Misere setzt sich fort Deutsche Skispringer erleben Debakel in Willingen
Nächster Tiefschlag für die deutschen Skispringer: Hatte zuletzt immerhin noch Karl Geiger aufsteigende Form bewiesen, sprangen die DSV-Adler dieses Mal im Kollektiv hinterher. Der Sieg ging wieder einmal nach Österreich.
Es hatte den Anschein, als würde die größte Skisprung-Großschanze der Welt den deutschen Skispringern an diesem Samstag (01.02.2025) nicht nur den Atem, sondern auch das Selbstvertrauen rauben. Ausgerechnet beim Heimweltcup in Willingen schnitten die DSV-Adler vor 23.500 Zuschauern schlecht wie lange nicht mehr ab - und setzten zugleich ihre Formkrise gut drei Wochen vor der WM fort.
Hoffmann bester Deutscher - Tschofenig gewinnt
Einzig Andreas Wellinger, Pius Paschke und Felix Hoffmann hatten es überhaupt in den zweiten Durchgang geschafft. Von einer Top-Platzierung waren sie aber allesamt weit entfernt. Hoffmann, der erst zum zweiten Mal Weltcuppunkte in dieser Saison sammelte, wurde noch bester Deutscher auf Platz 15. Wellinger und Paschke beendeten den Wettkampf auf den Plätzen 17 und 27.
"Aktuell ist es schon ein bisschen zäh, wir haben heute eigentlich noch weiter verloren", sagte Bundestrainer Stefan Horngacher in der Sportschau. Zum zehnten Mal in Folge blieben seine Schützlinge in einem Einzel-Wettkampf ohne Podest. "Unser Ziel war es, den Abstand ein bisschen zu verkürzen. Das ist uns absolut nicht gelungen."
Schon in den vergangenen Wochen waren die DSV-Adler der Weltspitze hinterhergesprungen, diesmal wurde noch deutlicher, wie groß der Unterschied ist - vor allem im Vergleich zu Tourneesieger Daniel Tschofenig, der sich in Willingen seinen sechsten Saisonsieg holte. Der Österreicher setzte sich mit Sprüngen auf 135,5 und 142 Meter (288,9 Punkte) vor dem Slowenen Anze Lanisek durch (284,9 Punkte). Dritter wurde mit Maximilian Ortner (275,9) ein weiterer Österreicher.
Herber Rückschlag für Geiger
Acht DSV-Springer hatten sich für den Wettkampf qualifiziert, nur drei von ihnen schafften den Sprung in den zweiten Durchgang. Vor allem das Aus von Geiger kam überraschend. Nachdem der 31-Jährige zuletzt noch so etwas wie der einzige Lichtblick war, musste er in Willingen, wo er vor sechs Jahren seinen zweiten von insgesamt 15 Einzelsiegen holen konnte, nach einem schwachen Versuch auf 114,5 Meter früh die Segel streichen und wurde nur 44..
"Das war ein ganz schönes Brett", haderte Geiger. "Ich bin hier überhaupt nicht zurechtgekommen und einfach schlecht gesprungen. Die letzten zwei Wochen waren durchaus positiv. Da ging es in die richtige Richtung. Aber es will auch teammäßig einfach nichts ins Laufen kommen."
Wellinger lag nach 126,5 Metern auf Halbzeitrang 20, Paschke, der viel Pech mit den Bedingungen hatte, nach 123,5 Metern auf Platz 21. Während Hoffmann im zweiten Durchgang mit starken 137 Metern das erste (und einzige) Mal an diesem Tag für deutschen Jubel sorgen und in der Endabrechnung noch zehn Plätze gutmachen konnte, fiel Paschke nach 122 Metern im Ranking zurück. Wellinger steigerte sich mit 133 Metern noch etwas.
Eisenbichler und Leyhe nutzen Chance nicht
Auch Markus Eisenbichler und Stephan Leyhe durften sich wieder einmal im Weltcup beweisen - das misslang allerdings gründlich. Eisenbichler hatte es als Vorletzter in der Qualifikation überhaupt erst mit Ach und Krach in den Wettkampf geschafft, nach 123,5 Metern ließ er auch dort den Kopf hängen.
"Das ist natürlich nicht geil, wenn man so schlecht wie ich gerade springe", fand Eisenbichler deutliche Worte. "Es fehlt die Selbstverständlichkeit, das Vertrauen." Auch Leyhe konnte auf seiner Heimschanze keine Werbung in eigener Sache betreiben, 125,5 Meter reichten nicht für den zweiten Durchgang. Für die beiden Routiniers schwinden damit auch die letzten Hoffnungen auf eine WM-Teilnahme.
Raimund und Schmid scheiden aus
Philipp Raimund landete nach dem Podestplatz im Team am Vortag ebenfalls auf dem harten Boden der Tatsachen, 128 Meter bedeuteten das frühe Aus. Constantin Schmid durfte den Wettkampf eröffnen, 124 Meter sollten allerdings auch nicht für den zweiten Durchgang reichen. "Es war ein gutes Gefühl, aber hätte besser ausgehen können", haderte Schmid. "Aber im Vergleich zur letzte Woche habe ich immerhin einen Schritt nach vorne gemacht."
Der Deutsche Skiverband (DSV) ist mit einem XXL-Aufgebot in Willingen vertreten. Insgesamt sind zehn deutsche Athleten dabei, Luca Roth (107,5 Meter) verpasste den Einzug in den Wettkampf, Adrian Tittel wurde aufgrund eines zu großen Anzugs disqualifiziert - auch das passte an diesem völlig missglückten Tag ins Bild.