Weltcup in Ruhpolding "Besser geht es nicht" - Biathlon-Staffel sorgt für Feierstimmung
Die deutsche Frauenstaffel mit Stefanie Scherer, Selina Grotian, Sophia Schneider und Franziska Preuß ist beim Heim-Weltcup in Ruhpolding zum Sieg gelaufen. Erfolgsgarant war das starke Schießen. Das DSV-Quartett brauchte nur vier Nachlader.
Preuß hatte am Samstag (18.01.2025) sogar Zeit, das Bad in der Menge zu genießen und eine deutsche Fahne einzusammeln. Zu groß war ihr Vorsprung nach dem letzten Schießen. Mit insgesamt nur vier Nachladern gewann das DSV-Quartett vor Norwegen (+ 17,4 Sekunden/10 Nachlader) und Frankreich (+ 25,8 Sekunden/ 1 Strafrunde, 7 Nachlader). Nach dem dritten Platz im Vorjahr setzte das DSV-Quartett in diesem Jahr mit dem Sieg noch einen drauf.
"Ich war sehr dankbar über die Position, die mir Sophia übergeben hat. Es war echt ein cooles Rennen. Wir hatten Super-Ski. Auch die Techniker haben einen Meisterjob gemacht", sagte Preuß nach dem zweiten Staffelsieg in diesem Winter in der Sportschau.
Neunmal Jubel für Startläuferin Scherer
Die deutsche Mannschaft musste am Samstag auf Julia Tannheimer und Vanessa Voigt verzichten und setzte stattdessen auf Stefanie Scherer und Sophia Schneider. Die 28-jährige Scherer kehrte nach langer Pause in das Weltcup-Team zurück und durfte die Staffel anlaufen.
Nach einem Nachlader beim Liegendanschlag räumte die Rückkehrerin im Stehendanschlag alle Scheiben ab und gehörte zur Spitzengruppe. Auf der Strecke ging es nach zwei guten Runden schwer. Scherer verlor nach dem zweiten Schießen 21 Sekunden und schickte ihre Teamkollegin Selina Grotian auf Platz neun mit 25 Sekunden Rückstand auf Spitzenreiter Norweger ins Rennen. "Es ist wahnsinnig cool. Man merkt, dass das Niveau im IBU-Cup anders ist", sagte Scherer der Sportschau, "besser geht es nicht".
Grotian bringt Deutschland in Führung
Selina Grotian, die zuletzt richtig gut in Form war, wollte die Lücke schnell schließen, riskierte am Schießstand viel, brauchte im Liegendanschlag für sechs Patronen (ein Nachlader) nur 32 Sekunden und brachte die deutsche Staffel auf den fünften Platz. Auch in der Loipe gab die 20-Jährige richtig Gas.
Es dauerte nicht lange, dann hatte die Deutsche zu Finnland und Schweden aufgeschlossen. Das Trio jagte Norwegens Juni Arnekleiv. Bis zum Stehendanschlag war der Rückstand auf neun Sekunden geschmolzen. Während Arnekleiv einmal patzte, räumte Grotian überragend ab und brachte die Arena erstmals zum Kochen.
Mit zwei Sekunden Rückstand jagte sie hinter Arnekleiv her, nur die Finnin Suvi Minkkinen konnte mithalten. Hinter dem Trio klaffte schon eine Lücke. Grotian, die perfekte Beine und perfekte Ski hatte, demonstrierte ihre Stärke und schickte Sophia Schneider als Zweite (+ 0,3 Sekunden) hinter Minkkinen auf die Strecke. Norwegen folgte 6,5 Sekunden nach dem Führungsduo.
Schneider hält DSV-Staffel auf Kurs
Sophia Schneider hatte eine glänzende Ausgangslage, aber auch gewaltigen Druck. Sie musste sich auf ihrer Runde mit Hanna Öberg (Schweden) und Maren Kirkeeide (Norwegen) messen und wusste: Es geht nur über ein gutes Schießen.
Schneider begann mit zwei Nachladern, weil aber auch die Konkurrenten patzten, blieb Schneider knapp hinter Finnland und Norwegen. Im Stehendanschlag hatte Schneider in dieser Saison so oft gewackelt, doch in der Staffel flutschte es. Schneider räumte als Einzige aus dem Spitzentrio alles ab und setzte sich mit 15 Sekunden vor Schweden und Norwegen an die Spitze. "Ich habe an die ganzen Trainings hier gedacht, da klappt es doch auch immer", erzählte Schneider nach dem Rennen.
Während die Fans "Oh, wie ist das schön" trällerten, quälte sich Schneider dem Ziel entgegen und spürte den Atem der Konkurrentinnen. Kurz vor dem Ziel gingen Öberg und Kirkeeide noch vorbei, allerdings lief Deutschlands Schlussläuferin Franziska Preuß nahezu zeitgleich (+0,7 s) los.
Preuß läuft das Rennen stark "nach Hause"
Preuß, die Führende im Gesamtweltcup, lief auf Wolke sieben und schoss wie ein Schweizer Uhrwerk. Sie räumte die fünf Scheiben liegend ab und setzte sich an die Spitze, weil Elvira Öberg (Schweden) sogar in die Strafrunde musste und Ragnhild Femsteinevik (Norwegen) musste nachladen.
Die Norwegerin kehrte 18,7 Sekunden nach Preuß auf die Strecke zurück, hatte aber keine Siegchance mehr, weil Preuß überragend lieferte. Die deutsche Schlussläuferin schoss erneut wie aus einem Guss und lief den Sieg souverän "nach Hause".
Rücktritt von Bö berührt
Vor dem Staffelstart gab es in Ruhpolding nur ein Thema: Der überraschende Rücktritt des Biathlon-Dominators Johannes Thingnes Bö. Der Norweger ändert seinen ursprünglichen Plan und macht schon nach dieser Saison Schluss. Der 31 Jahre alte Norweger will künftig mehr Zeit mit seiner Familie verbringen und schilderte die Gründe in einer bewegenden Pressekonferenz. Eigentlich wollte der Norweger, der alles gewonnen hat, die Olympischen Spiele im nächsten Jahr noch mitnehmen.