Bob-WM in Winterberg Friedrich oder Lochner - oder doch Ammour?
Das Duell zwischen Francesco Friedrich und Johannes Lochner bestimmt schon vor der Bob-WM in Winterberg die Schlagzeilen. Am Ende des Tages könnte aber auch ein anderer Deutscher für eine Überraschung sorgen.
Dass die deutschen Bobpiloten bei den anstehenden Weltmeisterschaften in Winterberg (1. bis 3. März) als große Favoriten an den Start gehen, liegt in der Natur der Sache. Zu groß war die schwarz-rot-goldene Dominanz im Eiskanal in den vergangenen Jahren.
Allein bei den jüngsten Titelkämpfen in St. Moritz gingen sämtliche Goldmedaillen nach Deutschland. Während Rekordweltmeister Francesco Friedrich den fünften Sieg im Viererbob holte, triumphierte Johannes Lochner im kleinen Schlitten. Auch in diesem Weltcup-Winter schenken sich die beiden Ausnahme-Piloten kaum etwas, weshalb die Favoritenrolle in Winterberg klar verteilt scheint.
Wie fit ist Lochner nach seinem Sturz?
Und dennoch bleiben einige Fragezeichen. Da ist zum einen der körperliche Zustand von Lochner, der nach seinem schweren Trainingssturz und der folgenden Absage für das Weltcup-Wochenende in Altenberg gehandicapt in die Wettämpfe geht. Zwar sei er nach dem Unfall auf "einem guten Weg", der Sturz stecke ihm aber noch in den Knochen. Wie gut er die Schrecksekunden mental weggestecken kann, ist ebenfalls fraglich. Der Sturz habe sich "wie ein Autounfall angefühlt", meinte der fünffache Weltmeister.
Europameister Ammour lauert
Zum anderen bekommen Lochner und Friedrich Konkurrenz aus dem eigenen Team. Mit Adam Ammour hat sich ein aufstrebendes Talent aufgemacht, die Phalanx der beiden deutschen Aushängeschilder im Bobsport zu durchbrechen. Einen Vorgeschmack lieferte der 22-Jährige bereits bei der EM in Sigulda, als er gemeinsam mit seinem Bruder Issam zu Gold im Zweierbob raste - Bahnrekord inklusive. Wenig später legte er beim Weltcup in Altenberg nach.
"Es wird bei den Rennen nicht nur ein Duell zwischen Francesco und mir werden", weiß auch Lochner. Ammour habe sich "in den letzten Wochen nicht so schlecht angestellt". Deshalb sei ein rein deutsches Podest mehr als möglich.
Ammour selbst hält sich mit Kampfansagen (noch) zurück. Zwar sei die Saison "bis jetzt super gut gewesen", aber "die Konkurrenz ist stark", sagte der ehemalige Turner: "Die werden alles dafür geben, dass ich sie nicht mehr schlagen werde." Auch Bundestrainer René Spies frohlockte angesichts des möglichen Dreikampfes. Lochner und Friedrich werden mit Sicherheit "Gas geben, damit Adam nicht wieder ganz oben steht."
Große Konkurrenz im Viererbob
Durch den Ausfall des in Altenberg ebenfalls schwer gestürzten Schweizers Michael Vogt fällt in jedem Fall ein Mitfavorit im Zweierbob für das deutsche Trio weg. Im Viererbob, wo Friedrich nach wie vor das Maß aller Dinge ist, sieht es dagegen schon anders aus.
Da wäre zum einen der Brite Brad Hall, der Friedrich im vergangenen Winter im großen Schlitten im Weltcup schlagen konnte und bei der WM Zweiter wurde. Auch der Lette Emils Cipulis hatte zuletzt in Altenberg ein Ausrufezeichen gesetzt und war zeitgleich mit Friedrich zum Sieg gefahren. Der Schweizer Vogt könnte zudem am zweiten Wochenende im Vierer antreten und dort laut Bundestrainer Spies "ganz gefährlich" werden.
Nolte mit Gold-Anschieberin Levi am Start?
Auch bei den Frauen schickt der Bob- und Schlittenverband drei Kandidatinnen für Gold in den Eiskanal. Die Augen werden vor allem auf Olympiasiegerin Laura Nolte gerichtet sein, die in Winterberg zuhause ist. Vergangenes Jahr konnte sie bereits die Konkurrenz im Monobob gewinnen, auch im Zweierbob ist ihr Gold zuzutrauen.
Erst recht nachdem sie gemeinsam mit ihrer Olympia-Anschieberin Deborah Levi in Altenberg zuletzt wieder gemeinsam fuhr und prompt den Sieg holte. Ob Levi, die aus einer zwei Jahre dauernden Verletzungspause kommt, auch bei der WM mit am Start ist, ließ Nolte aber noch offen. Doch auch Kalicki und Buckwitz müssen sich nicht verstecken. Gemeinsam mit Nolte gewann das deutsche Trio bisher alle Weltcup-Rennen im Zweierbob in diesem Winter.
Buckwitz: "An Tag X muss alles passen."
Deutlich enger sollte die Entscheidung im Monobob ausfallen. Dort war Buckwitz bisher zwar die dominierende Athletin, allerdings dürften auch Nolte, Kaysha Love (USA) und Breeana Walker (Neuseeland) ein Wörtchen um den Titel mitsprechen. "Da kann es auch ganz schnell mal sein, dass wir keine Medaille machen", sagte Spies. Und auch Buckwitz stapelte tief: "Ich nehme mir eine Medaille vor, aber welche es am Ende ist, weiß ich nicht. An Tag X muss alles passen."
Datum | Wettbewerb | Durchgang |
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Samstag, 24. Februar | 9:00/10:30 Uhr: Monobob Frauen | 1./2. Lauf |
13:00/14:45 Uhr: Zweierbob Männer | 1./2. Lauf | |
Sonntag, 25. Februar | 9:15/10:45 Uhr: Monobob Frauen | 3./4. Lauf |
13:15/15:00 Uhr: Zweierbob Männer |
3./4. Lauf | |
Freitag, 1. März | 15:00/16:30 Uhr: Zweierbob Frauen | 1./2. Lauf |
Samstag, 2. März | 10:00/12:00 Uhr: Viererbob Männer | 1./2. Lauf |
14:30/16:00 Uhr: Zweierbob Frauen |
3./4. Lauf | |
Sonntag, 3. März | 14:00/16:00 Uhr: Viererbob Männer | 3./4. Lauf |
Das deutsche Aufgebot in Winterberg am ersten Wochenende
Männer (Zweierbob):
- Johannes Lochner (BC Stuttgart Solitude) und Georg Fleischhauer (SC Potsdam)
- Francesco Friedrich (BSC Sachsen Oberbärenburg) und Alexander Schüller (SV Halle)
- Adam Ammour (BRC Thüringen) und Issam Ammour (Eintracht Frankfurt)
Frauen (Monobob):
- Laura Nolte (BSC Winterberg)
- Lisa Buckwitz (BRC Thüringen)
- Kim Kalicki (TuS Eintracht Wiesbaden)