Nach Fanprotesten Deal geplatzt - kein Investor für die DFL
Die DFL hat den geplanten Einstieg eines Investors abgesagt. Der deutsche Fußball befinde sich in einer Zerreißprobe, sagte DFL-Präsidiumssprecher Hans-Joachim Watzke: "Das war nicht mehr durchzuhalten."
Er habe das Gefühl, dass die Mehrheit der Klubs es lieber hätte, wenn die DFL von dem Thema Abstand nehme, sagte Watzke nach der Sitzung. Er habe deshalb vorgeschlagen, den Prozess abzubrechen: "Da braucht man keine Abstimmung mehr machen. Dieser Prozess ist jedenfalls erledigt." Der potenzielle Investor CVC erklärte auf Anfrage der Sportschau, dass man sich nicht zum geplatzten Deal äußern werde. Für die Spitze der DFL ist das Ende des geplanten Investorenmodells eine Niederlage. Und es kommen weitere Probleme auf den Ligaverband zu.
Hans-Joachim Watzke
Stimmverhalten von Martin Kind sorgte für Kontroverse
In den vergangenen Wochen hatte es viele Protestaktionen von aktiven Fanszenen in den Stadien gegeben, die teils zu langen Spielunterbrechungen führten. Immer mehr Klubs forderten zudem, dass es eine weitere Abstimmung über den möglichen Einstieg eines Investors geben soll. Maßgeblich für die Proteste war allerdings auch das Zustandekommen des Votums im Dezember.
Martin Kind, Geschäftsführer von Hannover 96
Es blieb bis zuletzt der Verdacht, dass sich die knappste nötige Mehrheit von 24 der 36 Klubs bei der Abstimmung auch auf ein Ja von Hannovers Geschäftsführer Martin Kind stützte, obwohl der Mutterverein ein Nein gefordert hatte. Dadurch steht ein Verstoß gegen die 50+1-Regel im Raum, Fans und auch viele Klubs befürchten eine Aushöhlung der Regel. Das DFL-Präsidium räumte ein, dass nicht verkannt werden dürfe, "dass es diesem Votum aufgrund der Vorgänge um Hannover 96 an breiter Akzeptanz fehlt". Obwohl der Investorendeal nun am Ende ist, wirft der gesamte Vorgang weiter Fragen bezüglich der 50+1-Regel auf - es droht eine weitere Zerreißprobe.
Person | Klub | Position |
---|---|---|
Hans-Joachim Watzke | Borussia Dortmund | Sprecher |
Oliver Leki | SC Freiburg | 1. Stellvertreter |
Steffen Schneekloth | Holstein Kiel | 2. Stellvertreter |
Jan-Christian Dreesen | Bayern München | Mitglied |
Oke Göttlich | FC St. Pauli | Mitglied |
Axel Hellmann | Eintracht Frankfurt | Mitglied |
Holger Schwiewagner | SpVgg Gr. Fürth | Mitglied |
Marc Lenz | DFL | Mitglied |
Steffen Merkel | DFL | Mitglied |
Bundeskartellamt will 50+1 nach Causa Hannover weiter prüfen
Auf einem Banner in der Bremer Ostkurve steht "Nein zu Investoren in der DFL!".
Denn das Bundeskartellamt sollte auf Initiative der DFL eine Prüfung der 50+1-Regel vornehmen. Die Beendigung des Verfahrens galt zuletzt als Formsache, nachdem im vergangenen Jahr ein Kompromiss gefunden worden war. Dieser sah vor, dass die DFL Auflagen für Bayer Leverkusen und den VfL Wolfsburg ausspricht, bei denen 50+1 nicht gilt. Zudem sollte es keine neuen Ausnahmen von der Regel mehr geben. Doch nun kündigte das Amt in einem Schreiben an die Verfahrensbeteiligten an, "sich mit den jüngsten Entwicklungen hinsichtlich der Anwendung der 50+1-Regel durch die DFL vertraut zu machen und dann über das weitere Vorgehen zu beraten". Das Schreiben liegt der Sportschau vor.
Das Verfahren hatte sich nach einem Befangenheitsantrag in die Länge gezogen, zudem sollten mehrere Urteile des Europäischen Gerichtshof berücksichtigt werden. Nun spielt auch die Lage in Hannover eine Rolle bei der Einschätzung der Wettbewerbshüter. Verbandsregeln müssten transparent, objektiv, präzise und nichtdiskriminierend gestaltet sein, teilte das Bundeskartellamt auf Anfrage mit. Deshalb müsse sich das auch in ihrer praktischen Anwendung zeigen. "Diese Handhabung kann Rückschlüsse darauf zulassen, ob die DFL die Ziele der Regel konsequent und konsistent verfolgt", so das Kartellamt weiter. Die genaue Gestaltung der Regel ist nun weiter offen.