Alejandro Grimaldo im Duell mit Kingsley Coman

Duell in der Champions League Ein Fehler entscheidet - eng, enger, Bayern gegen Bayer

Stand: 03.03.2025 08:11 Uhr

Im Achtelfinale der Champions League treffen der FC Bayern München und Bayer Leverkusen am Mittwoch (05.03.2025, live im Ticker und Audiostream auf sportschau.de) zum vierten und fünften Mal in dieser Saison aufeinander. Warum Vorhersagen nahezu unmöglich sind.

"Fußball ist ein Fehlerspiel. Wer weniger davon macht, gewinnt" - diese von Johan Cruyff, dem ehemaligen Weltstar als Spieler und Trainer, einst ausgesprochene Weisheit wird in schöner Regelmäßigkeit von Trainern benutzt, wenn sie über bevorstehende Spiele sprechen. Meist machen sie das, um auszudrücken, dass der Gegner keiner ist, den man einfach so herspielen kann. Er müsse Fehler machen und Gelegenheiten bieten, sonst würde es schwer.

Gegeneinander bieten FC Bayern und Bayer 04 kein Spektakel

Im Nachhinein ist es dann ganz oft Ansichtssache. Wer es gut meint, lobt den Sieger für dessen Leistung, wer einen negativeren Ansatz wählt, kritisiert den Verlierer für die Darbietung. Und doch ist es fast nie der Fall, dass es wirklich auf den einen Fehler ankommt. Gewöhnliche Spiele in der Bundesliga und anderen Oberhäusern in Europa sind voll mit Unzulänglichkeiten. Erst, wenn zwei Ausnahmeteams aufeinandertreffen, ist es dann wirklich so, dass die ganz wenigen sofort bestraft werden.

Genau zu dieser Kategorie gehören Spiele zwischen dem FC Bayern München und Bayer Leverkusen. Dreimal trafen die beiden besten Mannschaften der Bundesliga in dieser Saison aufeinander - und die Ergebnisse von 1:1, 0:1 und 0:0 spiegeln genau das wider, was dieses Duell auszeichnet. Es war in keinem Fall ein fußballerisches Spektakel, sondern jedes Mal waren es Spiele auf herausragendem taktischen Niveau, in denen fast keine Fehler passierten.

Drei Spiele, nur Manuel Neuer patzte so richtig

Bayer-Trainer Xabi Alonso hat sich für die Partien gegen München bisher immer etwas Besonderes einfallen lassen. Im Bundesliga-Hinspiel war Leverkusen noch total unterlegen - aber auch, weil es der Spanier so wollte. Der Doublesieger mauerte sich hinten ein, wollte kontern, aber schaffte das nicht. Das Ergebnis war äußerst glücklich, ein von Aleksandar Pavlovic (glich später selbst aus) völlig unnötig verursachter Eckball führte zur "Werkself"-Führung.

Etwas mehr als zwei Monate später trafen sich die beiden Mannschaften wieder in München - und Alonso opferte für mehr Kontermomente seinen Mittelstürmer. Seitdem verzichtete der Leverkusener Titeltrainer in beiden Partien sowohl auf Patrik Schick als auch auf Victor Boniface, sondern wählte einen zusätzlichen Spieler für mehr Sicherheit oder mehr Technik und Tempo.

Im Pokal baute Alonso das Bayer-Bollwerk noch dichter mit einer Viererkette und drei Sechsern, während sich Vincent Kompany jedes Mal treu blieb. Dass dieses Spiel das einzige der bisherigen drei Bayern-Leverkusen-Duelle mit einem Sieger war, lag dann eben daran, dass dort der bisher einzige große Fehler in 270 Minuten passiert ist. Manuel Neuer sah bereits in der 17. Minute die Rote Karte und öffnete damit dem Rivalen die Tür zum Weiterkommen.

Zweimal waren die Bayern dominant - es gehörte aber auch zur Bayer-Taktik. Im Bundesliga-Rückspiel vor kurzem in Leverkusen war es dann genau andersherum. München igelte sich hinten ein, es war wahrscheinlich das einzige Spiel in dieser Saison, in der Kompany etwas gänzlich anders machte. Bayer - diesmal mit Nathan Tella als temporeichen Mann ganz vorne - machte das Spiel, hatte Chancen, aber traf das Tor nicht. München war zwar unterlegen, aber machte keine groben Fehler und holte den Punkt, den es wollte.

Auf Augenhöhe mit leichten Vorteilen für Bayer Leverkusen?

Drei Spiele haben gezeigt, dass Bayern und Bayer so sehr auf Augenhöhe sind, wie es vielleicht keine zwei anderen Mannschaften in Europa auf diesem Niveau sind. Sie wissen ganz genau um die Stärken des Gegners - und darum, dass er praktisch keine Schwächen hat. Die Tagesform wird auch im Achtelfinale der Champions League entscheidend sein, ganz speziell die Fehler, wenn sie mal gemacht werden.

Denn es wird vermutlich wieder sehr wenige davon geben, wenn beide Mannschaften in guter Verfassung sind. Entsprechend ist es eigentlich unmöglich, einen Favoriten auszumachen - wobei sich der ein oder andere nach den Eindrücken des vergangenen Spiels in Leverkusen dazu veranlasst gefühlt hat, Bayer größere Chancen einzuräumen.

Rummenigge: FC Bayern durch Favoritenrolle angestachelt

In München kam das offenbar gar nicht gut an. "Wissen Sie, was mich optimistisch macht? Dass alle Bayer Leverkusen zum Favoriten erklärt haben. Ich kenne unsere Mannschaft, das stinkt ihr bis zum Gehtnichtmehr. Und dementsprechend erwarte ich am Mittwoch, dass unsere Mannschaft Vollgas vor eigener Kulisse gibt - und dann mit elf Mann spielt", sagte der ehemalige Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge zuletzt.

Bayerns ehemaliger Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge

Bayerns ehemaliger Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge

Im heimischen Stadion will der FC Bayern die Grundlage legen, um sich die Chance auf das Finale in München zu erhalten. Sechs Tage nach dem Hinspiel - die Partien finden am 5. und 11. März statt - wird allerdings erst die Entscheidung fallen. Weil beide Mannschaften gleich stark sind, wird die davon abhängen, wer mal eine Schwäche zeigen wird. Bei diesem Königsklassen-Duell wird Fußball wirklich zum Fehlerspiel. Enger geht's nicht.