Ethan Mbappe im Zweikampf gegen Nico Schlotterbeck

Achtelfinale gegen OSC Lille Stabilisierung misslungen - BVB rumpelt zum Hinspiel-Remis

Stand: 04.03.2025 23:55 Uhr

Borussia Dortmund hat mit einem offensiv leichtsinnigen Auftritt im Achtelfinale der Champions League gegen Lille nur ein Remis zustande gebracht. Der BVB trennte sich von den Nordfranzosen am Dienstag 1:1 (1:0). Dortmund musste die Partie mit einer schwereren Verletzung von Daniel Svensson bezahlen, der tief in der zweiten Hälfte nach einem Zweikampf vom Platz musste.

Für viel Erleichterung bei den weiterhin angespannten Dortmundern sorgte der bärenstarke Karim Adeyemi, der mit einem Präzisionsschuss in der ersten Hälfte zum 1:0 traf (22.). Zuletzt hatte der BVB zwei Erfolge in Serie gefeiert. Doch Ernüchterung stellte sich wieder ein, als Hakan Haraldsson für den OSC Lille das 1:1 erzielte (68.). Die erhoffte Stabilisierung des Dortmunder Spiels gelang nur im ersten Abschnitt, die zweite Hälfte brachte einen unerklärlichen Leistungsabfall.

Kapitän Can: "Viel zu passiv"

"Wir müssen hier zu Hause gewinnen. Die Fans haben hier gebrannt, eigentlich schade, aber es geht weiter. Wir hatten vielleicht noch schwere Beine, aber das soll keine Ausrede sein", sagte Adeyemi bei Prime Video, und fügte hinzu "Es war ein bisschen unsauber generell von der Mannschaft. Es war schwierig, Torchancen zu generieren. Das nächste Spiel ist umso wichtiger, dann holen wir es halt bei denen zu Hause." Sein Kapitän Emre Can sagte, es sei "überhaupt nicht gut" gewesen, "wir waren in der zweiten Halbzeit viel zu passiv. Wir sind nicht dahin gegangen, wo es weh tut. Wir müssen mutiger sein. Das können wir besser." Trotzdem fahre man "mit breiter Brust nach Lille", so der Abwehrchef, "wir glauben dran, dass wir dort weiterkommen können." Ähnlich sieht es Nationalspieler Pascal Groß: "Es ist noch alles drin. Wir wollen dort gewinnen und weiterkommen."

Stichwort "Präzision"

Viel Präzision ließ Schwarzgelb ansonsten besonders in der Offensive stark vermissen. Jamie Gittens und Julian Brandt, beide von Trainer Niko Kovac von Spielbeginn an auf den Platz geschickt, litten unter mangelnder Matchpraxis. Abspielzeitpunkte wurden verpasst, Laufwege stimmten nicht, es holperte im ersten Spielabschnitt im Angriffsdrittel.

Dortmund defensiv überzeugend

Dafür aber lief es in der Abwehr der Gastgeber wie geschmiert. Lilles Stürmerstar Jonathan David und der jüngere Bruder von Kylian Mbappé, der 18-jährige Ethan, hatten beide keinen einzigen Abschluss. Dafür sorgte allen voran Emre Can für Glücksmomente bei den Dortmunder Fans, als er gleich in der neunten Minute mit einem beherzten Zweikampf gegen David herausragend verteidigte.

Mit Viererkette gegen den Ball, mit einem aus dieser Kette offensiv herausrückenden Daniel Svensson bei eigenem Ballbesitz kontrollierte Dortmund das Spielgeschehen. Bei aller Übermacht im Mittelfeld: Vorne lief kaum etwas zusammen. In seiner besten Aktion steckte Gittens nach starkem Antritt auf Serhou Guirassy durch, dessen Schuss aber geblockt wurde (10.). Beide blieben aber während der restlichen gut 80 Spielminuten sehr unauffällig.

Standardaktion bringt die Führung

Die Hausherren konnten sich dann aber einmal mehr bei "Borussia Adeyemi" bedanken. Nach seinem überragenden Auftritt in der Bundesliga gegen den FC St. Pauli (ein Tor, eine Vorlage) holte der pfeilschnelle Rechtsaußen in der 20. Minute einen Eckball heraus: Julian Ryerson, von seinem Infekt genesen, brachte den Ball von rechts nach innen, Adeyemi lauerte an der Strafraumkante und verwertete den ursprünglich abgewehrten Ball per Flachschuss zur umjubelten Führung.

Weitere Großchancen für die Dortmunder blieben aber Mangelware: Ein Fernschuss nach einem explosiven Antritt von Nico Schlotterbeck strich links am Tor der Gäste aus Frankreich vorbei, OSC-Keeper Lucas Chevalier wäre aber zur Stelle gewesen. Ein Tor vom ansonsten eher blassen Pascal Groß nach einer weiteren Ecke in der Nachspielzeit wurde wegen einer Abseitsposition zurecht nicht gegeben. Wer hatte die Ecke übrigens herausgeholt? - Natürlich Adeyemi.

Lille nach der Pause stärker

Mit Beginn des zweiten Durchgangs zeigten sich die Gäste zielstrebiger und zweikampfstärker als im ersten Spielabschnitt. Mbappé und David kombinierten sich schön in den Strafraum der Gastgeber, aber der enorm fleißige Svensson blockte den Stürmer von Lille (53.).

Und plötzlich musste der VAR tätig werden: Nach einem Zweikampf mit Schlotterbeck ging David zu Boden - aber weder gab es einen Elfmeterpfiff noch im Nachgang eine Revision dieser Entscheidung des spanischen Schiedsrichters Jose Sanchez Martinez.

Haraldsson: Zuerst Scharmützel mit Ryerson und dann "Tor"

Weder Mbappe noch David rückten immer mehr in den Fokus des Spiels der Franzosen, sondern Hákon Haraldsson. Den stärker werdenden Isländer bekam Julian Ryerson kaum in den Griff, immer wieder gerieten die beiden Blonden aneinander, der Schiedsrichter zitierte die beiden Streithähne zu sich.

Aber Haraldsson blieb heiß - besonders in der 68. Minute: Zentral steckte David mit einem exakten Pass den isländischen Kollegen in die Tiefe, der im Fallen den Ball an Gregor Kobel vorbei ins Tor spitzelte.

Svensson verletzt raus

Teuer bezahlen muss der BVB sein Achtelfinal-Hinspiel möglicherweise mit einer schweren Verletzung von Daniel Svensson. Als Lilles André Gomes die Hacken des Schweden traf, kam der ins Trudeln und griff sich im Fallen sofort ans Knie. Seine Gesichtsmimik ließ Schlimmes erahnen, die Kollegen Can und Schlotterbeck signalisierten sofort: Der Kollege braucht medizinische Betreuung und muss wahrscheinlich ausgewechselt werden (81.).

Zuvor hatte Schlotterbeck einmal stark gegen Matias Fernandez-Pardo geklärt, aber Dortmund kam nicht mehr in Spiel zurück. Der BVB gewann nur 33% der Zweikämpfe im zweiten Spielabschnitt, es gelang kein einziger Torabschluss mehr. Lille verdiente sich das Remis, Dortmund muss sich im Rückspiel (12.03., 18.45 Uhr) steigern.