Paraden-Gala von Musovic Schweden beendet mit Elfer-Drama den US-Traum vom Titel-Triple
Die Mission ist missglückt: Die USA werden nach 2015 und 2019 nicht erneut Weltmeister. Bei der Frauen-WM scheiterten sie am Sonntag (06.08.2023) nach einem Elfer-Drama im Achtelfinale gegen Schweden - vor allem an deren Torhüterin Zecira Musovic. Die Skandinavierinnen treffen am Freitag (11.08.2023) in der Runde der letzten Acht auf Japan.
Das Wort "Drama" wird im Fußball recht häufig benutzt, in den seltensten Fällen ist es aber so angebracht wie beim Achtelfinalsieg der schwedischen Frauen gegen die USA nach Elfmeterschießen. Dort musste der Videobeweis dafür sorgen, dass am Ende die Skandinavierinnen jubelten und die Amerikanerinnen ihren Traum vom dritten WM-Titel in Folge begraben mussten.
Lina Hurtig hatte für Schweden den Matchball, schoss von sich aus in die linke Ecke - die erahnte US-Torhüterin Alyssa Naeher jedoch, wehrte den Ball in die Luft ab. Statt nach vorne ging der jedoch mit einem Backspin hinter Naeher und von dort ins Tor. Zwar erkannten die Schiedsrichterinnen das nicht sofort, der VAR sorgte aber für die Erkenntnis: der Ball war drin, Schweden steht im Viertelfinale. "Ich danke Gott für diese Technik", sagte Hurtig.
Entscheidender Elfmeter für Schweden: Der Ball ist knapp hinter der Linie.
Der Frust bei US-Coach Vlatko Andonovski war hingegen groß: "Ich denke, wir haben gezeigt, wie stark wir sind. Wir haben alles getan, um das Spiel zu gewinnen. Leider kann der Fußball manchmal grausam sein."
Die erfahrenen Rapinoe und O'Hara scheitern
In diesem Elfmeterschießen allein hatte schon zuvor so viel Dramatisches gesteckt. Die ersten fünf Versuche waren allesamt perfekt, die Torhüterinnen gänzlich chancenlos. Doch dann kam das große Nervenflattern. Nathalie Björn schoss deutlich übers Tor, dann auch Megan Rapinoe, die nach dieser Saison ihre Karriere beenden wird und somit auch ihren Anteil hatte, dass sie am Sonntag ihr letztes WM-Spiel bestritten hat.
Danach parierte Naeher gegen Rebecka Blomqvist, statt ihr Team eine Runde weiter zu schießen, ging der Elfmeter von Sophia Smith jedoch vorbei. Hanna Bennison sorgte dann für die Verlängerung im Shootout. Da verwandelten Naeher und Magdalena Eriksson, ehe Kelley O'Hara nur den Pfosten traf. Die 35-Jährige war wenige Sekunden vor dem Abpfiff der Partie extra für das Elfmeterschießen eingewechselt worden.
Musovic mit acht gehaltenen Schüssen zuvor die Heldin
Soweit die Entscheidung dieser Partie. All das wäre aber nicht geschehen ohne die herausragende Leistung von Schwedens Torhüterin Zecira Musovic. Über die gesamte Spieldauer dominierten die Amerikanerinnen, hatten reihenweise Topchancen, doch scheiterten immer wieder an der 27-Jährigen. Einzig beim Kopfball von Lindsey Horan benötigte Musovic die Hilfe der Latte (34.), ansonsten zeigte sie eine Paraden-Gala.
Den ersten Schuss musste sie in der 18. Minute von Trinity Rodman abwehren, im Vergleich zu der Großtat kurz darauf gegen die Tochter von Basketball-Legende Dennis Rodman (27.) war das aber nur eine Art Aufwärmübung. Kurz vor der Halbzeitpause rettete die herausstürmende Musovic dann auch gegen Alex Morgan die Null (42.).
"Unsere Torhüterin machte ein super Spiel"
Es folgten zwei herausragende Reflexe - erst nach einem Direktschuss von Horan (53.) und kurz vor dem Ende des Spiels nach einem Kopfball von Morgan (89.). In der Verlängerung parierte Musovic dann auch noch die Schüsse von Morgan (96.), Lynn Williams (100.) und Smith (107.) stark und rettete ihr Team so ins Elfmeterschießen.
"Ich bin so glücklich und weiß gar nicht, wie wir das geschafft haben. Wir haben als Team zusammengestanden und haben über die gesamte Partie gekämpft. Wir haben unseren Strafraum gut verteidigt und unsere Torhüterin machte ein super Spiel", lobte Verteidigerin Magdalena Eriksson. "Wir haben heute und in der Gruppenphase gezeigt, dass wir auf viele Art und Weisen Spiele gewinnen können. Das ist extrem wichtig und darauf können wir uns immer verlassen. Aber am Freitag gegen Japan müssen wir besser spielen."
USA nach heftiger Kritik deutlich verbessert
Doch es reichte eben, um den Traum der USA vom dritten WM-Titel in Folge zu beenden. Nach der Gruppenphase stand der Weltmeister von 2015 und 2019 schon enorm unter Druck, nach dem Fast-Aus gegen Portugal (0:0) hatte es große Kritik gegeben, weil die Spielerinnen trotz der dürftigen Leistungen ausgelassen feierten.
"So etwas habe ich noch nie erlebt. Lachen und tanzen? Ganz ehrlich - der Spieler des Spiels war der Pfosten. Wir können froh sein, nicht nach Hause zu fahren", sagte Ex-Spielerin Carli Lloyd, die mit den USA zwei WM-Titel geholt hatte und in 316 Spielen 134 Tore erzielte. "Ich sehe keine Leidenschaft, sondern viel Uninspiriertes. Sie scheinen viel als gegeben anzusehen, während Siege, Training, alles zu geben und die beste Spielerin auf dem Platz zu sein, nicht stattfinden."
Was wird aus Trainer Andonovski?
Gegen Schweden war vieles davon zu sehen, es fehlte jedoch das Tor. Und doch wird jetzt vieles infrage gestellt, in erster Linie die Zukunft von Trainer Andonovski. Der stand schon vor dem Schweden-Spiel in der Kritik, seine unglückliche Wechsel-Entscheidung kurz vor dem Elfmeterschießen dürfte seine Situation nicht unbedingt verbessert haben.