Gefeiert wie Paralympics-Sieger Schmidberger und Baus nach Silber im "Gefühlschaos"
Valentin Baus und Thomas Schmidberger blieben bei den Paralympics in Paris im Tischtennis-Finale gegen China deutlich unter ihren Möglichkeiten. Das wurmte das Doppel. Die Zuschauer aber machten am Samstag (31.08.2024) auch diese Niederlage zu einem unvergesslichen Ereignis.
Der Weg des deutschen Duos in die Umkleide wurde zur Ehrenrunde. Die Arena Paris Sud war fest in deutscher Hand - und die Fans feierten ihre Athleten so begeistert, als wenn diese gerade Paralympics-Sieger geworden wären. Und auch wenn es gegen überragende Chinesen am Ende die Silbermedaille geworden war, ließ diese Unterstützung Baus und Schmidberger beim Vorbeifahren an der Tribüne lächeln.
Wie tatkräftig uns die Zuschauer unterstützt haben - das war schon sehr schön.
"Wir haben gerade ein Finale verloren, aber wir stehen nicht mit leeren Händen da, sondern haben Paralympics-Silber geholt", sagte Schmidberger. "Das ist ein Wechselbad der Gefühle - das Wort Chaos beschreibt es wahrscheinlich am besten." Und Baus sagte: "Die Menge war schon beim Einlaufen beeindruckend. Wie tatkräftig uns die Zuschauer unterstützt haben - das war schon sehr schön."
Unzufrieden mit der eigenen Leistung
Eine richtige Chance hatten Baus und Schmidberger allerdings lediglich im ersten Satz. Mit 9:11 ging dieser verloren. "Es sind Kleinigkeiten, die eine Partie zum Kippen bringen können", beschrieb Baus, der im Match deutlich weniger am Ball war als sein Nebenmann. Chinas Top-Spieler Panfeng Feng schoss sich auf Schmidberger ein, als er merkte, dass dieser nicht seinen besten Tag erwischt hatte.
Hätten wir unser bestes Tischtennis gezeigt und verloren - okay. Aber wir sind einfach nicht zufrieden mit uns.
"Wir hatten uns sehr viel vorgenommen - aber das haben wir im Match nie umgesetzt bekommen", ärgerte sich Schmidberger. "Hätten wir unser bestes Tischtennis gezeigt und verloren - okay. Aber wir sind einfach nicht zufrieden mit uns."
"Deutschland"-Rufe aus allen Ecken der Arena
Die Sätze zwei und drei gingen mit 11:5 an die favorisierten Chinesen. Die Zuschauer aber versuchten bis zum letzten Punkt, doch noch ihren Anteil zur Wende beizutragen. Auf der Tribüne mit dabei waren der Fahne schwenkende DBS-Präsident Friedhelm Julius Beucher sowie Karl Quade als Chef de Mission. Letzterer - der so lang dabei ist wie kaum ein anderer - staunte: "Als der Bundestrainer die Zuschauer animiert hat, die Spieler zu unterstützen, kamen die 'Deutschland'-Rufe ja aus allen Ecken der Arena."
Bundestrainer versucht, "alle Register zu ziehen"
Volker Ziegler feierte in der deutschen Ecke zunächst "nur" wie gewohnt die deutschen Punkte, indem er aufsprang, die Faust ballte und einen Jubelschrei ausstieß. Je aussichtsloser die Lage wurde, desto mehr wurde er zum Animateur. "Da waren wir taktisch schon ein bisschen mit unserem Latein am Ende", sagte der eher introvertierte Coach mit einem Lächeln. "Ich habe versucht, alle Register zu ziehen."
Die Atmosphäre fand er "einfach toll. Und hätten wir ein knapperes Match gesehen, wäre sie wahrscheinlich noch toller gewesen."
Rückenwind für die Einzel-Konkurrenz
Ziegler war vor dem Start der Paralympics in Sorge gewesen, dass sich ein möglicherweise schwaches Abschneiden im Mixed und Doppel negativ auf die Chancen im folgenden Einzel auswirken könnte. Nach den beiden Silbermedaillen - am Abend zuvor waren auch schon Stephanie Grebe und Juliane Wolf Zweite geworden - betonte der 58-Jährige: "Das Glas ist auf jeden Fall halbvoll - sogar mehr als das. Zwei Finals, da können wir etwas mit anfangen."
Schmidberger/Baus wollen erst mal Silber genießen
Mit der Einzel-Konkurrenz haben sich allerdings weder Baus noch Schmidberger bisher auseinandergesetzt. Nicht mal die Auslosung haben sie zur Kenntnis genommen - und wollen den Spieltag auch ohne Infos ausklingen lassen. "Valle und ich wollen heute noch die Silbermedaille genießen", erklärte Schmidberger mit dem Edelmetall um den Hals. "Ab morgen haben wir dann einen neuen Fokus."
Doch die Ziele sind klar. Schmidbergers Paralympics-Bilanz ist makellos, in jedem Wettbewerb hat er stets eine Medaille gewonnen. Baus tritt in Paris in seiner Klasse als "Titelverteidiger" an - und peilt wieder Gold an: "Dafür habe ich mich akribisch vorbereitet." Und die deutschen Zuschauer sind auf jeden Fall bereit, für weitere Tischtennis-Partys.