Mehr Ausgaben als die ganze Bundesliga Man City erfüllt Guardiolas Wünsche - jetzt steht er unter Druck
Manchester City hat im Winter über 70 Millionen Euro mehr ausgegeben als alle Klubs der Fußball-Bundesliga zusammen. Pep Guardiola bekam seinen Willen - doch die Probleme bleiben.
Das Winter-Transferfenster ist in den wichtigsten europäischen Ligen geschlossen - und damit endet auch die ganze damit verbundene Aufregung. Und wenn man auf das Ergebnis in der Bundesliga schaut, könnte man zu der Schlussfolgerung kommen: So aufregend war es gar nicht. Das ganz große Spektakel blieb aus, obwohl die 18 deutschen Klubs erst einmal in der Geschichte mehr als die 170 Millionen Euro ausgegeben haben, die es in diesem Winter waren.
Marmoush und Co. sorgen noch nicht für die City-Wende
Deutlich bemerkenswerter war, was bei Manchester City passierte. Pep Guardiola hatte schon gegen Ende des vergangenen Jahres seine Klubverantwortlichen darauf aufmerksam gemacht, dass er unbedingt Verstärkungen brauche, um die verkorkste Saison noch irgendwie zu retten. Und natürlich hat der Verein geliefert, wonach der vermeintlich beste Trainer der Welt gerufen hat. Für 243 Millionen Euro - also 73 Millionen Euro mehr als die gesamte Bundesliga - hat Guardiola neue Stars bekommen. Und nun?
Am letzten Transfertag schlug City noch ein letztes Mal zu, als es Nico Gonzalez für 60 Millionen Euro vom FC Porto kaufte. Zu dem Zeitpunkt waren unter anderem Omar Marmoush (kam für 75 Millionen Euro von Eintracht Frankfurt), Abdukodir Khusanov (für 40 Millionen Euro von RC Lens) und Vitor Reis (für 37 Millionen Euro von Palmeiras) schon längst da - von Besserung ist in Manchester aber noch gar keine Spur.
Beim FC Arsenal gab es am vergangenen Wochenende die nächste City-Packung, das 1:5 führte allen noch mal erstaunlich offensichtlich vor Augen, dass Guardiola aktuell kein Spitzenteam in England trainiert. Und, dass er offenbar aktuell auch nicht dazu in der Lage ist, seine Mannschaft zu einem solchen zu formen. Die lange Krise ist vorbei, mehr als kurz positive Strohfeuer gibt es bisher aber nicht.
Champions League ist Guardiolas große Chance
Nun muss jedem Neuzugang auch zugestanden werden, dass er ein wenig Eingewöhnungszeit braucht - diese Zeit hat Manchester aber nicht. In der Premier League geht es nun um das Minimalziel, sich wenigstens noch für die Champions League zu qualifizieren. Rang vier belegt aktuell der FC Chelsea mit zwei Punkten vor den "Citizens", die allerdings auch punktgleich mit Newcastle United, einem deutlich formstärkeren Team, Fünfter sind. Dieser Platz dürfte am Ende auch für die Königsklasse reichen. Nur muss Manchester das erstmal schaffen.
Was auf nationalem Terrain sonst noch bleibt, ist der FA Cup, dort geht es am Samstag (08.02.2024) beim Drittligisten Leyton Orient um den Einzug ins Achtelfinale. Eine Blamage darf sich Guardiola da unter keinen Umständen erlauben. Dennoch ist viel wichtiger, was in den folgenden elf Tagen passiert. Da trifft City in den Playoffs der Champions League zweimal auf Real Madrid, den alten Rivalen aus Guardiolas insgesamt 14 Jahren als Spieler und Trainer beim FC Barcelona. Er darf laut UEFA-Statuten aber nur drei seiner Neuzugänge nachmelden.
Guardiola kritisiert sein Team erstmals
Der Spanier hatte sich in den vergangenen Monaten immer wieder schützend vor seine Mannschaft gestellt, eine solche Phase sei normal, nach vier Meistertiteln in Folge gäbe es nunmal auch irgendwann eine sportliche Talfahrt. Doch nach dem Arsenal-Desaster platzte Guardiola erstmals der Kragen.
"Wir hatten einen Plan und haben ihn einfach nicht umgesetzt, weil meine Spieler ihren Stolz haben und eine Lösung finden wollten. Aber das ist nicht der richtige Weg", sagte der 54-Jährige. "Auf diesem Niveau muss man eine gewisse Ernsthaftigkeit haben und sich an Absprachen halten." 65 Minuten lang habe Guardiola ein "richtig gutes Spiel von unserer Seite gesehen", was danach kam, enttäuschte ihn aber.
Wochen der Wahrheit in Manchester
Vielleicht traf ihn dieses Erlebnis auch so sehr, weil es die Erkenntnis hervorgerufen haben könnte, dass das Kaufen neuer Spieler ebenso "nicht der richtige Weg" ist. Die Probleme liegen sehr offensichtlich viel tiefer als in der Qualität des Kaders, an jedem Spieltag bestücken noch immer ausnahmslos Topspieler die Aufstellung. Aber es war nunmal die Lösung, die Guardiola öffentlich in den Raum geworfen hat.
Entsprechend steht der dreifache Welttrainer des Jahres unter Druck. Nachdem sein Klub ihm neue Spieler - und ganz sicher auch die Spieler, die er wollte - geliefert hat, muss er nun Ergebnisse liefern. Die Champions League wäre dafür der perfekte Wettbewerb und Madrid gerade für Guardiola persönlich der perfekte Gegner. Wenn jetzt noch die Neuzugänge einen entscheidenden Einfluss auf den Erfolg nähmen, wäre fast alles wieder perfekt. So schnell kann das gehen. Bleibt der Erfolg aber aus, dürfte es kurz nach dem Transferwinter bald wieder aufregend in Manchester werden.