Nach Feuerzeugwurf bei Union Berlin Bochum legt Einspruch gegen Spielwertung ein - wie es nun weitergeht
Der VfL Bochum hat nach dem Feuerzeugwurf am Montag (16.12.2024) Einspruch gegen die Wertung des Spiel bei Union Berlin eingelegt. Mehrere Ausgänge sind möglich.
Bochums Torwart Patrick Drewes konnte bei Union Berlin kurz vor dem Schlusspfiff nicht weiterspielen, er war von einem Feuerzeug am Kopf getroffen worden. Ein Fan hatte den Gegenstand Richtung Spielfeld geworfen.
Nun stehen zwei Verfahren an:
- Ein übliches Sportgerichtsverfahren: Dabei wird Union Berlin möglicherweise für das Verhalten seiner Fans sanktioniert. Die Strafe kann eine Geldstrafe sein, aber auch bis zu einem Teilausschluss oder einem Geisterspiel reichen. Solche Kollektivstrafen verhängt das Sportgericht in der Praxis jedoch seit 2017 nicht mehr. Der Fan, der das Feuerzeug warf, wurde ermittelt. Dies wirkt sich üblicherweise strafmildernd aus.
- Das Einspruchsverfahren: Hier geht es um die Spielwertung. Das Gericht hat grundsätzlich drei Möglichkeiten: Wertung des regulären Ausgangs des Spiels (1:1), eine 2:0-Wertung für den VfL Bochum oder eine Spielwiederholung.
Für den Ausgang, dass das Spiel für Bochum gewertet wird, spricht ein Passus in der Rechts- und Verfahrensordnung des DFB. Demnach sei ein Grund für einen Einspruch die "Schwächung der eigenen Mannschaft durch einen während des Spiels eingetretenen Umstand, der unabwendbar war und nicht mit dem Spiel und einer dabei erlittenen Verletzung im Zusammenhang steht". Es wäre der erste Saisonsieg für den VfL Bochum. Möglich bleibt aber auch die Aufrechterhaltung des Endergebnisses von 1:1 und zumindest in der Theorie eine Neuansetzung des Spiels.
Bochums Torwart Patrick Drewes kniet verletzt am Boden.
Bochum wird im Zweifel ein Attest liefern müssen
War die Verletzung wirklich so schlimm? Der frühere Nationaltorwart Oliver Kahn, einst selbst häufig Ziel von Fans, die Gegenstände Richtung Spielfeld warfen, sagte: "Ich hätte es besser gefunden, wenn der Torwart versucht hätte, weiterzuspielen." Bochums Geschäftsführer Ilja Kaenzig kritisierte "Täter-Opfer-Umkehr".
Klar ist: Im Zweifel wird sich das Sportgericht ein Attest vorlegen lassen, das mögliche Verletzungen von Torwart Drewes glaubhaft belegen muss. Drewes wurde in der Nacht zum Sonntag nach einer ärztlichen Kontrolle aus dem Krankenhaus entlassen, so der VfL. Der Torwart habe über Unwohlsein, Übelkeit und Kopfschmerzen geklagt, was auch dokumentiert worden sei. Beim Bochumer Training am Sonntag nahm er nicht teil.
Ablauf laut DFB korrekt
Nach einer längeren Unterbrechung hatte Schiedsrichter Martin Petersen die letzten Minuten des Spiels durchgeführt. Ein echtes Spiel kam nicht mehr zustande. Bochum musste wegen des erschöpften Wechselkontingents mit einem Spieler weniger spielen.
"Aus unserer Sicht hätte der Schiedsrichter das Spiel abbrechen müssen. Das ist nicht geschehen", sagte Bochums Geschäftsführer Ilja Kaenzig einer Mitteilung des VfL nach dem Spiel zufolge. "Wir haben mitgeteilt, dass wir das Spiel unter Protest zu Ende bringen werden. Am Montag werden wir Einspruch einlegen."
Schiedsrichter Petersen sagte: "Beide Mannschaften haben sich bereit erklärt, weiterzuspielen. Die Sicherheitsverantwortlichen haben mir gesagt, dass die Sicherheit der Spieler gewährleistet ist." DFB-Schiedsrichterlehrwart Lutz Wagner sagte der Sportschau, dass sich Petersen korrekt verhalten habe: "Als die Entscheidung getroffen wurde, dass die Sicherheit aller Beteiligten und die ordnungsgemäße Durchführung gewährleistet sind, muss das Spiel fortgesetzt werden. Alles andere ist Sache des DFB-Sportgerichts."
Schiedsrichter Petersen einst selbst Opfer eines Feuerzeug-Wurfs
Auch Schiedsrichter Petersen wurde einst von einem Feuerzeug getroffen. Im August 2015 bekam er im Erstrundenspiel des DFB-Pokals zwischen Drittligist VfL Osnabrück und dem damaligen Zweitligisten Rasenballsport Leipzig ein Feuerzeug an den Kopf und brach das Spiel in der 71. Minute beim Stand von 1:0 für Osnabrück ab. Das Spiel wurde mit 2:0 für Leipzig gewertet.
Schiedsrichter Martin Petersen (r.) wird 2015 von seinem Assistenten Matthias Jöllenbeck in Osnabrück vom Platz begleitet.
Die Fälle sind nicht unmittelbar vergleichbar. Es gibt zwei wichtige Unterschiede: In Osnabrück lag im Gegensatz zum Spiel bei Union gegen Bochum ein Spielabbruch vor, weil der Schiedsrichter betroffen war. Das ist bei einem Spieler nicht zwingend nötig. Mit einer Auswechslung kann die Spielfortsetzung zumindest möglich gemacht werden.
Auch der VfL Bochum war an einem solchen Fall beteiligt. Ein Bochumer Fan hatte bei einem Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach 2022 mit einem Bierbecher den Schiedsrichter-Assistenten Christian Gittelmann getroffen. Das Spiel wurde ebenfalls abgebrochen und mit 2:0 für Gladbach gewertet.