Spiel gedreht Schweden quält sich zum Auftaktsieg gegen Südafrika
Schweden atmet auf! Der Mitfavorit auf den Titel hat sich am Sonntag (23.07.2023) in seinem Auftaktspiel bei der Frauen-WM in Australien und Neuseeland mit viel Mühe gegen die Außenseiterinnen aus Südafrika durchgesetzt.
Nach einem 0:1-Rückstand drehte der WM-Dritte von 2019 das Spiel in Vorrundengruppe G und gewann vor 18.317 Zuschauern im Wellington-Regionalstadion noch mit 2:1 (0:0). Südafrika bleibt damit auch im vierten WM-Spiel ohne Punktgewinn.
Hildah Magaia brachte Südafrika nach einer torlosen ersten Hälfte in Führung (48.), ausgerechnet ein Eigentor bescherte den Schwedinnen den Ausgleich (65.). Lebohang Ramalepe fälschte den Ball ins eigene Tor ab. Kurz vor dem Ende der regulären Spielzeit köpfte Amanda Ilestedt Schweden schließlich zum glücklichen Auftakterfolg (90.).
Blacksteinius: "Wichtig sind die drei Punkte"
Der schwedische Trainer Peter Gerhardsson war mit dem Auftritt seiner Elf nicht zufrieden. Er könne die Nervosität verstehen, sagte er nach dem Spiel, forderte aber mehr Mut. "Das ist nicht die Art und Weise, wie wir die WM beginnen wollten, aber wichtig sind die drei Punkte", pflichtete Stürmerin Stina Blackstenius, die über weite Strecken untergetaucht war, ihrem Trainer bei.
Schweden: Oldies erst einmal auf der Bank
Gerhardsson verzichtete in der ersten Partie seines Teams bei der WM 2023 auf ganz viel Erfahrung. Die zuletzt von Verletzungen geplagte Caroline Seger (235 Länderspiele), die angeschlagene Linda Sembrant (134 Spiele) sowie Sofia Jakobsson (144) und Olivia Schough (105) saßen zunächst nur auf der Bank - und sahen von dort aus, wie ihre Teamkolleginnen bei zehn Grad und Nieselregen in Neuseelands Hauptstadt Wellington das Zepter in die Hand nahmen.
Gefährliche Nadelstiche der Südafrikanerinnen
Schnell war klar: Außenseiter Südafrika lauerte auf Umschaltmomente und überließ den Schwedinnen den Ball. Mehr Feldvorteile und auch die bessere Spielanlage hatte der Olympia-Zweite, die gefährlicheren Angriffe verbuchten aber die mutigen Südafrikanerinnen, die vor allem mit Tempo beeindruckten. Als sich Schwedens Abwehrspielerin Jonna Andersson nach einem Diagonalball verschätzte, zog Kholosa Biyana etwas überhastet ab und verfehlte das Tor deutlich (6.). Wenig später versuchte es Retiloe Jane (16.) mit einem Heber, der auf dem Tornetz landete, und auch Jermaine Seoposenwe fehlte bei ihrem Distanzschuss die Präzision (30.).
Schweden tut sich schwer
Schweden hatte Probleme im Spielaufbau und kam gegen die wachen Afrikanerinnen nur selten in gute Abschlusssituationen, weil viele Flanken im Nirgendwo landeten und Südafrika wachsam verteidigte. Bei der ersten guten Chance musste Südfrikas Keeperin Kaylin Swart kräftig mithelfen: Sie lenkte den Ball nach einer Flanke in den Strafraum mit einer missglückten Parade nur knapp am Pfosten vorbei (32.).
Ansonsten verpufften viele Angriffe der Skandinavierinnen, weil der letzte Ball nicht passte und "Banyana Banyana" kompakt verteidigte. Die Top-Angreiferinnen Blackstenius und Fridolina Rolfö waren nahezu komplett abgemeldet. Erst in der Schlussphase vor dem Pausenpfiff häuften sich die Chancen. Innenverteidigerin Ilestedt köpfte zweimal haarscharf vorbei, Elin Rubenssons Distanzschuss aus 20 Metern rauschte nur knapp am rechten Eck vorbei.
Die Schwedin Stina Blackstenius war unzufrieden mit der Leistung ihres Teams.
Südafrikas Paukenschlag nach Wiederbeginn
Nach dem Wechsel wurde Schweden kalt erwischt. Südafrika nutzte den ersten Angriff zur Führung. Magaia staubte zum 1:0 ab. Mindestens 50 Prozent des Treffers gingen auf das Konto der Starstürmerin Thembi Kgatlana. Die nur 1,55 Meter große, aber pfeilschnelle Angreiferin narrte ihre Gegenspielerinn Ilestedt und kam zum Abschluss. Keeperin Zećira Mušović konnte nur abklatschen lassen und Magaia reagierte gedankenschnell. Bitter: Bei der Aktion verletzte sich die Torschützin und musste ausgewechselt werden.
Eigentor bringt Schweden zurück ins Spiel
Und was machte Schweden? Zunächst nicht viel. Die "Damlandslaget" blieb weiter zu oft zu ideen- und einfallslos - und brauchte einige Minuten, um sich vom Schock zu erholen. Ausgerechnet ein Eigentor brachte den Favoriten dann zurück ins Spiel: Ramalepe lenkte den Ball nach einer Eingabe von Johanna Kaneryd ins eigene Tor zum 1:1. Blockaden löste der Ausgleich im schwedischen Team aber nicht, und auch der Dreifachwechsel sorgte für kein kreatives Feuerwerk. Stattdessen blieb alles beim Alten: Schweden hatte mehr Ballbesitz, kam aber nicht über Halbchancen hinaus.
Gefährlich wurde es weiter meist nur nach ruhenden Bällen, bei denen Ilestedt ihre Lufthoheit ausspielte, ihren Kopfbällen fehlte es aber an der Genauigkeit. Bis zu 90. Minute - dann zappelte der Ball nach einer Ecke zum verdienten 2:1-Sieg im Netz.
Seger schreibt Geschichte
Emotional wurde es zehn Minuten vor dem Ende, als Caroline Seger eingewechselt wurde und damit mehrere Rekorde knackte. Sie ist nun die erste schwedische Spielerin, die an fünf Weltmeisterschaften teilgenommen hat. Aus Europa hatte das vorher nur Birgit Prinz geschafft. Mit 38 Jahren und 126 Tagen ist sie zudem die älteste schwedische Spielerin, die je bei einer Weltmeisterschaft gespielt hat.
Caroline Seger brach gleich mehrere schwedische Rekorde.
Die nächsten Spiele in der Gruppe G
Schwedens WM-Reise geht am Donnerstag (29.07.2023/9.30 Uhr MESZ) gegen Italien weiter. Südafrika bekommt es einen Tag früher (28.07.2023, 2 Uhr MESZ) mit Argentinien zu tun.