Achtelfinale gegen die USA Viele Tore nach Standards - Schweden und seine Eckbälle
Fußball kann so einfach sein: Schwedens Erfolg bei der WM der Frauen fußt bislang auf erfolgreichen Standards. Die Kopfbälle nach Eckstößen könnten auch für die USA am Sonntag (06.08.2023, 11 Uhr MESZ, Livestream auf sportschau.de) im Achtelfinale zum großen Problem werden.
Es war gegen Italien, und es war wie schon so oft bei den Spielen der Schwedinnen: Jonna Andersson schlug eine Ecke hinein in den Strafraum - auf den kurzen Pfosten. Und genau dort lief Amanda Ilestedt hin und köpfte ein - es stand 4:0 für Schweden im zweiten Gruppenspiel.
Es war ein Tor, wie es klassisch war in der Vorrunde für das Team, das so sehnsüchtig immer noch auf den ersten WM-Titel wartet: Vier von neun Treffern markierten die Schwedinnen per Kopf - drei davon erzielte Ilestedt. In ihrer Heimat nennt man sie längst "Königin der Ecken".
Ratlose Italienerinnen
Die Italienerinnen verzweifelten an der Standard-Kunst ihrer Gegnerinnen. Elena Linari, Italiens Kapitänin und Abwehrchefin, war nach der Partie ratlos: "Wenn man versucht, den Raum zu besetzen, verliert man dort, weil sie perfekt positioniert sind. Und wenn man die Spielerin direkt im Eins-gegen-Eins deckt, verliert man dort, weil sie immer eine frei blocken."
Was kann man also tun? Nichts? Doch, man kann auf Fehler der Schwedinnen hoffen, meint jedenfalls Linari: "Ich habe einfach gehofft, dass sie nicht alle perfekt reinfliegen."
Eckbälle als Weg zum Erfolg
Perfekte Eckbälle als Weg zum Erfolg, als Stilmittel beinahe. So einfach kann Fußball sein. Denn es ist bei dieser WM zwar so, dass die Schwedinnen ihre Gruppe mit drei Siegen aus drei Spielen und insgesamt 9:1 Toren souverän gewonnen haben. Aber ehrlich gesagt hat das Team auf dem Rasen spielerisch kaum wirklich überzeugen können. Beim 2:1 gegen Südafrika zum Auftakt war der Gegner über weite Strecken das bessere Team, musste sich erst in der Schlussphase - nach einem Eckstoß! - unglücklich geschlagen geben.
Italien war zwar am Ende mit 0:5-Toren unterlegen - zumindest in der ersten halben Stunde der Partie waren die Azzurri aber das bessere, dominante Team gewesen. Gegen das limitierte Argentinien im letzten Gruppenspiel brachte Trainer Peter Gerhardsson angesichts des bereits sicheren Achtelfinal-Einzugs eine bessere B-Elf. Auch die spielte nicht wirklich überzeugend, gewann aber dennoch glanzlos mit 2:0. Sehr effektiv.
Eckbälle als "struktureller Bestandteil"
"Bei Standardsituationen waren wir schon lange gut. Man muss sich immer die Fähigkeiten seines Teams anschauen und gucken, wo man sich verbessern kann", sagte Coach Gerhardsson. Standardsituationen seien "ein struktureller Bestandteil, bei dem man viel machen kann", fügte er hinzu.
Jonna Andersson, die bei ihren Eckbällen gegen Italien drei Vorlagen zu Toren lieferte, sprach nach der Partie in der Mixed-Zone von einer Fähigkeit, an deren Perfektionierung sie hart gearbeitet habe.
"Sehen jede Ecke als Großchance"
Innenverteidigerin Magdalena Eriksson wollte die Leistung ihres Teams allerdings bislang keineswegs auf den Trick mit den Ecken herunterreden lassen. "Wir trainieren das, aber nicht so viel, wie man denken könnte", sagte Eriksson, die im Übrigen in der kommenden Saison für den deutschen Meister Bayern München spielen wird.
Auf den Hinweis, es sei interessant, dass Schweden mit Magnus Wikman ja sogar einen expliziten Standard-Trainer im Team mitführe, räumte sie im Gespräch mit der "Süddeutschen Zeitung" dann doch ein: "Jede von uns hat vor jeder Ecke eine ganz exakte Rolle und weiß genau, wie sie sich bewegen muss", sagte Eriksson. Sie erklärte: "Wir sehen jede Ecke im Spiel als Großchance an."
Für Trainer Gerhardsson ist die Sache mit den Eckbällen und dem damit offensichtlich verknüpften Erfolg seines Teams noch lange nicht am Ende. Er findet: "Es ist eine hervorragende Waffe für unseren weiteren Weg."
- FIFA-Weltrangliste: Schweden Platz 3 / USA Platz 1
- Beste WM-Platzierung: Schweden - Vize-Weltmeister 2003 / USA - Weltmeister 1991, 1999, 2015, 2019
- Fun Fact: Bei Olympischen Spielen hat sich Schweden zum US-Angstgegner herauskristallisiert: 2016 eliminierten sie die USA im Viertelfinale im Elfmeterschießen. Dann besiegten sie Andonovskis Mannschaft beim Auftakt des Turniers in Tokio vor zwei Jahren mit 3:0.