Konkurrenz zur ECA Kleine europäische Klub-Vereinigung wählt Präsidenten
Die UEC will als Vereinigung der kleineren Klubs ein Gegengewicht zur mächtigen ECA sein. Am Mittwoch wählte sie ihren ersten Präsidenten und veröffentlichte erstmals eine Liste ihrer Mitglieder.
Bei ihrer ersten Generalversammlung wählten die Klubs einen 16-köpfigen Vorstand und mit Alex Muzio den Präsidenten der Union of European Clubs (UEC). Muzio ist Geschäftsführer des belgischen Erstligisten Royal Union Saint-Gilloise. Saint-Gille ist einer von 141 Klubs, die nach Angaben der Organisation nun Mitglieder in der UEC sind.
141 Mitglieder - aber nur etwas mehr als die Hälfte ist bekannt
Öffentlich zu ihrer Mitgliedschaft stehen 74 Klubs aus 19 Ländern. Zwölf davon kommen aus England, mit dem FC Burnley auch einer aus der Premier League. Spanien stellt ebenfalls zwölf Mitglieder, darunter mit CA Osasuna, FC Granada und UD Las Palmas drei Erstligisten. Klubs aus Deutschland sind in der veröffentlichten Liste nicht aufgeführt.
Blick in das Stadium des FC Burnley, Turf Moor
Die UEC merkt aber an, dass es neben den 74 öffentlich genannten noch 67 weitere Klubs aus 25 Ländern gibt, die bislang ihre Mitgliedschaft nicht öffentlich machen. Aus Deutschland hat bislang kein Klub eine Mitgliedschaft in der UEC bestätigt, bei einer Informationsveranstaltung vor rund einem Jahr waren aber fünf Bundesligisten zumindest anwesend.
Muzio fordert formelle Anerkennung durch die UEFA
"Diese Generalversammlung, die steigende Zahl der Mitglieder, die geografische Vielfalt der im Vorstand vertretenen Klubs und die demokratischen Grundsätze geben der UEC jedes Recht, an die Tür der UEFA zu klopfen, um eine formelle Anerkennung zu erhalten", sagte Muzio einer Mitteilung zufolge.
Sportpolitisch ist die Anerkennung durch die UEFA der brisante Punkt. Die European Club Association (ECA) ist derzeit das einzige von der UEFA anerkannte Bündnis von Klubs. Die ECA ist seit Jahren sehr mächtig - ohne ihre Zustimmung sind im Europapokal keine Änderungen beim Modus oder bei der Geldverteilung möglich.
Die ECA betont immer wieder, die einzige anerkannte Vertreterin der Klubinteressen zu sein. Sie stellte gegenüber ihren Mitglieder bereits klar, dass sie keine gleichzeitige Mitgliedschaft in beiden Organisationen akzeptiere und sprach öffentlich abschätzig über die UEC. Bayer Leverkusens Geschäftsführer Fernando Carro, Vorstandsmitglied der ECA, sagte im April gegenüber der Sportschau, dass er für die UEC "keine Zukunft" sehe.
Ziele: Bessere Verbandsführung, mehr Wettbewerbsgleicheit, finanzielle Nachhaltigkeit
Die UEC kritisierte die ECA immer wieder. Demnach habe die ECA ein Mitspracherecht vor allem für die großen Klubs im Blick und lasse die kleineren strukturell außer Acht. Sie stehe für eine ungleiche Geldverteilung, die die Machtverhältnisse im europäischen Fußball zementiere. Die ECA widersprach diesen Darstellungen stets.
Die UEC formulierte bei ihrer Versammlung Ziele:
- Sie fordert ein demokratischeres Modell für den europäischen Klubfußball. Das Prinzip solle lauten: "Ein Klub, eine Stimme."
- Mehr Wettbewerbsgleichheit in und zwischen nationalen Ligen: Neben einer Absage von Wettbewerbsreformen zugunsten der großen Klubs sollen neue Mechanismen das Geld anders unter den Klubs verteilen, statt Unterschiede zu verstärken.
- Unterstützt werden soll das neue Financial Fairplay der UEFA. Gefordert wird aber eine effektive Durchsetzung von Sanktionen.
Die UEC betonte bei früheren Anlässen stets, dass sie die ECA nicht ersetzen, ihr aber ein Gegengewicht entgegen stellen wolle.
ECA meldet 130 Prozent Zuwachs an Klubs
Die ECA teilte ebenfalls am Mittwoch nach einer Vorstandssitzung mit, dass sie nun 620 Mitglieder habe. Zu Beginn der Saison seien es noch 266 gewesen, die Steigerung beträgt demzufolge 130 Prozent - ein Beleg für eine größere Einbindung kleinerer Klubs.
Allerdings sind hier zahlreiche "Netzwerk-Mitglieder" und sogenannte "angeschlossene Mitglieder" mitgezählt, die keine oder nur wenige Abstimmungsrechte haben. Die Stimmrechte liegen vor allem bei den großen Klubs der großen Ligen.
Spaniens Ligachef unterstützt die Gründung der UEC
Eine polarisierende Figur spielt eine wichtige Rolle bei der UEC: Javier Tebas, Chef der spanischen Liga, unterstützte die UEC bei ihrer Gründung. Tebas gilt als einer der undiplomatischsten Funktionäre im internationalen Fußball.
Javier Tebas, Präsident von Spaniens La Liga
Zuletzt führte er La Liga aus dem Bündnis der europäischen Ligen, das sich seiner Ansicht nach "nur zum Kaffeetrinken trifft". Tebas unterstützte die UEC mehrfach mit öffentlichen Auftritten bei ihren Veranstaltungen.