Schwedens Amanda Ilestedt, Magdalena Eriksson und Filippa Angeldahl (v.l.) sind enttäuscht.

Déjà-vu bei WM-Endrunde "Immer wieder samstags" - Schweden spielt nur um Platz drei

Stand: 15.08.2023 15:08 Uhr

Große Trauer bei Schwedens Fußballerinnen: Zum vierten Mal ereilte die "Damlandslaget" das Aus bei einer Frauen-WM im WM-Halbfinale. Dabei hatte das Team am Dienstag (15.08.2023) auch gegen Spanien taktisch wieder toll geliefert. Die Teilnahme am Spiel um Platz drei gegen Australien oder England ist für die Skandinavierinnen kein Trost.

Am Ende flossen im Eden Park von Auckland nur noch blau-gelbe Tränen: Fridolina Rolfö schüttelte sich vor Weinkrämpfen, die schwedische Top-Spielerin vom FC Barcelona war von den spanischen Gegenspielerinnen kaum mehr zu trösten. Schweden hat sein Halbfinale bei der WM 2023 in Down Under gegen Spanien verloren. 1:2 stand es nach 97 hochspannenden Spielminuten.

Viele vergebliche Anläufe bei Fußball-Weltmeisterschaften

In der spektakulären Schlussphase, in der nach langem taktischen Schlagabtausch plötzlich die Tore fielen, hatte Spanien glücklich die Nase vorn. Für Schweden bedeutet dies: Aus im Halbfinale. Schon wieder. Fünf Mal standen die Skandinavierinnen nun bereits in einem WM-Halbfinale - und nur 2003 hatte es zum Finaleinzug gereicht.

Tief getroffen zeigte sich Schwedens Coach Peter Gerhardsson, nachdem seine Elf die nächste Titelchance vergeben hatte. "Ich glaube, jeder ist einfach traurig und sehr enttäuscht", sagte er. In der jüngeren Vergangenheit hatte sein Team 2019 im WM-Halbfinale gegen die Niederlande verloren, bei der EM 2022 kam das Aus in der Runde der letzten Vier gegen England. Bei den Olympischen Spielen 2021 gewann Schweden zwar das Halbfinale, verlor dann aber im Endspiel gegen Kanada im Elfmeterschießen.

Große Hoffnungen nach Top-Leistungen gegen USA und Japan

Es wird also auch diesmal nichts mit dem großen Titel. Entsprechend verzweifelt war auch Amanda Ilestedt nach der Partie: "Ich bin unglaublich enttäuscht, habe noch gar keine Wiorte", sagte die mit vier Turniertreffern herausragende Abwehrakteurin der Schwedinnen im ZDF. "In der ersten Halbzeit hatte Spanien etwas mehr Ballbesitz, wir haben sie aber sehr gut verteidigt. In der zweiten Halbzeit waren wir dann besser, aber es hat nicht gereicht", resümmierte die ehemalige Bundesligaspielerin, die für Turbine Potsdam und Bayern München aktiv war.

Dabei hatten sich die Schwedinnen so viel von diesem Halbfinale versprochen. Immerhin hatte man im Achtelfinale mit den USA (im Elfmeterschießen) und im Viertelfinale mit Japan (2:1) die zwei wohl heißesten Titelanwärter aus dem Turnier katapultiert. Spanien schien da doch machbar!

Variable Taktik gegen spielerisch starke Spanierinnen

Tatsächlich hatten die Nordeuropäerinnen nach den taktischen Meisterleistungen gegen die USA (Defensivkonzept) und Japan (Offensivkonzept) auch gegen Spanien wieder das richtige Mittel gefunden. Weltfußballerin Alexia Putellas wurde bei jeder Ballberührung im Mittelfeld ebenso hart angegangen wie die heimliche Spielgestalterin Aitana Bonmati. Dazu variierte das Team von Trainer Peter Gerhardsson seine Pressing-Aktionen. Mal ließ man sich hinter die Mittellinie zurückfallen, mal wurden die Spanierinnen schon im Aufbau an der eigenen Sechzehner-Grenze hart angelaufen.

So fand die "Furia Roja" gegen die aggressiv störende "Damlandslaget" nie zu flüssigem Aufbau seiner Spielzüge, Schweden hielt die spielerisch und technisch brillianten Spanierinnen gut unter Kontrolle. Die Skandinavierinnen selbst versuchten es bei Ballgewinnen mit schörkellosem Konterspiel. Rolfö hatte in der 42. Minute die riesige Gelegenheit zum 1:0, sie scheiterte aber an der spanischen Torfrau Cata Coll.

Haltbarer Schusss zum 1:2

Insgesamt war Schweden im zweiten Abschnitt des spannenden Halbfinals sogar das feldüberlegene Team, scheiterte in der dramatischen Schlussphase aber an der spanischen Effizienz. Und ein bisschen auch an persönlichen Fehlern. Vor dem entscheidenden 2:1 für die Südeurpäerinnen wurde Torschützin Olga Carmona viel zu zögerlich angegriffen, den haltbar erscheindenden Fernschuss ließ Keeperin Zećira Mušović in der 89. Minute zwar hoch, aber mittig ins Tor fliegen.

Spiel um Platz drei - letzter großer Auftritt?

So war das WM-Aus perfekt, und es wurde wieder nichts mit der ersten Endspiel-Teilnahme seit der WM 2003 - damals unterlag Schweden im Finale dem deutschen Team. "Ich habe es satt, diese Turnier-Tränen zu vergießen", meinte Kapitänin Kosovare Asllani.

"Wir wollten unbedingt in dieses Finale. Die meisten wissen ja gar nicht, welche Arbeit und was für ein Herzblut dahintersteckt, bis man so weit kommt", so Asllani, die im bei allen Spielerinnen nicht sonderlich beliebten Spiel um Platz drei am Samstag (19.08.2023, 10 Uhr MESZ, live im Ersten und auf sportschau.de) natürlich keinen Trost sieht. Für einige Schwedinnen, die sich im Herbst ihrer Karriere befinden, wird es möglichweise der letzte Auftritt bei einem großen Turnier sein.

Schwedens Gerhardsson - "Ich mag Spaniens Art zu spielen"

Sportschau FIFA Frauen WM, 15.08.2023 16:06 Uhr

Gerhardsson wünscht sich WM-Titel für Spanien

Schweden wird dort auf den Verlierer des zweiten Halbfinals zwischen England und Australien treffen - und hat mit Blick in die Statistik immerhin gute Siegchancen: Die bisherigen drei Partien um Platz drei bei Frauen-Weltmeisterschaften wurden gewonnen: 1991 (ausnahmsweise an einem Freitag) mit 4:0 gegen Deutschland, 2011 mit 2:1 gegen Frankreich und 2019 ebenfalls mit 2:1 gegen England.

Für das Endspiel, das Spanien am Sonntag (20.08.2023, 12 Uhr MESZ, Audiostream und Live-Ticker auf sportschau.de) gegen den Gewinner jener Partie bestreitet, hat Schwedens Coach Gerghardsson im Übrigen einen Wunsch: "Ich hoffe, dass Spanien gewinnt. Ich mag diese Art Fußball sehr."

Dieses Thema im Programm: Das Erste | Sportschau FIFA Frauen WM | 16.08.2023 | 11:20 Uhr