Tour de Ski Johaug vor viertem Tour-Sieg - Carl verliert an Boden
Victoria Carl zollt den Anstrengungen bei der Tour de Ski kurz vor dem Ende Tribut. Die Olympiasiegerin verliert beim beeindruckenden Sieg der Norwegerin Therese Johaug im Skiathlon an Boden in der Tour-Gesamtwertung. Johaug steht dagegen vor ihrem nächsten großen Triumph.
Mit einer Machtdemonstration übernahm der Langlauf-Star die Führung in der Tour de Ski. Johaug siegte auf der vorletzten Etappe in Val di Fiemme über 20 Kilometer und nahm ihrer Landsfrau Astrid Öyre Slind das goldene Leibchen ab. Slind verlor das Fotofinish-Duell mit der Österreicherin Teresa Stadlober und wurde Dritte (beide +30,6 Sekunden).
Carl ohne Chance - Fink gute Zwölfte
Carl verlor derweil deutlich an Boden. Die 29-Jährige, die vor dem Rennen noch auf die Top 5 der Tour-Wertung schielen durfte, kassierte zweieinhalb Minuten und wurde Elfte, direkt vor Teamkollegin Pia Fink. In Toblach hatte Carl mit zwei vierten Plätzen geglänzt, ließ allerdings bei ihrem starken Auftritt im Verfolger an Neujahr ordentlich Körner, weil sie dort lange Zeit alleine unterwegs war.
Mama Johaug bestimmt das Rennen
Die ersten zehn Kilometer im klassischen Diagonalstil waren direkt richtig schnell, vor allem Johaug drückte aufs Tempo. Die 36-Jährige, die erst vor eineinhalb Jahren Mutter geworden war, setzte sich gemeinsam mit Slind und Stadlober sowie der Schwedin Ebba Anderson ab.
Der Rest des Feldes musste abreißen lassen, auch Carl, die sich immer im Top-15-Feld aufhielt. Beim Wechsel auf die Skating-Skier befand sich die Teamsprint-Olympiasiegerin auf Rang zwölf mit rund einer Minute Rückstand auf das Führungsquartett.
"Richtig schwer, Sekunden gutzumachen"
Weitere 30 Sekunden dahinter liefen Pia Fink und Laura Gimmler, die Sprint-Fünfte vom Freitag. "Man muss ehrlich sagen, da wird vorne richtig Betrieb gemacht", sagte Bundestrainer Peter Schlickenrieder zur Halbzeit. "Da wird es richtig schwer, noch Sekunden gutzumachen."
Johaug vor viertem Tour-Gesamtsieg
Tatsächlich konnte auf den zweiten zehn Kilometern im Skating-Stil niemand mehr aufholen. Im Gegenteil: Johaug setzte sich kontinuierlich von ihren Verfolgerinnen ab und feierte ungefährdet ihren 86. Weltcup-Erfolg. Die viermalige Olympiasiegerin und dreimalige Tour-Siegerin hat vor dem Finale am Sonntag über 20 Sekunden Vorsprung auf Slind und die US-Amerikanerin Jessie Diggins.
Schlickenrieder zur Tour-Reform: "Braucht kein Mench"
Die Entscheidung um den Gesamtsieg fällt beim Abschluss-Massenstart der Tour de Ski. Dann geht es auf dem berüchtigten letzten Anstieg auf der Abfahrtsstrecke "Olimpia III" hoch zur Alpe Cermis. Das Teilnehmerfeld der Frauen hatte sich am Samstag vor dem Start mehr als halbiert.
Ein Grund dafür dürfte die neue Ausrichtung der Tour de Ski sein, in diesem Jahr gibt es weniger Ortswechsel und im Gegenzug dafür längere Strecken. Diese Reform stößt Bundestrainer Schlickenrieder sauer auf: "Die Anforderungen sind mir deutlich zu schwer. Es gibt ein FIS-Reglement, das begrenzt die Höhenmeterzahl und hier sind wir fast 20 Prozent drüber. Dieses 'höher, schneller, weiter' braucht kein Mensch, weil am Ende des Tages gewinnt trotzdem immer der oder die Beste."