Der deutsche Skispringer Andreas Wellinger zufrieden mit seiner eigenen Leistung

Skispringen in Willingen Zwei Sprünge gegen die Krise - aber auch neue Tiefschläge

Stand: 02.02.2025 17:55 Uhr

Andreas Wellinger und Philipp Raimund haben das nächste deutsche Fiasko beim Heim-Weltcup in Willingen verhindert. Mit der Entscheidung hatten die deutschen Skispringer aber auch am Sonntag (02.02.2025) nichts zu tun.

Während der Österreicher Daniel Tschofenig nach seinem erneuten Sieg im Auslauf feierte, herrschte bei den deutschen Skispringern mal wieder Katerstimmung. Vor mehr als 13.000 Zuschauern reichte es erneut nicht für einen Platz auf dem Siegerpodest.

Lediglich Andreas Wellinger (142 m/138,5 m) und Philipp Raimund (136 m/133,5 m) schafften es in den zweiten Durchgang, verpassten aber auf Platz zwölf und 15 die Top Ten.

Wellinger bester Deutscher

Zumindest einmal streckte Wellinger die Jubelfaust nach der Landung in den Himmel. Mit seinem Satz auf 142 Meter im ersten Durchgang war er zufrieden. Der Sprung reichte zur Halbzeit aber nur für den zehnten Platz, weil die besten der Besten aktuell einfach deutlich weiter fliegen. Auch der zweite Sprung auf 138,5 Meter war in Ordnung, spülte Wellinger aber nicht nach vorn, sondern noch zwei Plätze nach hinten. Mit seinem zwölften Platz ist er aber zumindest wieder auf Schlagdistanz. "Es war mehr Leben im Sprung, ich hab mehr Unterstützung vom Ski gespürt.", sagte Wellinger am Sportschau-Mikrofon. Es sei insgesamt eine beschissene Situation, und werde nicht von heute auf morgen funktionieren.

Skispringen in Willingen - die Stimmen

Sportschau Wintersport, 02.02.2025 10:35 Uhr

Raimund - Es geht in die richtige Richtung

Raus aus der Negativspirale wollte nach dem Desaster am Samstag auch Philipp Raimund. Nach einer starken Qualifikation liefen die Sprünge auch im Wettkampf wieder besser. Im ersten Durchgang trug es Raimund auf 136 Meter - und das bei Rückenwind. Diese Tatsache hätte eigentlich für zusätzlich Aufwind sorgen können. Eigentlich. Die Realität sah anders aus. Im Finale landete der 24-Jährige bei 133,5 Metern - damit fiel er vom zwölften auf den 15. Platz zurück. Immerhin sein bestes Ergebnis seit der Vierschanzentournee.

Der 1. Durchgang in Willingen im Re-Live

Sportschau Wintersport, 02.02.2025 10:35 Uhr

Tschofenig und Forfang liefern sich Weitenshow

Die Weltspitze ist den Deutschen aber um mehr als einen Meter voraus. Mit 150 Metern verblüffte Vierschanzentournee-Sieger Daniel Tschofenig (Österreich) und legte damit den Grundstein zum Sieg. Im Finale drohte nur von Johann André Forfang (Norwegen/147 Meter) Ungemach. Und der Norweger haute richtig einen raus. Mit 152 Metern setzte er Tschofenig unter Druck. Der Österreicher konterte und flog bei weniger Anlauf auf 148 Meter. Das reichte zum Sieg. Auf dem dritten Platz landete mit Jan Hörl ein weiterer Österreicher.

Paschke als 31. raus - auch Geiger scheitert

Raimund und Wellinger waren die einzigen Lichtblicke im DSV-Team. Es passte ins Bild, dass Pius Paschke das Finale als 31. um genau einen Platz verpasste. Seine 130,5 Meter reichten nicht, weil Benjamin Oestvold aus Norwegen (30. Platz) 0,3 Punkte mehr sammelte. Oestvold sprang zwar nur 125,5 Meter, bekam aber deutlich mehr Windpunkte und verschärfte die Krise des deutschen Skisprung-Oldies, der zu Saisonbeginn auf Wolke sieben geschwebt hatte. Doch was zu Saisonbeginn wie von selbst ging, fühlt sich jetzt schwer wie Blei an.

Der deutsche Skispringer Pius Paschke unzufrieden

Der deutsche Skispringer Pius Paschke verpasste das Finale.

Ähnlich geht es Karl Geiger, der im Finale ebenfalls nur Zuschauer war. Mit einem Satz auf 129,5 Meter landete der Oberstdorfer, der in Willingen vor sechs Jahren seinen zweiten von insgesamt 15 Einzelsiegen holen konnte, auf dem enttäuschenden 33. Platz und verpasste wie schon am Samstag den zweiten Durchgang. "Ich bin ziemlich gefrustet. Das Wochenende hab ich so nicht kommen sehen", sagte Paschke der Sportschau.

Auch Hofmann und Tittel scheiden aus

Das Auf und Ab der deutschen Skispringer verkörperte Felix Hoffmann am Sonntag. War er am Samstag als 15. noch der Lichtblick im DSV-Team, stand er 24 Stunden kopfschüttelnd im Auslauf. Sein Sprung auf nur 123,5 Meter reichte nicht für den zweiten Durchgang.

Das Finale der besten 30 verpasste auch Adrian Tittel. Auf den Schultern des Youngsters lastet der geringste Druck. Keiner erwartet Höheflüge vom 20-Jährigen - und dennoch scheint es, als sei der Weltcup in einer kriselnden deutschen Mannschaft mehr Last als Lust. Auch am dritten Tag in Willingen verabschiedete sich der Rohdiamant mit nur 121,5 Metern schon nach dem ersten Durchgang.

Paschke - Wettkampfpause gegen die Krise?

Nach den Weltcups in Europa stehen weite Reisen bevor. Am kommenden Wochenende wird in Lake Placid gesprungen, anschließend geht es nach Sapporo. Paschke und Tittel werden nicht im Flieger sitzen. Beide legen eine Wettkampfpause ein, um sich abseits vom Trubel auf die Weltmeisterschaft vorzubereiten.

Statt Paschke wird Stephan Leyhe ins Weltcup-Team zurückkehren und neben Wellinger, Raimund, Geiger und Hoffmann nach Lake Placid fliegen. Geiger hält nichts von einer Pause: "Neue Schanze, neues Glück. Trainiert habe ich genug", erteilte er der Frage nach einer Pause eine Absage.

Es gibt durchaus Beispiele, wo eine Pause zu neuen Höhenflügen verhalf. Bei Stefan Kraft oder Ryoyu Kobayashi lief es nach einer kleiner Auszeit in der Vergangenheit anschließend deutlich besser.

Unsicherheit, Ratlosigkeit und Trainer-Diskussion

Sportschau Wintersport, 02.02.2025 10:35 Uhr