Kracherstart nach der Winterpause Schick und Wirtz gegen zwei BVB-Traditionen
Der Neustart der Bundesliga am Freitag (ab 20.30 Uhr in der Radio-Vollreportage und im Live-Ticker bei der Sportschau) ist gleich ein Kracher: Borussia Dortmund setzt auf zwei Top-Argumente aus der Statistikabteilung, Bayer Leverkusen auf zwei Stars in Gala-Form.
Bis zum späten Montagnachmittag um 17.08 Uhr konnte man annehmen, dass die Rahmenbedingungen für ein Duell mit dem amtierenden Meister für Dortmund nicht besser hätten sein können. Trotz einer bisher insgesamt ziemlich mauen Performance in den ersten 15 Spielen mit Platz sechs und 25 Zählern ist ein Sieg des BVB gegen Leverkusen statistisch gesehen eine ziemlich sichere Bank, eine Niederlage sogar beinahe auszuschließen - zumindest für Freunde der reichhaltigen Datensammlungen, mit denen Fans und Journalisten vor so einem Spiel gefüttert werden.
Demnach hat Dortmund keins der letzten 39 Bundesliga-Heimspiele an einem Freitagabend verloren, es gab 30 Siege und neun Remis. Und ein Re-Start-Match im neuen Jahr liegt dem BVB ebenfalls ganz ausgezeichnet: Seit 20 Jahren gab es direkt nach einer Winterpause keine Niederlage mehr für die Männer vom Borsigplatz: Nach einem 0:1 gegen Schalke im Jahr 2004 (mit zwei verschossenen Elfmetern) folgten 15 Siege und fünf Unentschieden.
Ausgerechnet jetzt das Stegemann-Comeback
Dann kam am Montag der DFB mit einer ganz speziellen Idee um die Ecke. Als ob dieses Spitzenspiel mit Bayern-Verfolger Leverkusen und Champions-League-Platz-Jäger Dortmund nicht schon brisant genug wäre, gab der Verband erstaunliche vier Tage vor dem Anpfiff (sonst frühestens zwei) die Schiedsrichteransetzung bekannt - und die reißt bei den BVB-Fans noch längst nicht vernarbte Wunden auf. Dortmund gegen Leverkusen wird tatsächlich von Sascha Stegemann gepfiffen.
Rein mathematisch betrachtet hat Stegemann den Meistertitel der Dortmunder vor anderthalb Jahren mit auf dem Gewissen. Die damals von Edin Terzic trainierte Mannschaft hatte die Schale bekanntlich schon in Griffweite, landete aber letztlich wegen des verpassten Sieges gegen Mainz am 34. Spieltag doch noch punktgleich mit dem FC Bayern auf Rang zwei.
Ein Zähler fehlte also in der Endabrechnung, und den ließ Dortmund kurz zuvor bei einem Remis in Bochum liegen. In diesem Spiel gab Stegemann einen klaren Elfmeter für Dortmund nach einem Foul von Danilo Soares an Karim Adeyemi nicht, wurde groteskerweise auch nicht von VAR Robert Hartmann korrigiert - was sowohl der Unparteiische selbst als auch der Verband später als "klaren Fehler" eingetanden hatten. Stegemann wurde danach lange Zeit massiv beschimpft und bedroht, er pfiff seitdem kein Dortmund-Spiel mehr.
Schick und Wirtz mit beeindruckender Quote
Dass dieses Thema nun zwangsläufig vor dem Bundesliga-Re-Start wieder hochkocht, muss die Leverkusener nicht interessieren. Sie setzen unter anderem darauf, dass die unglaubliche Form von Florian Wirtz und Patrik Schick die kurze Winterpause überdauert hat: Mit jeweils neun Scorerpunkten seit dem 10. Spieltag waren diese beiden Bayer-Stars die mit Abstand erfolgreichsten Profis der Liga und sorgten maßgeblich dafür, dass der Rückstand auf die Bayern von zwischenzeitlich neun auf nun vier Punkte zusammengeschmolzen ist.
Xhaka und Andrich haben Respekt vor Dortmund
Überhaupt hätte es die Unterbrechung über Weihnachten und Silvester für Leverkusen nicht gebraucht: In der Liga gelangen fünf Dreier in Serie, wettbewerbsübergreifend landete die Werkself vor Weihnachten sogar acht Siege in Folge. Dennoch haben die Zentralspieler im Mittelfeld großen Respekt vor dem BVB und wollen sich nicht von Schiedsrichter-Ansetzungen und statistischen Besonderheiten ablenken lassen: "Wir tun sehr gut daran, einfach unsere eigenen Aufgaben zu erledigen", sagt Nationalspieler Robert Andrich. "Dortmund, aber auch Leipzig und Frankfurt, haben auch sehr gute Mannschaften, da ist niemand abzuschreiben."
Führungsspieler Granit Xhaka, der sich die Haare raspelkurz hat schneiden lassen, warnt ebenfalls: "Wir wissen, worum es geht. Dortmund hat eine gute Mannschaft, vor allem zu Hause. Sie haben viele sehr gute Spieler und einen Trainer, der sehr hungrig ist. Wir müssen uns sehr sehr gut vorbereiten."
BVB sucht weiter nach Konstanz
Das hat natürlich auch Nuri Sahin vor, der mit einem Punkteschnitt von 1,7 noch nicht an seine Vorgänger Terzic, Marco Rose (je 2,0) oder Lucien Favre (2,1) herankommt. Sahin hatte in der ersten Phase seiner Tätigkeit zwar auch mit enormen Verletzungsproblemen zu kämpfen. Es gab aber auch immer wieder Partien, in denen seine Mannschaft rätselhaft lethargisch wirkte, wie beispielsweise am 14. Spieltag gegen Hoffenheim (1:1).
Unter Sahin gelangen in der Liga noch keine zwei Siege nacheinander, jetzt gegen Leverkusen gibt es zum achten Mal die Chance dazu: Vor Weihnachten gelang ein 3:1 in Wolfsburg, mit einem weiteren Dreier könnte der BVB nun bis auf vier Punkte an Leverkusen heranrücken und würde zumindest für eine Nacht an Mainz, Leipzig und Frankfurt vorbeiziehen.