Deutschlands Nils Lichtlein (M) und Deutschlands Marko Grgic jubeln nach ihrem Sieg.

Wenig Spielzeit bei der WM Grgic und Lichtlein knallhart ausgebremst

Stand: 30.01.2025 18:45 Uhr

Die WM in Dänemark, Norwegen und Kroatien sollte der nächste Karriereschritt für Marko Grgic und Nils Lichtlein werden. Doch die beiden Youngster wurden erstaunlich hart ausgebremst.

Das letzte Hauptrundenspiel gegen Tunesien hatte Bundestrainer Alfred Gislason genutzt, um seinen Vielspielern wie Johannes Golla, Renārs Uščins und Julian Köster eine Pause zu gönnen. Sie sollten Kräfte schonen für das Viertelfinale gegen Portugal, was bekanntlich schiefging: 30:31 nach Verlängerung, Deutschland schied aus, und wirklich frisch hatten die Vielspieler dann doch nicht gewirkt.

Grgic schrieb gegen Tunesien Geschichte

Wer definitiv noch sehr frisch war, waren die beiden Top-Talente Grgic (21) und Lichtlein (22) - doch ihnen gab Gislason so gut wie keine Einsatzzeit. Viele Experten auf der Tribüne in Oslo verstanden das nicht, zumal Grgic gegen Tunesien elf Treffer geworfen und sich damit auf Rang zwei aller deutschen Torjäger in einer Partie bei allen bisher gespielten Weltmeisterschaften geworfen hatte. Nur Uwe Gensheimer hatte es (zweimal) auf 13 Tore gebracht

Stephanie Müller-Spirra / Dominik Klein, Sportschau, 30.01.2025 08:25 Uhr

Wie schnell vergänglich etwas derart Historisches sein kann, erlebte Grgic ein Match später. Als die Auftaktphase gegen Portugal komplett missraten war (nach zehn Minuten stand es 1:5) durfte der Eisenacher Rückraumschütze, der aktuell in der Bundesliga-Torjägerliste nur Dänen-Superstar Mathias Gidsel vor sich hat, auf die Platte. Doch die war für ihn auch ganz schnell wieder geputzt: Ein Tor gelang ihm, dann rannte er sich einmal im portugiesischen Abwehrblock fest und beging dabei ein Stürmerfoul - und saß den kompletten Rest der Partie mit Trainingsjacke auf der Ersatzbank.

Lichtlein ähnlich treffsicher wie Uščins

Lichtlein dürfte sich ähnlich abgestraft gefühlt haben. Obwohl Spielmacher Luca Witzke erneut einen ganz schwachen Tag erwischt hatte, bekam der Backup-Mittelmann nur minimale Bewährungschancen, wie auch zuvor schon in fast allen WM-Partien bis auf besagtes Tunesien-Spiel.

Die nähere Betrachtung seiner Effektivität gibt das nicht her: In seinen insgesamt 83 Einsatzminuten während der kompletten WM erzielte Lichtlein zwölf Tore, also alle 6:54 Minuten eins. Das liegt ziemlich nah am besten deutschen Torjäger Renārs Uščins (35 Treffer), der fast vier Stunden auf dem Parkett stand - und alle 6:42 Minuten traf.

"Er hat auch viele Fehler gemacht"

Der Sportschau erklärte Gislason seinen Umgang mit Grgic und Lichtlein so: "Marko hätte in dem Moment, wo er das Stürmerfoul begangen hatte, auch einfach werfen können. Gegen Tunesien hat er mir sehr gut gefallen, er hat viele Tore, aber auch viele Fehler gemacht, die ich ihm in diesem Spiel aber auch zugestanden habe. Im Viertelfinale ist das komplizierter. Und Nils kam irgendwie nicht richtig durch."

Dann schrieb der Bundestrainer Grgic noch etwas ins Stammbuch: "Er muss und wird sicher noch ein kompletterer Spieler werden, er muss sich vor allem auch in der Abwehr verbessern."

Interesse vieler Klubs - auch aus Hannover

In der Bundesliga scheint der Glaube daran enorm groß zu sein. Mehrere Topklubs umwerben ihn, gute Karten im Poker um den Torjäger soll Gerüchten zufolge vor allem Hannover-Burgdorf haben. Darauf angesprochen, gibt Grgic einen Einblick in seine Art der Handynutzung: "Ich liege öfter auf dem Bett und lese mir das alles durch. Dann muss ich manchmal lachen, weil gefühlt 95 Prozent von diesen Gerüchten einfach nicht stimmen."

Auf den Sportschau-Vorschlag, dann doch einfach die zutreffenden fünf Prozent mal offenzulegen und sich so sämtliche Spekulationen vom Hals zu schaffen, reagiert er mit einem schallenden Lachen: "Gute Idee! Aber dazu kann ich leider in der Öffentlichkeit noch nichts sagen."