Skiflug-WM Mythos Kulm - Schanze mit eigener Magie
Im österreichischen Bad Mitterndorf findet die 28. Skiflug-Weltmeisterschaft statt. Die Flugschanze am Kulm gilt als Schanze mit eigener Magie, gerade für die deutschen Athleten.
"Skifliegen ist die Champions League beim Skispringen", sagt der österreichische Skispringer Stefan Kraft in einer Medienrunde kurz vor Beginn der Skiflug-WM am Kulm. Der 30-Jährige hält mit einer Weite von 253,5 Metern den Weltrekord im Skifliegen. Erzielt wurde diese Weite 2017 im norwegischem Vikersund.
Bei der diesjährigen WM am Kulm sollte der Weltrekord nicht in Gefahr sein. Sprünge über 240 Meter sind möglich, was der aktuelle Schanzenrekord das Slowenen Peter Prevc zeigt. Bei der WM 2016 flog er auf 244 Meter.
Die Gesetze am Kulm
"Kulm hat seine eigenen Gesetze", so der deutsche Bundestrainer Stefan Horngacher gegenüber der Sportschau. Der Österreicher kennt die Schanzen in Bad Mitterndorf sehr gut. Als Athlet gewann er 1991 den Weltcup im Einzel. Was macht die Flugschanze am Kulm so speziell und für die Deutschen zum Mythos?
"Kulm ist einzigartig. An diesem Hügel weht der Wind von verschiedenen Seiten. Das macht es für die Springer so schwierig", so der 54-Jährige. Im Vergleich zu den weiteren Skiflug-Schanzen in Oberstdorf, Vikersund und Planica besitzt die Schanze keinen Anlaufturm. Die reine Flugzeit hält sich am Kulm in Grenzen.
Umbau für mehr Sicherheit
Nach 2014 begannen größere Umbaumaßnahmen. Der Status als einzige Natur-Flugschanze ging verloren, da der Schanzentisch (Beton) und der Anlauf künstlich wurden. "Früher gab es hier einige Stürze", so Horngacher. "Nach den Umbaumaßnehmen fliegen die Athleten jetzt nicht mehr so hoch. Das macht es für sie angenehmer."
Keinen deutschen Sieger
Für die DSV-Adler hat sich die Flugschanze während einer Weltmeisterschaft zum eigenen Mythos entwickelt. Kein deutscher Skispringer konnte seit der ersten Weltmeisterschaft 1975 am Kulm gewinnen. DDR-Springer Rainer Schmidt sorgte bei der ersten WM für den größten Einzelerfolg mit der Silbermedaille.
Seitdem wartet das deutsche Team vergeblich auf einen weiteren Erfolg im Einzel. Der deutsche Ausnahmespringer und Sportschau-Experte Sven Hannawald flog 2003 mit einer Weite von 214 Meter zum Weltcup-Sieg am Kulm, zu seiner Zeit fand aber keine WM in Bad Mitterndorf statt.
Im Teamspringen kam die deutsche Mannschaft 2006 auf den dritten Platz und 2016 auf den zweiten. Damals wie heute dabei: Andreas Wellinger und Stephan Leyhe. Komplettiert wird das deutsche Team von Karl Geiger, Pius Pasche und Philipp Raimund. Bundestrainer Stefan Horngacher blickt nach der Vierschanzentournee und den Weltcup-Springen positiv auf die Skiflug-WM: "Wir hoffen, dass wir den Mythos Kulm hier besiegen können und auf dieser Kulm-Welle runterreiten können."