Verteidigung im Fokus DFB-Frauen - Doorsoun verletzt, Hegering wieder fit
Deutschland muss im dritten WM-Gruppenspiel am Donnerstag (03.08.2023) auf Sara Doorsoun verzichten. Die Verteidigerin hat sich beim 1:2 gegen Kolumbien eine Oberschenkelverletzung zugezogen. Gegen Südkorea wieder zum Einsatz kommen könnte Marina Hegering.
Es war ein bezeichnender Wechsel: In der Halbzeit des Kolumbien-Spiels brachte Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg Sjoeke Nüsken für Sara Doorsoun, die sich vor der Pause hatte behandeln lassen müssen und fortan mit einem Oberschenkelverband gespielt hatte. Kurios: Nach ihrer Außenbanddehnung im Knie spielte Nüsken selbst noch mit Verband. Besser hätte man die Personalsituation in Deutschlands Abwehr im zweiten WM-Gruppenspiel gegen Kolumbien (1:2) nicht zusammenfassen können.
"Zweimal doof reingezogen"
Doorsoun berichtete nach dem Spiel, es hätte "zweimal doof reingezogen" in die Muskulatur. Sie äußerte aber auch die Hoffnung, "dass ich rechtzeitig rausgegangen bin". Eine leichtere Oberschenkelverhärtung kann aber anscheinend schon ausgeschlossen werden. Auch wenn die MRT-Untersuchung noch aussteht, sagte Co-Trainerin Britta Carlson am Montag: "Für das nächste Spiel wird Sara nicht zur Verfügung stehen."
Hegering wieder "normal im Training"
Es ist ein bitterer Ausfall, war Doorsoun gegen Kolumbien in der ersten Hälfte doch die beste Verteidigerin gewesen. Die 31-Jährige hatte viele Zweikämpfe gewonnen und Kolumbiens Stoßstürmerin Mayra Ramirez sehr gut unter Kontrolle.
Carlson berichtete allerdings auch, dass gegen Südkorea die eigentlich als Abwehrchefin eingeplante Marina Hegering nach ihren Fersenproblemen wieder einsatzbereit sei. "Wie Sydney Lohmann hätte Marina auch schon Kolumbien im Notfall wieder spielen können. Sie war wieder normal im Training."
Großes Verletzungspech in der Viererkette
Von der Stammbesetzung in der Viererkette hatte Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg gegen Kolumbien mit Kathrin Hendrich nur noch eine Spielerin aufgestellt. Rechtsverteidigerin Giulia Gwinn hatte es nach ihrem zweiten Kreuzbandriss nicht geschafft, vor der WM rechtzeitig fit zu werden. Hegering sollte noch geschont werden. Und nach dem ersten Gruppenspiel gegen Marokko hatte sich Linksverteidigerin Felicitas Rauch eine Verstauchung des rechten Kniegelenks zugezogen und fällt laut Verbandsmitteilung "erst mal auf unbestimmte Zeit aus".
Mit Carolin Simon hatte sich bei der WM-Generalprobe gegen Sambia eine dritte National-Außenverteidigerin schwer am Knie verletzt. Diagnose: ebenfalls Kreuzbandriss.
Nüsken: "Wollte hingehen, wurde aber weggeblockt"
Die Partie gegen Kolumbien verfolgten Hegering und Rauch mit dem Rest des Teams von der Ersatzbank aus. Diesmal trug Rauch WM-Maskottchen Waru in ihrer dicken Jacke. Glück brachte das allerdings nicht. Ganz im Gegenteil.
Beim entscheidenden zweiten Gegentreffer war ausgerechnet WM-Debütantin Nüsken nicht auf der Höhe. "Ich wollte hingehen, wurde aber weggeblockt", erklärte Nüsken, die sich womöglich zu sehr auf den Ball konzentriert und die Gegenspielerinnen aus den Augen verloren hatte. Die weiter hinten stehende Rauch-Vertreterin Chantal Hagel, eigentlich im Mittelfeld zu Hause, erkannte die Gefahr zu spät und konnte nicht mehr eingreifen.
Das deutsche Team hatte eigentlich als Marschrichtung ausgegeben, "Standard-Weltmeister" zu werden. Bei nun zwei Gegentreffern nach Ecken dürfte dieses Ziel zunächst einmal in weite Ferne gerückt sein. Die Kolumbianerinnen waren beim 2:1 nach der Ecke in Ballnähe im deutschen Strafraum in Überzahl. Das darf nicht passieren, nicht nur in der Nachspielzeit. Dass sich Deutschland vor der Ecke auskontern ließ, hat auch Gesprächbedarf ergeben.
Analyse schon am Montagmorgen abgehakt
Und den haben MVT und ihr Trainerteam bereits gestillt. Die Analyse fand schon am Montagvormittag im Basecamp in Wyong statt. "Wie gegen Marokko nicht alles gut war, war jetzt nicht alles schlecht", sagte Carlson. Zu einfache Fehler und fehlenden Mut haben sie ausgemacht.
Wie es zum zweiten Gegentor kommen konnte? Die Mannschaft reagierte nicht darauf, dass der Ball anders als zuvor vom Tor weg gezirkelt wurde. "Deshalb standen wir zu tief in der Box, da hat die Raumdeckung nicht gepasst", erklärte die Assistentin der Bundestrainerin.
Gegen Südkorea mit Popp und Schüller im Sturm?
An der Besetzung der Defensive dürfte sich außer dem Wechsel von Hegering für Doorsoun nichts ändern. Sophia Kleinherne wird nicht als Alternative für die linke Seite gesehen. Die nicht immer glücklich agierende Hagel, eigentlich gelernte Mittelfeldspielerin, wird erneut als Linksverteidigerin auflaufen.
Dafür deutete Carlson vorne eine Änderung an. Gegen die kleineren Südkoreanerinnen "könnte es sich anbieten, zwei Spitzen in der Box zu haben". Dadurch würde wahrscheinlich Lea Schüller von Beginn an neben Alexandra Popp stürmen. Die Spielerinnen sollen selbstbewusst und offensivfreudig ins entscheidende Spiel um den Einzug ins Achtelfinale gehen.