Nordische Ski-WM Althaus springt im Tal der Schanzen von Rekord zu Rekord
Mit dreimal Gold und einer Bronzemedaille ist Katharina Althaus die überragende Athletin bei der Nordischen Ski-WM in Planica. Dabei hat sie verschiedene Rekorde gebrochen. Und der Hunger auf Erfolge ist noch nicht gestillt. In der nahen Zukunft warten noch viele Highlights auf sie - sportlich und privat.
Katharina Althaus ist bei der Nordischen Ski-WM in Planica endgültig in die Skisprung-Geschichtsbücher gesprungen. Mit drei Goldmedaillen bei einer einzelnen WM ist sie mit ihren Kollegen Gregor Schlierenzauer, Thomas Morgenstern, denen das 2011 in Oslo gelang, und Markus Eisenbichler gleichgezogen, der 2019 in Seefeld dreimal ganz oben auf dem Podest stand.
Durch ihre Erfolge im Tal der Schanzen zog Althaus zudem erst an ihrer früheren Teamkollegin Carina Vogt vorbei und ist nun erfolgreichste Skispringerin bei Weltmeisterschaften. Mit dem Sieg im Mixed-Team überholte sie, mit nun sieben WM-Siegen, auch noch Eisenbichler (6) im deutschen Gold-Ranking. Nur Thomas Morgenstern liegt global gesehen mit acht Titeln noch vor Althaus.
Althaus verblüfft von den eigenen Leistungen
"Das ist total unglaublich", erklärte die 26-Jährige nach dem dritten Rang von der Großschanze am Mittwoch. "Ich hätte vor der WM nie gedacht, dass ich so abschneide und mit vier Medaillen nach Hause fahre", war sie selbst verblüfft über dieses herausragenden Leistungen in Planica. Der Druck von außen war vor dem Springen enorm, schildert sie. Alle hatten über ihre Rekordjagd und der Einstellung von Morgensterns Goldrekord gesprochen und geschrieben.
Auch der Österreicher meldete sich vor der Entscheidung in einer Videobotschaft zu Wort und lobte Althaus in höchsten Tönen. Auch wenn er ihr alles Gute wünsche, solle sie sich "keinen Stress" machen. Er würde seinen Rekord gerne noch ein bisschen behalten, erklärte der 36-Jährige schmunzelnd.
Goldener Auftakt für Althaus in Planica
Vor dem Auftakt in die Weltmeisterschaften in Slowenien hatte Althaus bewusst tiefgestapelt, wollte die Favoritenrolle nicht annehmen. Sie sagte, der größte Druck komme dann, wenn sie ihre "Erwartungen zu hoch schraube". Entsprechend war das Minimalziel eine Medaille.
Dieses hatte sie sich sofort im ersten Wettbewerb geholt - und dann auch noch das langersehnte Gold in einem Einzelwettbewerb, womit Althaus auch einen gewissen "Silberfluch" durchbrach. Mit Tränen in den Augen wurde sie von all ihren Teamkolleginnen geherzt. Sie habe in diesem Moment "pure Erleichterung" gespürt, erzählte die Oberstdorferin beim anschließenden Siegerinterview.
Feier im Keller des Teamhotels
Nach einer kleinen Feier im Keller des Teamhotels wurde Althaus einen Tag später zur Zuschauerin, verfolgte sichtlich gelöst die Wettkämpfe in der Nordischen Kombination und das sensationelle Silber der erst 17 Jahre alten Nathalie Armbruster.
Dann wurde aber der Fokus wieder auf den nächsten Wettkampf gesetzt. Und da stand Althaus gemeinsam mit Selina Freitag, Anna Rupprecht und Luisa Görlich wieder ganz oben auf dem Podest. Am vergangenen Sonntag machte sie den Gold-Hattrick perfekt im Mixed-Team mit Freitag, Karl Geiger und Andreas Wellinger.
Althaus springt ausgeruht zu Topleistungen
Beobachtete man Althaus an den Schanzenanlagen in Planica, sah man stets eine lachende Mittzwanzigerin, die zu wissen schien, dass sie aktuell in einer Form ist, in der sie nur schwer zu schlagen ist. Da wurde auch schon mal ein Training ausgelassen. Während also ihre Teamkolleginnen und Kontrahentinnen am Vormittag die ersten Sprünge auf der Großschanze absolvierten, legte sie im Teamhotel die Füße hoch und entspannte. Nur um dann am Abend nach Planica zu kommen und sowohl im Abschlusstraining als auch in der Qualifikation auf Rang eins zu landen.
Ihre Ankündigung, die Großschanze lieber zu mögen als die kleine, weil man da "richtig Vollgas geben kann", klang dann schon wie die nächste Kampfansage. Der Wettkampf aber gestaltete sich schwierig, der Wind sorgte immer wieder für Verzögerungen und Anlaufveränderungen. Trotzdem behielt Althaus die Nerven, lag nach ihrem zweiten Sprung auf Goldkurs. Die wiedererstarkte Maren Lundby aus Norwegen und Kanadas Shootingstar Alexandria Loutitt waren diesmal aber nicht zu schlagen.
Neues Medaillenregal vom Bruder
"Ich habe meine Dinge beieinander gehabt und das gut gemacht. Ich freue mich, dass es auch heute wieder für eine Medaille gereicht hat", so Althaus, die sich nach der Siegerehrung sehr viel Zeit für ihre Fans nahm und ihre "Flamingo-Mädels" im Auslauf herzte: "Es war unheimlich schön und ich freue mich, dass sie extra für heute hergekommen sind und mitgefiebert haben." Ein weiterer positiver Nebeneffekt der Medaillenjagd ist ein neues Regal für ihre Trophäen, das will Althaus' Bruder anfertigen, weil die bisherige "Holzstange" zu klein wird.
Nächste Ziele: Skifliegen und Hochzeit
Dabei kamen Althaus im vergangenen Jahr schon erste Gedanken an einen Rücktritt - mit nur 26 Jahren. Sie wisse nicht, wie lange sie das noch machen würde, erklärte sie damals. Doch es folgte ein Umdenken, da es doch noch etwas zu erreichen gibt. Auch wenn sie im Moment "wunschlos glücklich ist", habe sie noch Ziele. Das Skifliegen in Vikersund ist das nächste. Und eine Vierschanzen-Tournee für Frauen möchte sie auch noch erleben. Was außerdem in ihrer außergewöhnlichen Vita fehlt, sind ein Olympiasieg und ein Weltcup-Gesamtsieg.
Letzteres könnte auch noch in diesem Jahr passieren, als Zweitplatzierte hat Althaus aber knapp 140 Punkte Rückstand auf die Spitzenreiterin Eva Pinkelnig. Und wenn diese besondere Saison in der vorletzten Märzwoche dann zu Ende geht, steht wenig später noch ein privates Highlight auf dem Programm - dann treten Althaus und ihr Freund Patrick (der Bruder von Kombinierer Julian Schmid) vor den Traualtar. "Es folgt ein Highlight auf das andere", lachte Althaus und verschwand im Schneetreiben in die Nacht.