Skifliegen am Kulm Wellinger wahrt Medaillenchance bei Skiflug-WM
Spektakel, Drama, Spannung - die Skiflug-WM am Kulm in Bad Mitterndorf/Österreich hält am ersten Wettkampftag, was sich die Fans von ihr versprochen haben. An der Spitze bahnt sich ein Duell zwischen dem Slowenen Timi Zajc und dem Österreicher Stefan Kraft um den Weltmeistertitel im Einzel an. Aber auch Andreas Wellinger aus Ruhpolding hat noch beste Medaillenchancen.
Mit Sprüngen auf 222,0 und 218,5 Meter belegt Wellinger nach dem ersten Tag Rang vier. Sein Rückstand auf den Bronzeplatz, den der Norweger Johann Andre Forfang einnimmt, beträgt gerade mal 0,5 Punkte. Das bedeutet, dass mit einer guten Leistung noch alles drin ist für den 28-Jährigen, der 2016 und 2022 bereits WM-Silber mit dem Team gewonnen hat, dem eine Einzelmedaille bei einer Skiflug-WM aber noch fehlt. Hinter Wellinger lauern der Slowene Lovro Kos und der Pole Piotr Zyla auf Fehler.
Mit 228,5 und 227 Metern die größten Weiten des Tages erreichte der Slowene Timi Zajc, der in Abwesenheit seines verletzten Teamkollegen Anze Lanisek für diesen in die Bresche sprang und die beste Ausgangsposition hat, bevor am Samstag in zwei weiteren Durchgängen die Entscheidung um den Titel fällt. Ihm am nächsten kam Stefan Kraft (Österreich/225,5/219,0 m) .
Wellinger: "Es fehlt nicht viel"
"Es feht nicht viel, ich bin echt nah dran. Wenn ich das hinkriege, ist alles möglich", sagte Wellinger im ZDF. Am Abend stünden jetzt noch Regeneration und die Analyse der Sprünge an, so der Oberbayer, der aber optimistisch ist, den halben Punkt auf Forfang noch aufholen zu können. Auch Bundestrainer Stefan Horngacher freut sich auf den Samstag: "Wir werden uns gut vorbereiten und noch einmal versuchen, eine Schippe draufzulegen."
Fettner mit Fast-Sturz schon raus
Einige Mitfavoriten sind dagegen nach dem ersten Tag schon weit zurück oder bereits ganz raus. So konnte sich Manuel Fettner (Österreich) nicht für den zweiten Durchgang qualifizieren, nachdem er bei seinem verhunzten Versuch nur mit Mühe einen Sturz verhindern konnte. Auch Vierschanzentournee-Sieger Ryoyu Kobayashi liegt zu weit zurück, um noch ein Wörtchen um die Toplätze mitzureden.
Für den DSV traten neben Andreas Wellinger Pius Paschke (WSV Kiefersfelden), Karl Geiger (SC Oberstdorf) und Stephan Leyhe (SC Willingen) an. Philipp Raimund zog als Fünfter im Bunde den Kürzeren und war zum Zuschauen verdammt. Jede Nation darf nur vier Athleten an den Start schicken. Einzige Ausnahme: Norwegen, das in Marius Lindvik den Titelverteidiger stellt.
Leyhe auf Platz elf - Geiger und Paschke weit weg von der Spitze
Die Norweger dezimierten sich jedoch gleich selbst, weil Halvor Egner Granerud noch vor seinem ersten Sprung disqualifiziert wurde. Nach zwei Sprüngen ist Johann Andre Forfang ihr Bester und hat auf Platz vier ebenfalls noch Chancen auf Edelmetall.
Die übrigen DSV-Adler können nicht mehr ins Medaillengeschehen eingreifen. Stephan Leyhe konnte sich nach zunächst enttäuschenden 207,5 m im zweiten Durchgang steigern (216,5 m) und belegt immer hin Rang elf. Karl Geiger brachte mit 213,0 m nur einen soliden Sprung nach unten. Im zweiten Durchgang landete er schon bei 180,0 m und fiel weit zurück. Allerdings hatte der Oberstdorfer wieder mal Pech mit den Windverhältnissen. Pius Paschke (198,5/195,0 m) war chancenlos.
"Es war heute der beste Flug, den ich gemacht habe", sagte Stephan Leyhe im ZDF. Karl Geiger sagte, er nehme das gute Gefühl des ersten Durchgangs mit, suche aber noch nach dem richtigen Flugsystem.
Teamfliegen zum Abschluss
Zum Abschluss des viertägigen Events wird am Sonntag (14 Uhr) das Teamfliegen ausgetragen. Hier ist Deutschland angesichts der Formschwäche der Athleten neben Wellinger eher als Außenseiter am Start.