Arnd Peiffer (l.) und Erik Lesser

Biathlon Arnd Peiffer sieht "Goldene Generation"

Stand: 29.11.2024 16:48 Uhr

In der vergangenen Saison war der Weltcup-Auftakt aus deutscher Sicht ein Fest. Im November 2023 legten Philipp Nawrath, Franziska Preuß und Co. einen fulminanten Start hin. Der ehemalige Biathlet und heutige Sportschau-Experte Arnd Peiffer denkt gerne an die Wettkämpfe in Östersund zurück: "Letztes Jahr war der Saisonstart extrem erfolgreich - daran werden die deutschen Athleten gemessen werden."

Doch damals kamen den Deutschen die Verhältnisse entgegen - für die niedrigen Temperaturen und den kalten Schnee hatten die Techniker die richtige Präparation bereit. Im finnischen Osten erwarten die Biathlon-Asse in diesem Jahr ganz andere Bedingungen: In Kontiolahti pendeln sich die Temperaturen aktuell um die Null-Grad-Grenze ein, für Samstag und Sonntag ist Niederschlag angesagt. "Es wird also spannend, wie die deutschen Skier funktionieren", so Peiffer.

Puff, Grotian, Tannheimer, Kink: Die neue "goldene Generation"?

Die Strecke jedenfalls hat es in sich: "Sie hat einen wirklich schwierigen, steilen Anstieg", sagte der Experte. Das deutsche Team aber ist fit - und vor allem die Biathletinnen sind jung. Neben den im Weltcup etablierten Franziska Preuß und Vanessa Voigt gehen auch vier vielversprechende Youngster an den Start: Johanna Puff, 22, Selina Grotian, 20, Julia Tannheimer, 19, und Julia Kink, 20, senken den Altersdurchschnitt des deutschen Frauen-Teams deutlich. Peiffer freut sich auf ihren Auftritt: "Ich bin gespannt. Wenn sie die Entwicklung so fortsetzen können, dann sind sie vielleicht wirklich bald das Maß der Dinge". Er sieht in dem jungen Team sogar das Potenzial zur "goldenen Generation" zu werden.

Trotz der Hoffnung in die "jungen Wilden" sieht Peiffer weiterhin Franziska Preuß als das Aushängeschild im deutschen Team: "Sie ist zwar die Älteste im Team, aber im Moment würde ich sagen, ist sie die Stärkste." In den vergangenen Jahren fiel die 30-Jährige zwar immer wieder krankheitsbedingt aus. Nach einer Nasennebenhöhlen-OP im vergangenen März soll Preuß jetzt aber gesundheitlich stabiler in die Saison starten können. "Ich konnte insgesamt besser trainieren, mit deutlich höheren Umfängen, und ich fühle mich belastbarer", sagte sie im Vorfeld des Auftakts. Was für Preuß spricht: Auftakte liegen ihr. Beim Auftakt in der vorherigen Saison hatte sie in Östersund mit zwei zweiten Plätzen direkt aufgezeigt.

"Homogenes" Männer-Team: "Alle können gewinnen"

Das Männer-Team sieht Peiffer als "homogener" an: "Da sind alle in der Lage, Top-Sechs-Platzierungen zu erreichen" - und Siege einzulaufen. Philipp Nawrath, Johannes Kühn, Philipp Horn, Danilo Riethmüller, Justus Strelow und David Zobel gehen in Finnland an den Start.

Im Vorfeld der Saison sorgte eine Regeländerung für Diskussionen: Beim Intervallstart sollen die Top 30 Athleten nicht wie bisher ihren Startplatz selbst wählen, sondern werden in Gruppen eingeteilt und gelost. Die IBU verspricht sich davon mehr Spannung, die Biathletinnen und Biathleten beklagen schlechtere Bedingungen für die späten Startplätze. "Die Athleten sehen das natürlich kritisch", so Peiffer. "Sie möchten selbst entscheiden, wo sie starten."

Peiffer spricht sich deshalb erst mal für eine Testphase aus - "lass uns das doch mal ausprobieren, wie es sich dann denn anfühlt. Vielleicht ist es gar nicht so schlimm, wie die Athleten gerade befürchten." Dass sich die Chancen für die hinteren Startnummern automatisch verschlechtern, denkt Peiffer nicht. "Es gibt durchaus Szenarien, wo die Bedingungen mehr oder weniger gleichbleibend sind."

Ist Norwegen zu stoppen?

Wie auch immer sich die Regeländerung auwirkt, eines bleibt wohl gleich: Es gilt, die dominierenden Norweger zu schlagen. Die Biathleten aus anderen Nationen haben sich vergangene Saison oft die Zähne an den Bö-Brüdern und ihren Teamkollegen ausgebissen.

Am Ende des Winters gingen die Ränge eins bis fünf in der Gesamtwertung an Norweger: Johannes Thingnes Bö, Tarjei Bö, Johannes Dale-Skjevdal, Sturla Holm Laegreid, Vetle Sjaastad Christiansen führten die Wertung an. Aus dem Schatten der Norweger gilt es hinauszulaufen - für die Deutschen, aber auch die anderen Nationen. In Kontiolahti haben sie die erste Chance.