Abstimmung im Dezember 1. FC Köln erteilt Investorendeal der DFL eine Absage
Der 1. FC Köln hat angekündigt, gegen den Investorendeal der DFL zu stimmen. Nach dem SC Freiburg ist es das zweite öffentliche "Nein" aus der Bundesliga.
Der 1. FC Köln bestätigte der Sportschau seine ablehnende Haltung zum Einstieg eines Partners aus dem Private-Equity-Bereich in der DFL. Auch die "Süddeutsche Zeitung" und die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichteten über die Haltung der Kölner. Zuvor hatte der SC Freiburg in einem Schreiben an seine Mitglieder verkündet, eine Position gegen die Beteiligung eines Investors im aktuell vorgestellten Modell "konsequent" zu vertreten.
"Die DFL hat ihren Investoren-Vorschlag deutlich nachgebessert. Aber es wurde leider immer noch nicht ausreichend geprüft, ob es sinnvollere Alternativen zu einem Private-Equity-Investor gibt", sagte Kölns Vize-Präsident Eckhard Sauren im Gespräch mit der Sportschau. "Der deutsche Fußball mit seiner Historie und seiner Verankerung in der Gesellschaft und der Ansatz eines Private-Equity-Unternehmens passen kulturell nicht zusammen." Private-Equity-Unternehmen sind private Beteiligungsgesellschaften. Sie sammeln Geld bei Anlegern ein, um zu investieren - und haben dabei in der Regel Renditeerwartungen im zweistelligen Prozentbereich.
Eckhard Sauren, Vizepräsident des 1. FC Köln
DFL hofft auf eine Milliarde Euro, müsste dafür aber Einnahmen abtreten
Die Abstimmung unter den 36 Klubs der DFL findet am 11. Dezember statt. Zur Abstimmung steht dann, ob die beiden DFL-Geschäftsführer Marc Lenz und Steffen Merkel unter bestimmten Vorgaben des DFL-Präsidiums eine "strategische Vermarktungspartnerschaft" mit einem externen Geldgeber verhandeln und abschließen dürfen. Dabei erhofft sich die DFL eine Milliarde Euro. Im Gegenzug soll der Investor 20 Jahre lang mit acht Prozent an den Vermarktungserlösen der DFL beteiligt werden.
Unter den 36 Klubs der DFL herrscht mit großer Mehrheit die Haltung, dass eine Weiterentwicklung des Geschäftsmodells der DFL notwendig ist. Auch Sauren nennt den Bedarf "unstrittig". Die Konkurrenz anderer Sportarten und Freizeitangebote wird größer, junge Menschen nutzen Medien anders. Die Bundesliga soll sich im Kampf um Aufmerksamkeit für die Zukunft digitaler und internationaler aufstellen, beispielsweise mit einer eigenen Videoplattform und neuen Formaten - und dafür sind Investitionen nötig.
Uneinigkeit gibt es allerdings darüber, ob die notwendigen Maßnahmen unter der Einbeziehung eines Investors finanziert und gestaltet werden sollen.
Köln sieht andere Finanzierung als bessere Lösung
Der 1. FC Köln sieht eine Finanzierung ohne Investor als die bessere Lösung an. "Während der Profifußball ein hohes Interesse haben sollte, die deutsche Fußballkultur mit ihrer Verbindung zur Basis zu fördern, wird ein Investor überwiegend kommerzielle Interessen vertreten", sagte Sauren. "Wir halten es weiterhin für zwingend notwendig, dass ausschließlich die 36 Profi-Vereine über die Entwicklung des deutschen Profifußballs entscheiden und dabei kein Private-Equity-Unternehmen mit am Tisch sitzt."
Schon beim gescheiterten Investoreneinstieg im Mai befand sich der 1. FC Köln unter den Klubs, die gegen den Einstieg eines Investors in der DFL gestimmt hatten. Laut Kölns Vize-Präsidenten sind erneut alternative Finanzierungskonzepte nicht ausreichend geprüft worden, "hier allen voran eine mögliche Binnenfinanzierung", sagte er. Auch eine zumindest teilweise Aufnahme von Krediten sei eine Möglichkeit oder eine Mischform von beidem.
Freiburg: Klubs sollten notwendige Maßnahmen der DFL selbst finanzieren
Zuvor hatte sich auch der SC Freiburg für die sogenannte Binnenfinanzierung ausgesprochen, die einem Investor vorzuziehen sei. Mit Binnenfinanzierung ist gemeint, dass die Klubs das Geld für die erforderlichen Maßnahmen selbst aufbringen sollen, ohne künftige Einnahmen über 20 Jahre abgeben zu müssen.
Die erwartete Investitionssumme, die ein möglicher Geldgeber mitbringen soll, wurde von der DFL im neuen Modell deutlich niedriger angesetzt. Beim Modell im Mai sollte der Investor zwei Milliarden Euro für die Beteiligung zahlen. Nun erwartet die DFL nur noch eine Milliarde Euro, wovon 600 Millionen Euro für die Digitalisierung und die Internationalisierung aufgewendet werden sollen.
