Weltcup in Oslo Langlauf - Haga sprintet nach 50 Kilometern zum Sieg
Die Norwegerin Ragnhild Haga geht als erste Siegerin des 50er Langlauf-Marathons am Holmenkollen in die Geschichte ein. Victoria Carl spielte deutsche Alleinunterhalterin und war 42 Kilometer richtig flott unterwegs.
Ein Sprint um den Sieg - und das nach 50 Kilometern: Die beiden Norwegerinnen Ragnhild Haga und Astrid Oeyre Slind sowie Jessie Diggings aus den USA kämpften beim ersten Langlauf-Marathon am traditionsreichen Holmenkollen in Oslo auf der Ziellinie um den Sieg. Haga hatte die meisten Reserven und gewann nach einer Laufzeit von 2:13:36,1 Stunden. Slind war 0,3 Sekunden langsamer, Weltcup-Spitzenreiterin Diggins fehlten 0,5 Sekunden zum großen Wurf.
Carl, die einzige aus dem DSV-Team, die das Marathon-Abenteuer wagte, kam als 15. ins Ziel. Die Thüringerin hatte lange einen Top-Ten-Platz im Visier, brach aber auf den letzten Kilometern ein und musste noch einige Konkurrentinnen vorbeiziehen lassen. "Es war mega hart, aber ich find es cool, dass ich es mal gemacht habe. Die letzte Runde stand nur unter dem Motto: einfach ankommen", sagte Carl im ZDF.
Carl: Verpasster Skiwechsel kostet Zeit und Kraft
Carl hielt sich von Beginn an in der Spitzengruppe des 32er Feldes, nutzte den Windschatten der Taktgeber und hatte perfekte Ski unter den Füßen. Vielleicht war das auch der Grund, weshalb die Deutsche nach der dritten Runde - im Gegensatz zu nahezu allen Konkurrentinnen - den Skiwechsel gar nicht auf dem Schirm hatte.
Die Freistil-Expertin vom SC Motor Zella-Mehlis lief mit den "alten" Brettern weiter, während die Topläuferinnen schnell wechselten und die rund 20 Sekunden Rückstand auf Carl zügig zuliefen. Weil vorn das Tempo verschärft wurde, hatte Carl Mühe, den Anschluss zu halten. Es war unmöglich, mit dem Ski wettbewerbsfähig zu bleiben, also bog Carl als Einzige aus der Spitzengruppe nach der vierten Runde zum Skiwechsel ein. Damit wuchs der Rückstand auf die Spitze auf 42 Sekunden.
Erst Aufholjagd, dann Einbruch
Carl musste eine Aufholjagd starten, hatte aber frische Beine und jagte furios durch das Feld. Die beiden Französinnen Flora Dolci und Delphine Claudel schluckte Carl, auch an Rosie Brennan (USA) flog die Deutsche vorbei und war als Elfte nur wenige Sekunden vom Top-Ten-Platz entfernt. Dieser blieb Carl in ihrem ersten Marathon nicht vergönnt, weil sich die letzten acht Kilometer wie Kaugummi zogen und der Thüringerin die Puste ausging. Carl wurde schließlich 15. (+3:44,6 Minuten).
Aus der Ferne musste sie beobachten, wie eine siebenköpfige Gruppe an der Spitze um den Sieg kämpfte. Neben den fünf Norwegerinnen Astrid Oeyre Slind, Nora Sanness, Margrethe Bergane, Tiril Udnes Weng und Ragnhild Gloeersen Haga durften sich Jessie Diggings (USA) und Teresa Stadlober (Österreich) Hoffnungen auf den Premierensieg machen. Auf den letzten 500 Metern setzten sich Haga, Diggins und Slind ab und machten die Plätze auf dem Podest unter sich aus.
Finnin hat "Tapferkeitsmedaille" verdient
Gäbe es eine Auszeichnung für die tapferste Läuferin im Feld, dann hätte die Finnin Rebecca Immonen diese verliehen bekommen. Sie verlor schon nach wenigen Kilometern den Anschluss und lief von Beginn an einige Minuten hinter dem Feld her. Auch wenn der Rückstand nach 25 Kilometern schon auf sieben Minuten angewachsen war, hielt die Finnin durch und überholte auf den letzten Kilometern sogar noch ihre Teamkollegin Vilma Ryyity. Mehr als 14 Minuten nach der Siegerin überquerte Immonen als 31. die Ziellinie.
Erster Marathon am Holmenkollen - Kritik groß
Es war das erste Mal, dass am legendären Holmenkollen, traditionell von Tausenden Zuschauern besucht, ein 50-km-Rennen für die Frauen auf dem Programm stand. Erstmals fanden 1954 Distanzrennen in der norwegischen Hauptstadt statt. Damals wurden zehn Kilometer gelaufen. Ab 1981 liefen die Frauen 20 Kilometer, 1988 folgte die Premiere über 30 Kilometer, die sich etablierte - bis 2023 erstmals ein 50er gelaufen wurde.
Dass nur wenige Tage nach den 30 Kilometern beim WM-Abschluss schon wieder ein langes Rennen anstand, sorgte wie schon zuvor bei den Männern für viel Kritik und ein kleines Starterfeld der Frauen. In der Startliste standen nur 32 Athletinnen, von denen allein zwölf aus dem Gastgeberland kamen.