Tennis-Doppel Matador Nadal sorgt für Partystimmung - Sieg mit Alcaraz
Erste Runde im Doppel - und auf dem Court Philippe-Chatrier von Roland Garros war kein Platz mehr frei. Bühne frei für Publikumsliebling Rafael Nadal. An der Seite von Carlos Alcaraz gewann der Spanier sein olympisches Auftaktmatch gegen die Argentinier Maximo Gonzalez und Andres Molteni mit 7:6 (7:4), 6:4. Wenn es nach dem Pariser Publikum geht, sollen noch viele Auftritte folgen.
Der Rahmen hätte kaum würdiger sein können: Die unvergleichliche Billie Jean King gab vor Matchbeginn am Samstagabend (27.7.2024) unter stehenden Ovationen die Zeremonienmeisterin und klopfte nach alter französischer Theatertradition dreimal mit dem Stock auf den Boden, während der uneingeschränkte Star von Roland Garros schon hinter dem Türrahmen ungeduldig auf und ab sprang.
Er wirkte dabei höchst agil, was die Herzen vieler Tennisfans sehr erleichtert haben dürfte, denn am Donnerstag hatte Rafael Nadal seine Trainingssessions wegen Problemen am Oberschenkel gecancelt. Als dann die spanischen Matadoren im roten Nationaldress Einzug auf dem rappelvollen Court Philippe Chatrier hielten, gab es kein Halten mehr.
Der Sandplatzkönig von Paris und sein Thronfolger
Viva Espana und "Rafa"-Rufe - der König von Paris betrat die Bühne, an seiner Seite kein Geringerer als Thronfolger Carlos Alcaraz, der zuvor sein Erstrunden-Match im Einzel gegen den Libanesen Hady Habib locker mit 6:3, 6:1 gewonnen hatte. Die Argentinier Maximo Gonzalez und Andres Molteni hatten es schwer, sie wurden mit Buhrufen und Pfiffen begrüßt, schon bei den French Open vor wenigen Wochen hatte Finalist Alexander Zverev beklagt, der Tennissport verkomme zur Fußballarena. Zum Glück nur ein Schlaglicht in diesem Erstrunden-Match der Doppel-Konkurrenz, danach gab es derlei Entgleisungen nicht mehr.
Nadal: "Jeden Moment genießen"
Die Sympathien waren dennoch klar verteilt, 14 Mal hat Nadal in seinem "Wohnzimmer" Roland Garros triumphiert - unerreicht. "Ich will einfach jeden Moment genießen", hatte er im Vorfeld gesagt, und danach sah es auch aus.
Die Franzosen verehren den erfolgreichen und fairen Sportsmann, eine gegenseitige Liebe, auch deshalb hatte Nadal am Vorabend während der spektakulären Eröffnungsfeier als einer der letzten Träger des olympischen Feuers eine besondere Rolle eingenommen. Bei der Bootsfahrt über die Seine gemeinsam mit anderen Sportlegenden wurde er pudelnass, was den ohnehin immer wieder gesundheitlich schwer angeschlagenen Meister seiner Zunft wahrscheinlich zusätzlich Körner kostete.
Zusammen 26 Grand-Slam-Titel
Bei seinem ersten Olympia-Auftritt auf der roten Asche von Paris wirkte der 38-Jährige dennoch gewohnt energiegeladen und fokussiert, wie auch sein 17 Jahre jüngerer Partner, der in diesem Jahr an selber Stelle schon die French Open und im Monat darauf Wimbledon gewonnen hat. Insgesamt standen auf spanischer Seite 26 Grand-Slam-Titel unter geschlossenem Dach auf dem Platz (22 Nadal, 4 Alcaraz). Doppelexperten sind sie nicht unbedingt, und so hatten sie auch alles andere als leichtes Spiel gegen die Argentinier, immerhin Nummer sechs der Setzliste.
Tennis-Giganten bei der Arbeit
Nadal gab unverdrossen den Takt vor, sein erster Ballkontakt war gleich ein Winner per Schmetterball, der erste Aufschlag ein Ass, das Publikum tobte - olé! Das spanische Starensemble harmonierte im Laufe des Matches zusehends besser, zwei Generationen Ausnahmetennis, es war eine Freude, den beiden Giganten ihres Sports bei der Arbeit zuzuschauen. Die La Ola schwappte durch die Arena, und als Linkshänder Nadal - beide Spanier spielten auf der Rückhand-Seite - seinen Farben mit einem krachenden Rückhand-Winner entlang der Linie den ersten Satz im Tie-Break sicherte (7:4), stand das Publikum kopf.
Dass ich mit ihm gespielt habe, ist wie ein Traum.
Einzelstart für Sonntag angesetzt
Jedes Match von Nadal könnte nun sein letztes sein, das war wohl jedem bewusst. Noch hat er sich nicht klar dazu geäußert, doch der Körper ist lädiert, seine kräftezehrendes Spiel und die lange Karriere fordern ihren Tribut. Die Rückkehr zu den French Open im kommenden Jahr ließ er offen, im Mai war er in der ersten Runde an Zverev gescheitert.
Sein Einzelstart bei Olympia gegen den Ungarn Márton Fucsovics hing zuletzt am seidenen Faden, nun ist das Match für Sonntag (28.07.2024) als zweites Spiel erneut auf dem Court Philippe Chatrier angesetzt, der gut 15.000 Zuschauende fasst. Gewinnt er zum Auftakt, heißt sein zweiter Kontrahent Novak Djokovic - eine denkbar schwere Aufgabe.
Coach Moya: Medaillenchance im Doppel
Nadal wird wie immer nichts unversucht lassen, um das Beste aus sich und seinen Möglichkeiten herauszuholen - aber im Zweifel wahrscheinlich eher aufs Doppel setzen. "Das Doppel ist viel weniger fordernd und es gibt echte Möglichkeiten auf eine Medaille, wenn sie gut spielen", sagte Coach Carlos Moya. Mindestens eine dritte olympische Medaille scheint also möglich für Nadal, der schon 2008 Gold im Einzel und 2016 im Doppel gewonnen hat.
Im zweiten Satz holten die beiden begnadeten Spanier am Samstag einen 0:3-Rückstand auf und gewannen ihn schließlich bei Aufschlag Nadal mit 6:4. Mit "Rafa, Rafa"-Rufen wurde der Publikumsliebling gefeiert und in den verdienten Feierabend verabschiedet. Zum Glück kommt er ja wieder.