Eine Summe, die bei 36 Klubs und einem bestimmten Zeitraum klein genug ist, um es ohne Investor zu schaffen, meint der SC Freiburg. "Sofern Investitionen aus eigener Kraft gestemmt werden können, ist dies der Beteiligung eines Dritten immer vorzuziehen. Diese Position werden wir in der Form auch konsequent vertreten", schrieben Vorstand und Aufsichtsrat der Freiburger am Samstag (25.11.2023) in einem Brief an die Mitglieder des Klubs.
Mitglieder von St. Pauli und Düsseldorf fordern eine Ablehnung
Weiteren öffentlichen Widerspruch gegen den Investoren-Einstieg gibt es von Klubvertretern der Bundesliga und der 2. Bundesliga bislang nicht. Bei Fortuna Düsseldorf und dem FC St. Pauli kam es in Mitgliederversammlungen durch Dringlichkeitsanträge zu Abstimmungen, bei denen sich die Mitglieder mehrheitlich gegen den Abschluss des Geschäfts aussprachen.
Bei St. Pauli votierten 93,7 Prozent gegen einen Investor bei der DFL, bei Düsseldorf 75,9 Prozent. Die Klub-Vertreter sind an das Votum ihrer Mitglieder nicht gebunden, aber es ist ein Auftrag.
DFL änderte das Konzept an mehreren Stellen
Die Klubs hatten sich nach der Abstimmung im Mai mit dem geplatzten Investorendeal gespalten und zerstritten gezeigt. Die DFL veränderte daraufhin mehrere Eckpunkte der möglichen Partnerschaft mit einem Investor, um Kritiker umzustimmen:
- Dem neuen Geschäftsmodell zufolge geht kaum noch Geld in das Tagesgeschäft der Klubs für Spieler und Berater - ein entscheidender Punkt für viele Gegner.
- Das aktuelle Modell kommt von den Schreibtischen einer berufenen Geschäftsführung - und nicht mehr von einem interimsweise geführten Gremium. Auch daran hatten einige Klubs Kritik geübt.
- Das gesamte Vorgehen wird transparenter geführt.
- Weiterhin wird betont, dass ein Partner keinen Einfluss auf Spieltermine, Spiele im Ausland oder den Modus nehmen könnte.
Bekommt die DFL einen Investor?
In der DFL wurden die Vorschläge zur Binnenfinanzierung und zur Finanzierung per Kredit - wie von Freiburg und Köln ins Gespräch gebracht - weitgehend ausgeschlossen. Dabei habe sie "Vor- und Nachteile abgewogen", so die DFL.
Bei der Binnenfinanzierung wird entgegnet, dass den Klubs dann im Tagesgeschäft direkt Geld fehlt. Aktuell zahlen die Klubs eine Abgabe ihrer Vermarktungserlöse von 7,75 Prozent an die DFL. Das Gegenargument in der DFL: Um die gewünschten Maßnahmen zu bezahlen, müsste diese Abgabe erhöht werden, wodurch den Klubs weniger Geld zur Verfügung steht. Beim Einstieg eines Investors dagegen sollen 300 Millionen Euro dafür genutzt werden, um zumindest vier Jahre lang die Lücke für die Klubs auszugleichen, die durch die Zahlung der acht Prozent an den Investor entstehen würde.
Beim Fremdkapital, also einer Finanzierung mit Krediten, wird in der DFL argumentiert, dass eine Vergemeinschaftung von Schulden vermieden werden soll - also dass einige Klubs für die Schulden anderer haften. Die DFL teilte mit, dass das Modell mit dem Investor "enkelfähig" sei, also ohne Schulden. Auch die steigenden Zinsen seien ein Gegenargument für Kredite.
Abstimmung am 11. Dezember: Zwei-Drittel-Mehrheit nötig
Die Entscheidung fällt am 11. Dezember. Damit die Geschäftsführer Lenz und Merkel ein Mandat zum Abschluss eines Investoreneinstiegs erhalten, brauchen sie eine Zwei-Drittel-Mehrheit unter den 36 Klubs. Beim vergangenen Versuch am 24. Mai hatte die damalige Interimsgeschäftsführung aus Oliver Leki (SC Freiburg) und Axel Hellmann (Eintracht Frankfurt) die nötige Mehrheit unter den 36 Klubs verpasst. 20 Klubs stimmten damals dafür, elf dagegen, fünf enthielten sich. Im Mai ging es um ein Geschäft mit 12,5 Prozent Erlösbeteiligung über ebenfalls 20 Jahre. Dafür sollte ein Investor bis zu zwei Milliarden Euro zahlen - was zeigt, dass sich die Konditionen etwas verschlechtert haben.
Marc Lenz (l.) und Steffen Merkel, die beiden Geschäftsführer der DFL
Einer der maßgeblichen Befürworter eines Investoren-Deals ist Hans-Joachim Watzke, Geschäftsführer von Borussia Dortmund und DFL-Aufsichtsratschef. Das Thema Investor sei endgültig erledigt, wenn es diesmal keine Zustimmung gebe, sagte Watzke auf der Mitgliederversammlung des BVB am Sonntag (26.11.2023): "Da können sie sicher sein."
Welche Konsequenzen eine erneute Ablehnung hätte, ist offen. Als Drohkulisse war im Mai ein Ende der Zentralvermarktung aufgebaut worden. Auch eine Abspaltung der Bundesliga von der 2. Bundesliga wurde thematisiert, was aber mit hohen rechtlichen Hürden verbunden wäre.