Auch in Monte Carlo nicht dabei Carlos Alcaraz und das Trauma der Verletzungen
Carlos Alcaraz ist seit einiger Zeit der Shootingstar im Profi-Tennis. Allerdings wird der 20-Jährige auch immer wieder von Verletzungen zurückgeworfen. Zuletzt musste er das Masters in Monte Carlo absagen. Nur Zufall?
Die Absage kam wieder einmal überraschend. Carlos Alcaraz kann auch nicht am Masters-Turnier in Monte Carlo teilnehmen. Wieder einmal hat ihn eine Verletzung ausgebremst. Dieses Mal war es eine Sehne in seinem rechten Arm, die Schmerzen verursachte und die die Belastungen nicht mehr aushalten konnte.
Im vergangenen Februar war der Spanier in Rio de Janeiro umgeknickt und musste das Turnier verletzungsbedingt vorzeitig beenden. Im Grand-Slam-Halbfinale von Paris im vergangenen Sommer machte sein gesamter Körper gegen Novak Djokovic nach dem zweiten gewonnenen Satz nicht mehr mit und er verlor am Ende beinahe wehrlos (3:6, 7:5, 1:6, 1:6).
Unterschiedliche Beschwerden
Auch wenn in dieser Begegnung die psychische Komponente eine zusätzliche Ursache der Kraftlosigkeit gewesen sein könnte, so stellt sich seit geraumer Zeit die Frage, wie es um die körperliche Verfassung des Muskelpakets bestellt ist? Denn Alcaraz fällt bereits auffallend häufig aus, die Liste der Verletzungen ist schon lang.
"Für mich liegt die erste Erklärung in seiner sehr explosiven Spielweise, die oft exzessiv ist, was die Anzahl der Bälle, denen er in einem Ballwechsel nachjagt, angeht. Das ist etwas, das sogar im Training vorkommt", sagte einer von Alcaraz' Trainern, Martinez Cascales, bereits im vergangenen Jahr.
Im Winter 2022 bis zum Sommer 2023 hatte die aktuelle Nummer zwei der (Tennis-) Welt immer wieder unterschiedliche Beschwerden, musste damals nahezu die Hälfte seiner Turniere absagen, darunter sogar die Australian Open. Mal zwickte es im Arm, in der Hand, im Oberschenkel oder auch im Rest des Körpers.
Nur wenige Pausen
Einige Diagnosen: Posttraumatische Arthritis im linken Handgelenk und Muskelbeschwerden in der Wirbelsäule, Muskelriss in der linken Bauchwand, Muskelfaserrisse im rechten Oberschenkel. Und dieses körperliche Dilemma scheint sich fortzusetzen. Ein bedenkliches ärztliches Bulletin für einen erst 20 Jahre alten Spitzensportler?
"Man darf nicht vergessen, ein Tennisjahr dauert vom 1. Januar bis Mitte November. Da gibt es nur ganz kleine Pausen. Und in diesem Jahr mit Olympia gibt es noch weniger Möglichkeiten zur Regeneration", sagt Sportwissenschaftler Daniel Meffert von der Deutschen Sporthochschule in Köln, der selbst einige Jahre lang als Tennisprofi auf der ATP-Tour unterwegs war, der Sportschau.
Auch Alcaraz selbst hatte den engen "anspruchsvollen Terminkalender" in der Vergangenheit schon selbst zum Thema in dieser Sache gemacht.
Nicht alles richtig gemacht
Alcaraz-Coach Cascales selbst würde eine etwas ruhigere Herangehensweise seines Schützlings nach einer Verletzung bevorzugen, sagte er, wohlwissend, dass gerade das Tempospiel "eine sehr wichtige Eigenschaft" im Repertoire seines Schüzlings ist. Ohne diese Geschwindigkeit der Schläge und seinen Körpereinsätzen wäre der junge Spanier wohl kaum so erfolgreich. Ein Dilemma.
Alcaraz sieht auch bei sich selbst noch Verbesserungsbedarf, er selber habe womöglich auch nicht alles richtig gemacht, was eine gesunde Lebensweise für einen Spitzenspieler angeht. "Ich spreche von Pausen, Nahrungsergänzungsmitteln, gutem Essen und so weiter", sagte Alcaraz am Anfang des vergangenen Jahres. In der Folge sei auch das Thema innerhalb seines Teams geworden.
Ganz oder gar nicht
Meffert sieht noch eine weitere Problematik, was das Thema Tennis als Einzelsport angeht und zieht einen Vergleich zum Fußball. "Als Fußballer wird man normalerweise sukzessive wieder ans Team herangeführt. Man kann früher ausgewechselt oder erst eingewechselt werden und die Spieldauer kann nach und nach gesteigert werden. Als Tennisspieler gibt es nur die Möglichkeit: ganz oder gar nicht", so der Sportwissenschaftler. Die richtige Dosierung und zur richtigen Zeit mal eine Pause einzulegen sei deshalb besonders wichtig.
Klar sei aber auch, dass Leistungssport, in welcher Form und in welcher Sportart auch immer, ohnehin einen körperlichen Tribut von den Athleten fordere. "Es ist halt seine Art Tennis zu spielen, die wird er nicht abstellen können. Und das will er wohl auch nicht", sagt Meffert.