Skispringen, Weltcup Karl Geiger bringt Klingenthal zum Jubeln
Er ist doch schlagbar: Nach vier Siegen hat Stefan Kraft erstmals ein Weltcup-Springen in dieser Saison nicht gewonnen. Karl Geiger triumphierte am Samstag (09.12.2023) in Klingenthal, Andreas Wellinger und Pius Paschke rundeten das erneut starke DSV-Ergebnis ab.
Vier Springen war die Weltcup-Saison im Skispringen alt, bevor es auf die Schanze nach Klingenthal ging, und genauso lang war Stefan Kraft nicht zu bezwingen. Alle Springen hatte der Österreicher gewonnen und nun wollten die Deutschen, die es bereits fünfmal aufs Podest geschafft hatten, diese Serie beenden. Und vor heimischer Kulisse deutete im ersten Durchgang vieles darauf hin, dass dieses Unterfangen klappen könnte.
Geiger gelingt "Wahnsinns"-Sprung
Lange blieb es ruhig im Nebel von Klingenthal, doch dann setzte Ryoyu Kobayashi das erste Ausrufezeichen des Tages. Mit einem Sprung auf 140,5 Meter setzte sich der Japaner an die Spitze - doch nach ihm kam der Überflieger des ersten Durchgangs.
Karl Geiger distanzierte Kobayashi trotz dessen Ausnahmesprung noch deutlich, landete erst nach 144 Metern und bekam 4,4 Punkte mehr. "Wahnsinn, das war der erste Sprung, den ich richtig getroffen habe. Unfassbar geil, es hat mega Spaß gemacht vor der Kulisse. Das war der Hammer", sagte Geiger.
Paschke knapp am Schanzenrekord vorbei
Der DSV-Springer führte zur Halbzeit und durfte sich nach zwei vierten Plätzen zuletzt in Lillehammer nicht nur Hoffnungen auf den ersten Podestplatz der Saison machen, sondern sogar auf den ersten Sieg. Doch nicht nur Geiger überzeugte. Pius Paschke bestätigte auch seine tolle Form und ging mit dem weitesten Sprung (145,5 Meter) als Dritter mit nur 0,2 Punkten weniger als Kobayashi in den zweiten Durchgang. Mit seiner Weite verpasste Paschke zudem den offiziellen Schanzenrekord nur um einen Meter.
Auch Andreas Wellinger überzeugte, war nach 139 Metern Sechster. Nicht abschreiben durfte man aber auch Seriensieger Kraft, der mit weniger Anlauf 140 Meter weit flog und als Vierter nur 5,2 Punkte Rückstand auf Geiger hatte.
Kraft kommt ran, aber nicht vorbei
Und nach seinen Doppelsiegen in Ruka und Lillehammer konnte der Österreicher diesmal nicht zurückschlagen. Zwar zeigte Kraft auch im zweiten Durchgang mit 144,5 Metern einen überragenden Sprung und baute Druck auf das Führungstrio aus. Zum Sieg reichte es jedoch nicht. Er überholte zwar Paschke und Kobayashi, doch Geiger konnte er nicht mehr vom Thron stoßen. Bei noch besseren Bedingungen flog der Deutsche 146 Meter und rettete den Vorsprung ins Ziel. Für Geiger war es der 14. Weltcuperfolg seiner Karriere.
"Ich habe immer gesagt, dass wir probieren werden, zu gewinnen. Karl ist heute außergewöhnlich gut gesprungen, er war super fokussiert. Er hat tolle Sprünge gezeigt, speziell im zweiten Durchgang. Es war ein schwieriger Wettkampf, weil man extrem weit springen musste und sich die Windverhältnisse immer etwas geändert haben. Eine unglaubliche Leistung von Karl - aber auch von Andy Wellinger, Pius Paschke und Stephan Leyhe. Super Team, super Stimmung und ein super Erfolg heute", sagte Bundestrainer Stefan Horngacher im Sportschau-Interview.
Nach seinen zwei zweiten Plätzen in Lillehammer und Rang drei im zweiten Springen in Ruka konnte Wellinger in Klingenthal zwar nicht erneut aufs Podest springen, zeigte aber erneut eine starke Leistung. Im zweiten Durchgang hatte der 28-Jährige zwar etwas Pech mit den Bedingungen, zeigte dennoch einen Topsprung. Erst bei 144,5 Metern landete Wellinger und schob sich noch auf den vierten Platz vor. Paschke scheiterte wieder daran, Kraft zu bezwingen, dank seiner 143 Meter machte er das starke DSV-Ergebnis mit drei Springern unter den Top 5 perfekt.
Leyhe und Hamann nicht so stark, Raimund nicht dabei
Trotz des Horngacher-Lobes konnte Leyhe wie Martin Hamann nicht ganz an die vorherigen Leistungen anknüpfen. Leyhe (in Ruka noch Dritter und Fünfter) schaffte im ersten Durchgang nur 134 Meter und war zur Halbzeit 13., mit seinem zweiten Sprung über 132 Meter fiel er noch auf Rang 14 zurück - für ihn das schlechteste Saisonergebnis. Hamann konnte sich mit 124,5 Metern gerade so als 29. für den zweiten Durchgang qualifizieren und blieb mit 129,5 Metern bei seinem zweiten Versuch auf diesem Rang.
Ein bisher recht erfolgreicher DSV-Athlet konnte in Klingenthal nicht springen. Philipp Raimund musste aufgrund eines Infekts pausieren, nachdem er es in den ersten vier Springen jedes Mal unter die Top 20 geschafft hatte. Zum Auftakt in Ruka war der 23-Jährige bereits Siebter. Auch beim zweiten Klingenthal-Springen am Sonntag (10.12.2023) wird Raimund fehlen.