Pokal-Pleite in Saarbrücken Gladbacher Blamage in einer ernüchternden Saison
Borussia Mönchengladbach hat nach dem blamablen Aus im DFB-Pokal gegen Drittligist 1. FC Saarbrücken die letzte Möglichkeit verspielt, eine enttäuschende Saison noch zu retten. Die Probleme der "Fohlen" sind nicht zu übersehen.
Sein fahles Gesicht wirkte versteinert, seine Worte waren geradezu getränkt von Enttäuschung. Julian Weigl war schwer getroffen von dieser Niederlage im Ludwigspark von Saarbrücken, dessen Rasen an diesem Abend eher einer Matschwiese denn einem modernen Fußballstadion glich. "Es ist schwer für mich, Worte zu finden. Als Borussia Mönchengladbach hast du im Viertelfinale gegen einen Drittligisten den Anspruch, weiterzukommen", sagte Weigl.
Mit 1:2 hatte Borussia Mönchengladbach wenige Minuten zuvor das Achtelfinalspiel im DFB-Pokal gegen den Drittligisten 1. FC Saarbrücken verloren. Gegen eine Mannschaft, die zwar in dieser Saison als Pokalschreck gilt, die sich aber selbst alles andere als eine gute Leistung an diesem regnerischen Mittwochabend (12.3.2024) bescheinigte. "Vor allem in der ersten Halbzeit haben wir kein gutes Spiel gemacht", sagte etwa Saarbrückens Marcel Gaus.
Am Ende war es war eine veritable Blamage für den Bundesligisten. "Darauf erwarte ich jetzt Antworten, von der Mannschaft und auch vom Trainer-Staff", sagte Borussias Sportchef Roland Virkus und schloss damit auch Trainer Gerardo Seoane in seine Kritik mit ein.
Fans stellen Spieler zur Rede
Dabei war dieser Pokal-Wettbewerb wohl das Einzige, was allen Beteiligten der Mönchengladbacher bis dahin noch echte Freude an dieser Saison spenden konnte. Nicht nur für die Fans bestand die Hoffnung, dass der Pokal nach 29 Jahren mal wieder von den Borussia-Profis in die Luft gehievt werden könnte.
Die Realität: Die Spieler mussten sich vor einigen der mitgereisten Fans, die nach dem Abpfiff in den Innenraum gelangt waren, verantworten und sich dem Vernehmen nach ein paar eher unschöne Worte anhören. "Natürlich können wir die Fans verstehen. Sie unterstützen uns schon die ganze Saison unglaublich, obwohl wir nicht die Sterne vom Himmel spielen", so Weigl.
Personeller Umbruch bei der Borussia
Was bleibt von dieser Saison für die Gladbacher, von der Sportchef Roland Virkus schon früh sagte, dass diese Spielzeit "alles andere als einfach" werden würde. Das Aus im Pokal, die Existenz im grauen Mittelfeld der Bundesliga mit Tendenz nach unten. Und für die Gladbacher nicht minder bedeutend: kein Sieg im rheinischen Derby gegen den 1. FC Köln.
Die Borussia hat vor der Saison einen personellen Umbruch vollzogen. 14 Profis, davon viele mit langfristiger Entwicklungsperspektive, sind dem Kader hinzugefügt worden. Wichtige Stammspieler wie Lars Stindl, Ramy Bensebaini, Marcus Thuram oder Jonas Hofmann verließen den Klub - und hinterließen eine qualitativ große Lücke.
Nach Gladbach gekommen sind Spieler, die neben dem international erfahrenen Julian Weigl (27 Jahre) vor allem Talent mitbringen, aber noch deutlich davon entfernt sind, am Ende ihrer Entwicklung zu sein. Rocco Reitz (21), Tomas Cvancara (22) oder auch Robin Hack (24) gehört die Zukunft, noch aber können sie nicht kontinuierlich auf hohem Niveau ihre Leistungen anbieten. Die Perspektive scheint alles andere als düster zu sein. Die aktuelle Herangehensweise wirft allerdings Fragen auf.
Schlechte Laufleistungen
Mit Blick auf die Zahlen gibt es Aspekte, die die Verantwortlichen um Trainer Gerardo Seoane aufschrecken lassen sollten. Denn vor allem die Laufleistung der gesamten Mannschaft in der Bundesliga dürfte den Verantwortlichen Kopfzerbrechen bereiten.
Julian Weigel belegt zwar mit durchschnittlich 12,1 Kilometern pro Partie den ersten Platz aller Spieler in der Liga. In der Teamwertung sieht es aber ganz anders aus. Dort belegt die Borussia den 18. und damit letzten Platz. Mit im Durchschnitt 113,31 Kilometern pro Spiel liegt das Seoane-Team satte 8,41 Kilometer hinter dem in dieser Kategorie führenden Team von Union Berlin. Nach 25 Partien eine deutliche Bestandsaufnahme.
Offenbar können die Gladbacher mit ihrer spielerischen Komponente und der taktischen Ausrichtung die Laufdefizite hin und wieder noch ausgleichen. Dennoch: Der Abstand zur Konkurrenz ist groß.
Schwache Abwehr
Allein die Offensive funktioniert. Mit 45 erzielten Treffern sind die Gladbacher das sechstbeste Team der Liga. Aber: Die defensive Herangehensweise ist stark verbesserungsfähig. Mit 49 Gegentreffern (1,96 Gegentore pro Spiel) sind sie das drittschlechteste Team der Bundesliga.
Am Samstag (15.30 Uhr) muss die Borussia beim starken Aufsteiger 1.FC Heidenheim antreten. Nach Abpfiff auf der Schwäbischen Alb würden alle Beteiligten der Gladbacher neuerliche Diskussionen mit den mitgereisten Fans wohl gerne vermeiden.