Peter Schlickenrieder

Tour de Ski 2024/25 "Braucht kein Mensch" - Später Jubel und Kritik

Stand: 06.01.2025 15:42 Uhr

Friedrich Moch jubelte spät, Victoria Carl lief zur persönlichen Bestleistung. Von Bundestrainer Peter Schlickenrieder und dem deutschen Frauen-Trainer Per Nilsson hagelte es aber auch Kritik - und es gab wichtige Erkenntnisse für Olympia 2026. Ein Fazit der Tour de Ski.

Von Chiara Theis

Zum Abschluss der Tour de Ski durften die deutschen Langläufer erstmals in dieser Saison so richtig jubeln. Nicht über den Sieg in der Tour-Wertung, aber über das erste Podest des Winters für den DSV. Friedrich Moch hatte auf der letzten Etappe hinauf zur Alpe Cernis einmal mehr sein Können unter Beweis gestellt und lief auf Rang drei. Für das deutsche Team ein versöhnlicher Abschluss einer harten Tour de Ski.

Anspruchsvolle Olympia-Generalprobe

"Es war eine harte Tour de Ski, wie wir sie schon lange nicht mehr erlebt haben", resümierte Bundestrainer Peter Schlickenrieder am Sonntag nach der letzten Etappe. In diesem Winter verlief die Tour anders als zuvor, alle Rennen wurden in Val di Fiemme und Toblach ausgetragen, eine Neuausrichtung des Events und Generalprobe für die Olympischen Winterspiele, die auf eben diesen Strecken 2026 stattfinden werden.

"'Höher, schneller, weiter' braucht kein Mensch"

Dieses Mal gab es dadurch zwar wenig Reisestress, im Gegenzug hatten es die Strecken aber in sich. Schlickenrieder fand dafür deutliche Worte: "Die Anforderungen sind mir deutlich zu schwer. Es gibt ein FIS-Reglement, das begrenzt die Höhenmeterzahl und hier sind wir fast zwanzig Prozent drüber. Dieses 'höher, schneller, weiter' braucht kein Mensch, weil am Ende des Tages gewinnt trotzdem immer der oder die Beste", kritisierte der frühere Olympiamedaillengewinner speziell die Streckenführung beim Skiathlon von Samstag (04.01.2025).

Rund die Hälfte der Läufer gibt auf

Auch ein Ausdruck der Schwere der Strecke: Bei den Männern beendeten nur 58 der ursprünglich 100 Läufer die Tour, bei den Frauen erreichten nur 31 der ursprünglich 67 gestarteten Läuferinnen das Finale auf der Alpe Cermis.

Nilsson: "Schwer, Rhythmus zu finden"

Auch der deutsche Frauen-Trainer Per Nilsson war mit der Skiathlon-Strecke unzufrieden: "Das war ein sehr anspruchsvoller Kurs, speziell für die Frauen mit dem 900-Meter-Anstieg. Die Abfahrten waren dagegen ganz leicht. So war es schwer, einen Rhythmus zu finden und schwer, sich zu regenerieren", sagte der Schwede. Weil die Tour auch als Olympia-Generalprobe dienen sollte, appellierte der deutsche Disziplintrainer an die Veranstalter: "Für Olympia sollten die Veranstalter die Strecke auf jeden Fall überdenken."

Moch glänzt zum Abschluss

Beeindruckt von den Strecken waren einige Sportler und Sportlerinnen, darunter die erst 22-jährige Helen Hoffmann, die nach dem Skiathlon vom härtesten Rennen ihres Lebens sprach. Andere ließen sich nicht beeindrucken - allen voran Friedrich Moch. Der Allgäuer hatte zwar einen schwierigen Start in die Tour und konnte Platz zwei der Gesamtwertung vom vergangenen Winter nicht wiederholen. Doch von seinem starken Podestplatz zum Abschluss könnte nun das gesamte Team profitieren, glaubt auch Schlickenrieder: "Das ist unser erstes Podium in dieser noch jungen Saison. Das tut der ganzen Mannschaft gut, dass wir zeigen, wir können es. Vielleicht hat das jetzt den Bann für alle Athletinnen und Athleten gebrochen."

Carl mit persönlicher Bestleistung

Auch bei den Frauen gab es Grund zur Freude. Katharina Hennig und Coletta Rydzek verpassten die Tour zwar krankheitsbedingt, doch dafür zeigte Victoria Carl, wie zuvor bereits im Weltcup, wieder mit starken Leistungen auf. Die 29 Jahre alte Thüringerin schaffte mit Platz acht in der Gesamtwertung ihre bislang beste Tour-Platzierung. Sie rettete eine Sekunde Vorsprung auf die Finnin Krista Parmakoski ins Ziel.

Pia Fink zeigte ebenfalls eine solide Leistung, lief mehrmals in die Top 15 und belegte am Ende Rang 13 der Gesamtwertung. Auch die erst 22 Jahre alte Helen Hoffmann zog erstmals das gesamte Etappenrennen durch und belohnte sich auf der abschließen Etappe rauf zur Alpe Cernis mit ihrem besten Tour-Ergebnis Rang 22.

Positives Schlickenrieder-Fazit

Bundestrainer Peter Schlickenrieder zog ein positives Fazit aus der Tour de Ski und nimmt vor allen Dingen wichtige Infos für die Olympischen Winterspiele 2026 mit: "Alle können jetzt stolz in eine Regenerationswoche gehen." Danach heißt es dann schon wieder vollen Fokus auf das nächste Highlight der Saison: die Nordische Ski-WM in Trondheim Ende Februar.

Julia Büchler, Sportschau, 05.01.2025 17:38 Uhr