Nordische Ski-WM Andersson krönt ihre Alleinflucht - Hennig in den Top-Ten
Ihr Mut wurde belohnt: Ebba Andersson aus Schweden hat im Langlauf-Massenstart über 30 Kilometer in der klassischen Technik bei der Weltmeisterschaft in Planica nach langer Alleinflucht mit Riesenvorsprung Gold gewonnen - 1:22,18 Stunden war letztlich ihre Siegerzeit. Katharina Hennig lief am Samstag (04.03.2023) in die Top-Ten.
Damit verpasste das DSV-Team nach der Silbermedaille für die deutsche Frauenstaffel und Sensations-Bronze für die Männer den nächsten Sprung aufs Podest, Bundestrainer Peter Schlickenrieder war aber kurz vor Ende des Rennens am Sportschau-Mikrofon nicht unzufrieden: "Wir sind auf Schlagdistanz, auch wenn es für vorne nicht ganz gereicht hat. Aber wir gönnen Ebba den Titel, sie ist eine tolle Athletin ohne jede Starallüren."
Voller Angriff ohne Rucksack
Hennig war einigermaßen entspannt in das Klassikrennen gegangen, das sie im Vorfeld der WM als eines ihrer Hauptziele ausgegeben hatte. Gesucht wurde die Nachfolgerin von Therese Johaug, die 14-malige Weltmeisterin aus Norwegen hatte im vergangenen Winter ihre Karriere beendet. Hennig frohlockte nach der Staffel-Medaille vor dem Start und liebäugelte erneut mit dem Podium: "Es ist alles erledigt. Der Rucksack ist weg, ich gehe da ohne Druck ran."
Auf Verfolgungsjagd: Linn Svahn und Katharina Hennig (rechts)
Doch für ganz vorne reichte es nur auf den ersten Kilometern. Hennig hielt sich im Feld der 44 Athletinnen in Lauerstellung. Zunächst übernahm die Norwegerin Tiril Udnes Weng die Führungsarbeit, ohne aber das Tempo allzu sehr zu forcieren. Neben Hennig konnten auch die beiden Deutschen Pia Fink und Laura Gimmler gut mithalten. Als dann die Finnin Kerttu Niskanen das Tempo mal etwas kräftiger anzog und gemeinsam mit den Schwedinnen Frida Karlsson und Andersson den Druck erhöhte, fielen zahlreiche Athletinnen zurück. Auch Gimmler und Fink mussten abreißen lassen, kämpften sich aber bei Kilometer zehn wieder zurück.
Andersson stürmt allein vorne weg
Für die vierte DSV-Athletin, Katherine Sauerbrey, war das Tempo da aber schon zu hoch, die Silber-Olympionikin aus der Frauenstaffel von Peking 2022 hielt sich meist um Platz 30 herum auf.
Bei Kilometer 13 ging Andersson dann schon früh voll ins Risiko und machte sich allein auf die Goldjagd. Bei Halbzeit des Rennens hatte die Schwedin bereits 20 Sekunden auf das Verfolger-Trio Anne Kjersti Kalva (Norwegen), Rosie Brennan (USA) und Niskanen, kurz danach gesellten sich noch Andersson Teamkolleginnen Linn Svahn und Frida Karlsson dazu. Dahinter wurde die Lücke größer und größer, auch Hennig hatte bei Kilometer 15 als Achtplatzierte schon mehr als eine halbe Minute Rückstand.
Überraschende Taktik von Karlsson
Etwas überraschend schien zunächst die Taktik von Karlsson, die sich an die Spitze der Verfolgergruppe spannte - dabei führte ja ihre Landsfrau. Möglichweise steckte aber auch cleveres Kalkül dahinter, denn der Vorsprung von Andersson wuchs weiter an: Karlsson bremste also ganz offensichtlich die Athletinnen hinter ihr ein wenig und beschützte damit die Spitzenposition von Andersson.
Bei der letzten Zwischenzeit bei Kilometer 24,7 war die Entscheidung eindeutig gefallen: Die fünf Verfolgerinnen hatten schon 1:08 Minuten Rückstand, da ging es also nur noch um Silber und Bronze. Rang zwei sicherte sich dann schließlich nach einem beherzten Antritt zwei Kilometer vor Schluss die Norwegerin Kalvaa, Dritte wurde Karlsson vor Svahn und Brennan.
"Einfach ein knallhartes Rennen"
Hennig sicherte sich nach einer Energieleistung und viel Führungsarbeit in ihrer Gruppe schließlich den siebten Rang. Pia Fink war als starke 13. (+2:58,8 Minuten) zweitbeste Deutsche, Laura Gimmler landete auf Rang 20 (+4:52,7), Sauerbrey kämpfte sich noch auf Rang 23 (+5:23,9) vor, was Peter Schlickenrieder sehr erfreute: "Wenn man vier Mädels unter die besten 23 bringt, dann muss man sehr zufrieden sein. Tolle WM, tolle Geschichte, und zwei Medaillen sind mehr als erhofft."
Hennig war nicht ganz zufrieden: "Es war wirklich ein knallhartes Rennen bei diesen feuchten und warmen Bedingungen. Leider habe ich auch meinen Skiwechsel ziemlich verkackt, um es deutlich zu sagen. Aber ich bin glücklich mit dem siebten Platz und habe eine Medaille im Gepäck."