Schalke-Torwart Loris Karius jubelt

Nach langer Pause Spektakuläres Karius-Comeback macht Schalke Hoffnung

Stand: 01.03.2025 11:13 Uhr

Loris Karius absolvierte sein erstes Spiel für Schalke 04. Der Torhüter rettete mit spektakulären Paraden den Sieg gegen Preußen Münster - und macht den Fans Hoffnung, dass der 31-Jährige die lang ersehnte Lösung als Nummer eins sein könnte.

Eine solche Spieler-Traube ist nicht alltäglich. Und der Furor, der diesen Jubel begleitete, erreichte ohrenbetäubende Ausmaße. Loris Karius war derjenige, auf den sich in diesem Moment, kurz vor Ende der Partie des FC Schalke 04 gegen Preußen Münster in der Gelsenkirchener Arena alle konzentrierten.

Mit zwei spektakulären Paraden innerhalb weniger Augenblicke rettete der Torhüter den schmeichelhaften 1:0 (0:0)-Erfolg der Königsblauen - und verschaffte seinem Team damit Luft im Abstiegskampf der 2. Bundesliga. Ohnehin hatte Karius mit seiner Präsenz, seiner spürbaren Routine und seiner Unaufgeregtheit für eine lange Zeit nicht mehr vorhandene Sicherheit in der letzten Schalker Abwehrreihe gesorgt.

Die Diskussionen um die richtige Nummer eins ist seit dem Abgang von weiland Manuel Neuer zum FC Bayern (im Sommer 2011) stetig präsent. Und dieser Freitagabend (28.2.2025) schien der lange ersehnte Tag zu sein, an dem sich eine längerfristige Lösung aufzudrängen schien. Das strahlte auch auf die Zuschauerränge aus.

Karius: "Das ist mein Job"

"Das ist unglaublich, das ist Champions-League-Atmosphäre", schwärmte Karius in den Katakomben des Stadions, nachdem sich die große Aufregung gelegt hatte. Der 31-Jährige war mit einer beträchtlichen Anzahl bemerkenswerter Paraden über die 90 Minuten fraglos der Mann der Stunde bei S04.

Und dass ihm dieses außergewöhnliche Spiel gleich bei seinem Debüt für den Ruhrgebietsklub gelang, rundete den Abend ab. "Ich freue mich einfach, es war eine lange Zeit, in der ich nicht mehr gespielt habe", sagte er mit bemerkenswert ruhiger Stimme. "Das ist mein Job, ich wäre eher enttäuscht, wenn ich die Bälle nicht halten würde."

Stammtorhüter in Liverpool

Karius' Karriere scheint im letzten Moment noch einmal eine positive Wende zu nehmen. Tatsächlich glichen die vergangenen Jahre seines Berufsleben mehr einer Suche nach dem Sinn des (Torwart-) Lebens. Gerade einmal sieben Pflichtspieleinsätze hatte er in den vergangenen fünf Jahren seit der Saison 2020/21, bei Klubs wie Union Berlin, Newcastle United und dem FC Liverpool vorzuweisen.

Dass Karius über ein außergewöhnliches Talent verfügt, dass hatte er in der Vergangenheit nicht zuletzt bei den "Reds" gezeigt, bei denen er in den Jahren ersten Jahren unter Trainer Jürgen Klopp zum Stammtorhüter wurde und bis ins Champions-League-Finale kam - was für ihn Segen und Fluch zugleich bedeutete.

Fehlerteufel im Finale

Eben jenes Endspiel im Jahr 2018 markierte der sportliche Absturz des Torhüters. Mit zwei kapitalen Fehlern trug Karius maßgeblich dazu bei, dass Real Madrid und nicht Liverpool den Henkelpott gewann. Erst nach Abpfiff wurde bekannt, dass Karius von der 51. Minute an unter einer Gehirnerschütterung litt, die er sich vor dem ersten Gegentreffer im Zusammenprall mit Sergio Ramos zuzog.

Von diesem Malus des "Fehlerteufels" schien sich Karius nie wieder richtig zu erholen, auch weil Klopp seinen Torhüter in der Folge fallen ließ. Danach konnte er nie wieder richtig Fuß zu fassen, machte eher mit seinem Privatleben als mit sportlichen Leistungen auf sich aufmerksam. Zuletzt war Karius sogar vereinslos, als sich die Schalker bei ihm im vergangenen Sommer meldeten.

Schalke als Experiment

Die Verpflichtung war vor allem als ein Experiment gedacht. Karius sollte sich wieder in Form bringen und prüfen, ob er sich mit dem Klub, der Mannschaft und dem Trainerteam identifizieren kann. Nun ist er für den zuletzt glücklosen Justin Heekeren ins Schalker Tor gerutscht.

"Ich bin ja empathisch, so etwas ist nie leicht, ich habe das ja selbst schon erleben müssen", sagte Karius mit Blick auf seine degradierten Kollegen und Kontrahenten.

Euphorie gebremst

Karius' Vertrag läuft nur bis zum Saisonende. Momentan sieht es so aus, als sei die Verpflichtung eine Win-win-Situation für Spieler und Klub. "Wir müssen ihm noch Zeit geben, sich richtig fit zu machen und hier richtig anzukommen", sagte Schalke-Trainer Kees von Wonderen am späten Freitagabend, angesprochen auf mögliche vorzeitige Vertragsverhandlungen - und bremste damit die spontan entstandene Euphorie rund um den Torhüter ein wenig aus.

Womöglich war die Partie gegen Münster eine erste größere Annäherung zwischen Klub und Karius. In den kommenden Wochen wird dieser Prozess mit Karius als Nummer eins fortgesetzt. So viel ist zumindest sicher am Berger Feld.