Ende der Investorenpläne Reaktionen - Fanverbände feiern, Vereine hoffen
Mit der abrupten Absage des Milliardengeschäfts mit einem Investor hat sich die Deutsche Fußball Liga in der Machtprobe den Fans gebeugt. Die DFL beendete am Mittwoch (21.02.2024) die Verhandlungen über den Einstieg eines strategischen Partners, um den Frieden in den Stadien wieder herzustellen.
Einige Klubs hatten zuletzt weitere Abstimmungen angeregt. Zuvor hatte es in der 1. und 2. Liga wochenlange Fan-Proteste mit Tennisbällen, Schokotalern und anderen Süßigkeiten, ferngesteuerten Autos und sogar kleinen Flugzeugen gegeben, es drohten Spielabbrüche. Zuletzt war in dem umstrittenen Bieterwettbewerb nur noch Investor CVC übrig geblieben.
Watzke: "Prozess ist erledigt"
"Jetzt habe ich das Gefühl einfach gehabt, dass jetzt keine Mehrheit mehr da ist. Und dann braucht man auch keine Abstimmung mehr machen, wenn man das Gefühl hat. Dieser Prozess ist jetzt jedenfalls erledigt", sagte der DFL-Aufsichtsratsvorsitzende Hans-Joachim Watzke.
Das Präsidium der Dachorganisation der 36 Profivereine beschloss in Frankfurt am Main einstimmig, die Gespräche mit CVC nicht mehr fortzuführen - und muss nach dem Platzen des erhofften Deals nun andere Geldquellen erschließen, um ihre Modernisierungspläne umzusetzen.
So reagiert Fußball-Deutschland auf den geplatzten Deal
Oke Göttlich, Mitglied des DFL-Präsidiums und Präsident des Zweitligisten FC St. Pauli: "Der Prozess ist in dieser Form nicht mehr umzusetzen gewesen, auch weil der Spielbetrieb und damit der Fußball an sich zunehmend gefährdet wird. Außerdem drohte eine weitere Polarisierung, die einen konstruktiven Austausch langfristig blockieren könnte. Wir müssen gemeinsam nach Lösungen suchen, statt gegeneinander zu arbeiten. Es ist nicht die Zeit für einseitige Schuldzuweisungen oder Triumphgeheul, sondern für respektvollen Austausch – im gemeinsamen Interesse, auf Basis von 50+1 und weiteren satzungsrelevanten Regeln den Fußball in den nationalen Wettbewerben zu stärken. Dafür müssen sich alle bewegen, sonst kommen wir nicht voran – sondern stehen bald vor den Trümmern einer Idee von ausgeglichenerem Wettbewerb und sauberen Regulierungsprozessen. Wir sind dringend angehalten, mit diesem Schritt den viele Jahre verschütt gegangenen institutionalisierten Dialog mit den Fangruppen zu suchen und notwendigerweise miteinander über die finanzielle Zukunft der Klubs zu sprechen."
Thomas E. Herrich, Geschäftsführer, Hertha BSC (Zweitligist):
"Wir befürworten diesen Schritt des DFL-Präsidiums und halten ihn in der Gesamtsituation für die richtige Entscheidung", sagte Geschäftsführer Thomas Herrich einer Mitteilung des Klubs zufolge. "Maßgeblich wird nun sein, wie sich die DFL und ihre Klubs zukünftig ausrichten und welche langfristigen Zielsetzungen vereinbart werden, die die Ligen nachhaltig stärken können", sagte Herrich.
CVC (einziger Verhandlungspartner der DFL):
"Wir geben keinen Kommentar."
Fan-Verband "Unsere Kurve":
"Es wird deutlich, wie wichtig, wie kompetent und wie stark Fans und Mitglieder in den Vereinen sind. Wir wissen jetzt einmal mehr, wie wertvoll die 50+1-Regel und die Beteiligung der Mitglieder ist." (Vorsitzender Jost Peter) "Ein guter Tag für Deutschlands Fußball-Fans." (Verbandssprecher Thomas Kessen)
VfB Stuttgart (Bundesligist):
"Wir begrüßen diese nachvollziehbare Entscheidung des DFL-Präsidiums, die uns alle, die wir den Fußball lieben, wieder zusammenkommen lässt. Nun gilt es, die Rückschlüsse aus den vergangenen Wochen zu ziehen und hieraus eine von möglichst allen mitgetragene Basis für eine Weiterentwicklung des deutschen Profifußballs zu schaffen. Das können Verbände, Vereine und Fans nur gemeinsam."
Michael Ströll, Geschäftsführer FC Augsburg: "Wir begrüßen die Entscheidung des DFL-Präsidiums, den Prozess nicht weiterzuführen. Wir haben großes Vertrauen in das Gremium gesetzt, eine verantwortungsbewusste Entscheidung im Sinne des deutschen Fußballs zu treffen, und wurden nicht enttäuscht. Den Entschluss hat man sicher nicht leichtfertig getroffen, aber wir sind überzeugt, dass er unter Abwägung aller Umstände in der aktuellen Situation richtig und zielführend ist. Wichtig ist, dass diese Entscheidung jetzt nicht von den Befürwortern dafür genutzt wird, die Spaltung der Ligen zu forcieren. Das wäre in der jetzigen Situation völlig deplatziert. Der Zusammenschluss der beiden Ligen ist ein großes und wichtiges Gut des deutschen Fußballs."
Bürgerbewegung Finanzwende (Geschäftsführer Daniel Mittler):
"Öffentlicher Druck aus der Zivilgesellschaft kann auch das ganz große Geld aufhalten. Für uns ist das ein Anlass zur Freude."
Zuvor hatten mehrere Klubs eine Neuabstimmung gefordert, nachdem vor allem das Verhalten von Martin Kind bei der DFL-Abstimmung über die Investorenpläne im Dezember mit Zweifeln bedacht worden war. Der Geschäftsführer von Hannover 96 war von seinem Verein beauftragt worden, gegen die Investorenpläne zu stimmen. In der "geheimen" Abstimmung schien aber genau Kinds Votum die Pläne der DFL ermöglicht zu haben.