld treten Ligaverbände wie die DFL sowohl gegen die FIFA mit der WM und der Klub-WM als auch gegen die UEFA mit der EM und dem Europapokal an. Wenn die großen Wettbewerbe mehr Geld an sich ziehen, bleibt weniger für nationale Wettbewerbe in den Budgets der Sender übrig.
Das Problem zeigte sich schon bei der Ausweitung des Europapokals um vier weitere Spieltage durch die UEFA. Die neue große Klub-WM im Vier-Jahres-Rhythmus ist nun aus Sicht der Ligen ein weiteres Problem im Kalender. Schon seit längerem sind nationale Wettbewerbe in Europa auf dem Rückzug:
- In Frankreich wurden der Ligapokal abgeschafft und die Ligue 1 von 20 auf 18 Klub verkleinert.
- In Italien wurde eine Verkleinerung der Serie A zumindest beantragt, aber bisher abgelehnt.
- In England wurden im FA Cup Wiederholungsspiele abgeschafft, im Ligapokal gibt es im Halbfinale keine Rückspiele mehr.
Ein weiteres Problem ist die Verwendung des Geldes der Klub-WM. Das wird weitgehend bei den Spitzenklubs landen und genau wie das Geld aus dem Europapokal der UEFA haben diese Zahlungen das Potenzial, die Schere zwischen großen und kleinen Klubs weiter auseinandergehen zu lassen. Aus Deutschland sind Bayern München und Borussia Dortmund für die WM qualifiziert.
Das Problem der Spieler: Immer weniger Ruhephasen
Für die Spieler der Spitzenklubs gibt es kaum noch freie Sommer. Künftig wird von vier Sommern nur noch einer frei sein statt bisher zwei. Ein Nationalspieler aus der Bundesliga hat künftig in einer Saison zahlreiche Spiele vor sich. FIFPRO warnt seit langem vor einer Überfrachtung des Kalenders, die ein Risiko bei Verletzungen und Überlastung der Spieler bedeute.
Wettbewerb | Spiele |
---|---|
Bundesliga | 34 |
DFB-Pokal | 6 |
Champions League | 17 |
Länderspiele | 10 |
Klub-WM | 7 |
Klub-WM - ein lohnendes Geschäft für die Spitzenklubs
Neben der FIFA sind es vor allem die am Turnier teilnehmenden Spitzenklubs, die profitieren. Die europäische Klub-Vereinigung ECA lobte das Turnier in den höchsten Tönen. "Die ECA begrüßt herzlich die Bekanntgabe der Details der neuen Klub-WM", hieß es: "Dieses neue Turnier ist eine fantastische Neuigkeit."
Die ECA und die FIFA unterzeichneten Ende März eine Grundsatzvereinbarung. Der ECA-Vorsitzende Nasser Al-Khelaifi, Präsident von Paris Saint-Germain und Chef des katarischen Sportsender "beIN Sports", sagte damals, dass die ECA nun eng mit der FIFA zusammenarbeiten werde, dabei gehe es auch um "die Verwaltung der kommerziellen Rechte".
Der ECA-Vorsitzende Nasser Al-Khelaifi (l.) und FIFA-Präsident Gianni Infantino bei der Unterzeichnung ihrer Grundsatzvereinbarung