Oke Göttlich, Präsident des FC St. Pauli.

Nach Aus für DFL-Investor Göttlich - "50+1 weg? Das wäre genau das falsche Zeichen"

Stand: 24.02.2024 22:03 Uhr

Oke Göttlich, Präsident des FC St. Pauli, hat einem Ende der 50+1-Regel eine deutliche Absage erteilt.

"Wenn Krakeeler auftreten und sagen: Ach, 50+1 kann ja weg, wir spalten die Ligen - dem jetzt in irgendeiner Weise nachzugeben, ist genau das falsche Zeichen", sagte Göttlich in der Sportschau. "Denn es war hier eine Entscheidung der demokratischen Ordnung 50+1, die sich durch die Vereine und Klubs durchgesetzt hat." Göttlich ist eines von neun Mitgliedern im DFL-Präsidium.

Leverkusens Carro: "Würde dem deutschen Fußball guttun, die Regelung nicht zu haben"

Bayer Leverkusens Geschäftsführer Fernando Carro hatte sich zuvor für eine Aufhebung der 50+1-Regelung ausgesprochen. Die Umsetzung einer solchen Maßgabe sollte jedem Klub selbst überlassen sein. "Es würde dem deutschen Fußball guttun, diese allgemeine Regelung nicht zu haben", sagte Carro bei "DAZN". "Ich sage nicht, dass es 50+1 nicht geben sollte, sondern es sollte jedem Klub selbst überlassen sein, ob sie das machen oder nicht", so Carro.

Fernando Carro, Geschäftsführer von Bayer 04 Leverkusen

Fernando Carro, Geschäftsführer von Bayer 04 Leverkusen

Carro hatte zudem vor der neuerlichen Abstimmung über den Einstieg eines Investors bei der DFL im Dezember eine Abspaltung der Bundesliga von der 2. Bundesliga ins Spiel gebracht. Diese wäre verbandsrechtlich allerdings schwierig umsetzbar. Denkbar bleiben andere Änderungen, im Gespräch ist eine "Teilautonomie" der Bundesliga, durch die die Klubs des Oberhauses bei bestimmten Entscheidungen unter sich bleiben könnten.

50+1-Regel

Die 50+1-Regel besagt, dass die Mehrheit der Stimmanteile einer ausgegliederten Profiabteilung eines Vereins immer in den Händen des von Mitgliedern bestimmten Muttervereins liegen soll. Der Einfluss von Investoren wird somit begrenzt. Eine Ausnahmeregelung gilt für Bayer 04 Leverkusen und den VfL Wolfsburg. Begründet wurden diese Ausnahmen mit einer "ununterbrochen und erheblichen Förderung über mindestens 20 Jahre".

Bundeskartellamt prüft 50+1 nach dem Fall Hannover weiter

Das Bundeskartellamt sollte auf Initiative der DFL eine Prüfung der 50+1-Regel hinsichtlich ihrer Vereinbarkeit mit Wettbewerbsrecht vornehmen. Die Beendigung des Verfahrens galt zuletzt als Formsache, denn es gab einen Kompromiss: Dieser sah vor, dass die DFL Auflagen für Bayer Leverkusen und den VfL Wolfsburg ausspricht, bei denen 50+1 nicht gilt. Zudem sollte es keine neuen Ausnahmen von der Regel mehr geben.

Verbandsregeln müssten transparent, objektiv, präzise und nicht diskriminierend gestaltet sein, teilte das Bundeskartellamt auf Anfrage mit. Deshalb müsse sich das auch in ihrer praktischen Anwendung zeigen. "Diese Handhabung kann Rückschlüsse darauf zulassen, ob die DFL die Ziele der Regel konsequent und konsistent verfolgt", so das Kartellamt weiter. Die Frage ist nun, wie der Fall Hannover 96 beim Amt bewertet wird.

Präsidium DFL e.V.
Person Klub Position
Hans-Joachim Watzke Borussia Dortmund Sprecher
Oliver Leki SC Freiburg 1. Stellvertreter
Steffen Schneekloth Holstein Kiel 2. Stellvertreter
Jan-Christian Dreesen Bayern München Mitglied
Oke Göttlich FC St. Pauli Mitglied
Axel Hellmann Eintracht Frankfurt Mitglied
Holger Schwiewagner SpVgg Gr. Fürth Mitglied
Marc Lenz DFL Mitglied
Steffen Merkel DFL Mitglied

Göttlich: "Müssen uns glaubwürdig aufstellen"

Nach der Absage an das Investorenmodell ist zudem offen, ob und wie die DFL die Investitionen bei der Digitalisierung und der Internationalisierung tätigen wird, die praktisch alle Klubs für nötig gehalten haben. Im Gespräch waren Kredite, neue Werbemaßnahmen oder die Nutzung bestehender Einnahmen.

Mit Blick auf das Zustandekommen des Votums und die Rolle von Martin Kind bei Hannover 96 sprach Göttlich von einer "in Sachen Glaubwürdigkeit und Demokratieverständnis richtigen Entscheidung", den Deal zu stoppen.

Göttlich forderte eine Vision für die Liga, die die 36 Klubs mit Fans und Mitgliedern zusammen erarbeiten müssten. Dafür müsse sich die DFL glaubwürdig aufstellen, beispielsweise bei 50+1. Danach müsse man "auf Augenhöhe dafür sorgen, dass wir Geld in die Liga kriegen. Und davon bin ich auch überzeugt, dass wir das hinkriegen können".