Bob-Weltcup Nach Stürzen in Altenberg - Lochner bei WM dabei
Nach den schweren Unfällen beim Viererbob-Training in Altenberg ist eine Sicherheitsdiskussion entbrannt. WM-Favorit Lochner kann trotz des Sturzes an der WM teilnehmen. Ein Schweizer Anschieber wurde vom Bob erfasst und musste operiert werden. Der Betreiber der Bahn wies die Verantwortung für die Unfälle ab.
Johannes Lochner aus Berchtesgaden stürzte am Dienstag mit dem Viererbob in der Kurvenpassage 13/14, wie auch der Schweizer Pilot Michael Vogt. Wie schwer die Verletzung beim Weltcupführenden Lochner sind, werden weitere Untersuchungen zeigen. "Johannes Lochner ist auf dem Weg nach München und hat morgen einen MRT-Termin, um seine Verletzung an der Halswirbelsäule untersuchen zu lassen", sagte Cheftrainer René Spies am Mittwoch (14.02.2024) in einem Statement des Bob- und Schlittenverbandes für Deutschland (BSD).
Lochner muss auf Weltcup in Altenberg verzichten, bei der WM dabei
WM-Mitfavorit Lochner muss auf den Weltcup an diesem Wochenende verzichten, wird aber am kommenden Montag (19.02.) in Winterberg zur Heim-WM anreisen.
Leichte Entwarnung gibt es für Anschieber Erec Bruckert, der aus dem Gefährt geschleudert wurde. Er verbrachte eine Nacht im Krankenhaus, wurde aber am Mittwoch bereits wieder entlassen. Florian Bauer und Joshua Tasche hatten lediglich leichtere Verletzungen erlitten. In Altenberg wird statt dem Team Lochner Christoph Hafer im Zweier- und Viererbob an den Start gehen.
Schweizer Anschieber Michel verletzt sich schwer
Noch schlimmer erwischte es den Schweizer Bob in dieser schwierigen Passage. Vogts Anschieber Sandro Michel wurde ebenfalls aus dem Bob geschleudert. Nach dem Sturz rutschte der 210 Kilogramm schwere Schlitten vom ansteigenden Zielauslauf über die Bahn zurück und erwischte den benommen auf dem Eis liegenden Schweizer mit voller Wucht. In einer solchen Situation kann ein Viererbob eine Geschwindigkeit von rund 50 bis 60 Kilometer pro Stunde erreichen.
Dabei verletzte sich Michel schwer. Der 27-Jährige wurde mit dem Helikopter ins Krankenhaus nach Dresden geflogen, wo er noch in der Nacht operiert wurde. Der Schweizer Verband Swiss Sliding teilte zudem am Mittwoch mit, dass Michel sich Verletzungen im Becken- und Oberschenkelbereich sowie am Brustkorb zugezogen hat, das genaue Ausmaß werden die weiteren Untersuchungen ergeben. Sei Zustand aber sei stabil. Pilot Vogt erlitt eine schwere Gehirnerschütterung und Prellungen.
Veranstalter will Maßnahmen ergreifen
Im Bobsport kommt es immer wieder zu Stürzen, häufig gehen diese aber glimpflich aus. Dass es nun in Altenberg gleich zwei Topathleten erwischt, stimmt die Verantwortlichen aber nachdenklich. "Auf so einen Vorfall muss natürlich reagiert werden, und der Veranstalter in Altenberg wird entsprechende Maßnahmen einleiten, damit kein Bob, der stürzt, wieder den Zielauslauf hoch- und zurückrutscht – soweit man das sicherstellen kann", erklärte BSD-Sportdirektor Thomas Schwab.
Auch in Winterberg sollen nach den Szenen aus Sachsen die Sicherheitsvorkehrungen für die WM angepasst werden, damit sich solche Bilder unter keinen Umständen wiederholen. "Wir sind in erster Linie bestrebt, den vollumfänglichen Schutz unserer Athletinnen und Athleten zu gewährleisten. Natürlich steht die Sicherheitsfrage immer ganz oben, wir werden das Thema sicherlich nach der Saison weiter diskutieren", so Schwab weiter.
Athleten wollen Gespräche mit dem Weltverband
Zudem hätten auch die Aktiven den Wunsch geäußert, ihre Bedenken vorzutragen. Dafür soll am Freitag eine Aussprache mit dem Weltverband ISBF erfolgen. Dazu sagte Schwab: "Man wird das sehr ernst nehmen und versuchen, auf die Dinge, die die Athleten vorbringen, zu reagieren. Wenn es konstruktive Vorschläge zur Optimierung unserer Bobbahnen gibt, dann sind wir gefordert, diese umzusetzen, um so viel Sicherheit wie möglich zu gewährleisten."
Altenberg-Chef Morgenstern: "Bahnen nicht allein in der Bringschuld"
In Altenberg wurde zunächst eine Untersuchung zum Unfallhergang eingeleitet. Bahn-Chef Jens Morgenstern sah sich aber bereits am Donnerstag veranlasst, den anspruchsvollen Eiskanal im Erzgebirge verteidigen. "Dass Altenberg hier jetzt teilweise als Buhmann dargestellt wird, werde ich nicht akzeptieren. Das ist ein globales Thema", sagte Morgenstern, Geschäftsführer der Wintersport Altenberg (Osterzgebirge) GmbH und Chef des Organisationskomitees für die Weltcups im Bob und Skeleton, bei einer Pressekonferenz.
Die geforderten Maßnahmen, um etwa das Zurückrutschen der Bobs zu verhindern, seien bereits am Mittwoch getestet worden. Es gebe auf keiner Bahn der Welt eine hundertprozentige Sicherheit, sagte Morgenstern und lenkte den Fokus auf die immer schneller werdenden Schlitten. Er forderte wieder schmalere Kufen und Veränderungen im Bereich der Aerodynamik. "Ich glaube nicht, dass es angeht, dass sich alle Bahnen in der Welt aufgrund der sich weiter entwickelnden Athletik und des Materials allein in der Bringschuld befinden."
Zugleich nahm Morgenstern die Athleten und die nationalen Verbände in die Verantwortung. Ohne eine Topausbildung, so der Bahnbetreiber, brauche in Altenberg auch keiner runterfahren.