US-Amerikanerin eilt von Erfolg zu Erfolg Danielle Collins: Tabubruch vor der Abschiedstour
Die US-amerikanische Tennisspielerin Danielle Collins surft derzeit auf einer ungekannten Erfolgswelle. Doch ihre Karriere wird krankheitsbedingt bald enden.
Quincy war gar nicht mehr zu beruhigen. Der Mischlingshund stürmte nach dem Finalsieg den Centre Court des WTA-Turniers im US-amerikanischen Charleston und überschüttete das "Frauchen" mit überschäumender Liebe und Zuneigung. Danielle Collins konnte sich kaum retten vor der Überschwänglichkeit ihres Hundes, genoss diese aber sichtlich.
Collins hatte schließlich gerade nach dem Masters in ihrer Heimat Miami ihr zweites Turnier in Folge gewonnen, das vierte in ihre Karriere überhaupt. 13 Siege in Folge hat "Danimal", wie sie von der WTA-Tour mit einem Augenzwinkern genannt wird, nun in ihrer aktuellen Bilanz.
Noch viele Jahre vor sich - eigentlich
Top-Gegnerinnen wie Ons Jabeur, Sloane Stephens, Darja Kassatkina, Jelena Rybakina und viele namhafte Gegnerinnen mehr hatte sie zuletzt mit großartigem Tennis und vielfach scheinbar mühelos in die Schranken verwiesen. Collins spielt derzeit so gut wie (fast) nie in ihrer Karriere zuvor - und zeigt noch einmal, wie viel Potenzial sie eigentlich immer in sich hatte. Allein über acht Millionen US-Dollar Preisgeld hat sie bisher eingespielt.
Und: Mit ihren gerade einmal 30 Jahren hätte die aktuelle Nummer 15 in der Welt noch einige gute (Profi-Tennis-)Jahre vor sich - eigentlich. Doch Collins befindet sich auf ihrer Abschiedstour.
Am Jahresende macht sie Schluss mit ihrem Sport, mit ihrem Beruf. "Nein, das werde ich nicht überdenken", sagte sie noch einmal voller Überzeugung in Charleston: "Aber ich empfinde es als Ehre, dass mich so viele Leute gerne weiterspielen sehen möchten."
Zwei Diagnosen
Collins wird das Tennis wohlweislich vermissen, wünscht sich aber ein anderes Leben. Denn die Karriere der US-Amerikanerin verlief keineswegs so leicht und unbeschwert wie in diesen Tagen des Triumphes. "Ich habe gesundheitliche Probleme, die mir das Dasein abseits des Tennisplatzes etwas schwierig machen", sagte sie - und dürfte damit massiv untertrieben haben.
Zwei Diagnosen machten ihr im wahrsten Sinne des Wortes das Leben schwer. Und dabei handelte es sich nicht um die üblichen Muskel- oder Gelenkverletzungen, unter denen so viele (Leistungs-)Sportler leiden.
Entzündliche Gelenkerkrankung
Im Jahr 2018 war bei Collins zunächst rheumatoide Arthritis festgestellt worden, eine entzündliche Autoimmunerkrankung. Bei dieser Erkrankung sind in der Regel mehrere Gelenke dauerhaft entzündet. Mit einer Diät und unterschiedlichen Medikamenten versuchte sie, die oft höllischen Schmerzen unter Kontrolle zu bekommen. Das gelang über die Jahre mal besser, mal schlechter.
Dann sank sie im Jahr 2019, von Schmerzen gepeinigt, auf dem Tennisplatz in sich zusammen. Es wurde daraufhin eine weitere Erkrankung, eine Endometriose, bei ihr diagnostiziert. Ein gesundheitliches Problem, bei dem die betroffenen Frauen überdurchschnittlich intensive und lange Schmerzen während der Monatsblutung erleiden. Statistisch betrachtet ist jede zehnte Frau betroffen. Im Profisport wird das Thema so gut wie nie thematisiert.
Große Gebärmutterzyste entfernt
Collins ging damit 2021 als Erste ausführlich an die Öffentlichkeit. "Vor meiner Operation und bevor ich auf meiner richtigen Medikation war, musste ich mein Training rund um den Zyklus immer anpassen, weil meine Perioden so schmerzhaft waren. Jetzt kann ich dauerhafter trainieren und muss keine drastischen Änderungen mehr vornehmen“, sagte Collins damals.
Bereits seit ihrem College-Abschluss 2016 hatte Collins immer wieder mit starken Schmerzen während ihrer Periode zu kämpfen. Von der späteren Endometriose-Diagnose ahnte damals aber zunächst niemals etwas. Sie machte, oft unter großen Schmerzen, weiter. Bis die Erlösung kam.
Nach einer Operation, bei der bei Collins nach eigenen Angaben eine Tennisball-große Gebärmutterzyste und weiteres Gewebe entfernt wurde, ging es dann gesundheitlich aufwärts. Sie konnte sich endlich wieder mehr auf ihr Tennisspiel konzentrieren. Mit großem Erfolg, wie sich in diesen Tagen gerade wieder herausstellt.
Gründung einer Familie im Fokus
Doch nun hat sich ihr privater Fokus verändert, denn die Endometriose brachte mit sich, dass Collins wohl nur erschwert schwanger werden kann. Und je älter sie wird, umso schwerer kann es werden. Die Chance auf eigenen Nachwuchs will sie sich aber keinesfalls entgehen lassen.
"Ich hatte eine ziemlich gute Karriere. Aber jetzt möchte ich mich auf andere Lebensziele konzentrieren, insbesondere auf die Gründung einer Familie", sagte Collins. Bis zum Jahresende wird sie allerdings versuchen, noch den einen oder anderen Turniersieg dazukommen zu lassen - möglichst schmerzfrei.