Campbell Wright freut sich über seinen zweiten Platz in der Verfolgung

Überraschung bei Biathlon-WM Campbell Wright - vom anderen Ende der Welt aufs WM-Podest

Stand: 17.02.2025 08:29 Uhr

Er ist der Shootingstar der Biathlon-WM: Campbell Wright. Der 22-jährige Neuseeländer, der für die USA startet, überrumpelt in der Schweiz die Weltelite. Doch sein Erfolg kommt nicht von ungefähr.

Da stand er nun am Sonntag neben Johannes Thingnes Bö und bekam das Grinsen noch immer nicht aus dem Gesicht. Schon zum zweiten Mal hatte es Campbell Wright bei den Biathlon-Weltmeisterschaften in Lenzerheide auf das Podest geschafft. Zum zweiten Mal holte er Silber, beide Male war nur jener Überathlet und nimmermüde Bö besser, der sich in Lenzerheide bei seiner Abschieds-WM die Titel Nummer 21 und 22 krallte.

"Musste einfach nur grinsen"

Von einer besonderen Leichtigkeit wegen seines ersten Coups im Sprint war während der Verfolgung aber lange nichts zu spüren. "Das war heute wieder ziemlich hart, ich musste ganz schön kämpfen", erklärte er hinterher noch völlig überwältigt im ZDF. Dennoch habe er sich nach seiner ersten Medaille einfach gut gefühlt - und wenn es einmal läuft, dann läuft es eben.

"Als ich zum letzten Schießen kam, musste ich einfach nur grinsen. Als ich dann gesehen haben, dass ich keinen Fehler geschossen haben, war ich einfach nur glücklich", beschrieb er die vorentscheidende Szene des Rennens. Wright konnte seine Vorsprung auf die Verfolger halten und wagte sogar den Angriff auf Bö. Der Großmeister aber lief mit der Erfahrung von fast zwei Dutzend WM-Titeln den Sieg locker ins Ziel.

Von Down Under zum Junioren-Weltmeister

Von ungefähr kommt der Erfolg von Wright nicht. Es ist der Ertrag harter Arbeit. Als Jugendlicher begann er im einzigen Langlaufgebiet Neuseelands mit dem Skisport. Schnell zeigte sich sein Talent, als 13-Jähriger wurde er nationaler U18-Meister im Langlauf. 2017 kam schließlich das Gewehr dazu.

Über den IBU-Junior-Cup, die Nachwuchsmeisterschaften und den IBU-Cup arbeitete er sich bis in die Belletage nach oben. Dort konnte er bereits in seinem zweiten Weltcup-Rennen erstmals Punkte einsacken, wurde 40. im Sprint von Östersund. Insgesamt kam er im Winter 2021/22 auf 55 Weltcup-Zähler und lag damit in der Gesamtwertung vor Justus Strelow oder Eric Perrot, den er in der WM-Verfolgung von Lenzerheide auf der abschließenden Runde auf Distanz halten konnte.

WM-Verfolgung der Männer in Lenzerheide - die Zusammenfassung

Sportschau Wintersport, 16.02.2025 16:58 Uhr

2023 gelang ihm schließlich Historisches: Bei der Junioren-WM im kasachischen Schtschutschinsk wurde er zum ersten Neuseeländer, der ein offizielles IBU-Rennen gewinnen konnte. Er war sogar der erste Mensch von der Südhalbkugel, dem das gelang.

Zudem war er nun Junioren-Weltmeister. Doch damit wurde so langsam das neuseeländische Team zu klein für Wright. Weil er schon einen Winter gemeinsam mit dem US-Team trainierte und seine Eltern aus den Staaten kommen, entschied er sich für einen Verbandswechsel.

"Ich glaube, sie haben meinen Namen vergessen"

Für Wright war es eine schwierige Entscheidung. Auf der einen Seite die deutlich höhere finanzielle Unterstützung sowie die besseren Trainingsbedingungen und auch Wettkampfmöglichkeiten (zum Beispiel in Staffeln) in den USA, auf der anderen Seite die emotionale Bindung an sein Geburtsland. Neuseelands Biathlon-Chef Tim David wollte ihm keine Steine in den Weg legen und wurde beinahe pathetisch: "Wir wollen nur das Beste für Campbell. Wir verlieren hier nicht einen Kiwi - wir geben einem Kiwi die beste Chance, ein Weltklasse-Athlet zu werden und ein tolles Leben zu führen."

Schon nach dem Silber-Triumph im Sprint wurde der 22-Jährige angesprochen auf die zwei Herzen in seiner Brust ein wenig sentimental. "Ich bin mir sehr sicher, dass sie in beiden Ländern feiern werden und glücklich sind, über das was ich heute geleistet habe." Auch, wenn Biathlon im südlichen Pazifik in der öffentlich Wahrnehmung nur eine untergeordnete Rolle spielt. Nach seiner ersten Olympia-Teilnahme sei die Aufmerksamkeit etwas mehr geworden, nun hoffe er einfach, dass sie nach seinem Wechsel seinen Namen nicht vergessen haben, weil er "super happy" sei, aus Neuseeland zu kommen.

Campbell Wright mit seiner Silbermedaille aus der Verfolgung

In Stars & Stripes gehüllt präsentiert Campbell Wright seine Medaille.

Aber nur in den USA konnte Wright die Grundlagen für diese tollen Erfolge schaffen. Mit der Aufnahme in den nationalen Kader verbesserte er sich unter dem italienischen Trainer Armin Auchentaller weiter, schaffte bei der WM 2024 in Nove Mesto zwei Top-15-Resultate. Zum Auftakt des aktuellen Winters verpasste er um lediglich vier Sekunden das Podest. Wright wurde Vierter hinter Philipp Nawrath, der jetzt bei der WM 16 beziehungsweise 42 Plätze hinter ihm landete.

Wohin geht die Reise?

Nun also der nächste Schritt auf der ganz großen Bühne. Dank des fehlerfreien Schießens und einer Top-10-Laufzeit im Sprint stand er erstmals bei den "Großen" auf dem Podest. Er war damit erst der vierte männliche US-Biathlet, der bei einer WM eine Medaille umgehangen bekam. Und zugleich legte er mit dieser Leistung auch den Grundstein für seinen zweiten Coup. Mit nur einem Fehler, sowie erneuten Top-Zeiten auf der Strecke und am Schießstand konnte ihn kein Verfolger gefährden, auch wenn er sich zwischenzeitlich ein Duell mit dem Italiener Tommaso Giacomel lieferte.

Aber ist Wright wirklich schon so gut, wie es seine Leistungen in Lenzerheide glauben machen wollen? Sicherlich ist er aktuell nicht der zweitbeste Athlet, den die Biathlon-Welt zu bieten hat. Zwei überragende Rennen machen noch keinen Weltklasse-Athleten. Aber der Doppel-Vize-Weltmeister ist ein großes Versprechen für die Zukunft. Vielleicht gelingt es ihm ja sogar, nach Bailey 2017 der zweite Weltmeister aus den USA zu werden. Ein Triumph, der sicherlich auch in Neuseeland kräftig gefeiert werden würde.