Die schwedischen Nationalspielerinnen Caroline Seger (l.) und Linda Sembrant sind enttäuscht.

WM-Dauerbrenner Schweden Große Sorgen beim Ü30-Team vor dem WM-Start

Stand: 23.07.2023 06:10 Uhr

Schweden ist traditionell ein Mitfavorit auf den Titel, doch vor dem Turnierstart heute gegen Südafrika plagen die Nordeuropäerinnen Sorgen. Die "Oldies" schwächeln.

Geht es um die Favoritinnen bei der Fußball-WM in Australien und Neuseeland, wird auch Schweden immer wieder genannt. Die Nordeuropäerinnen setzen in Down Under auf ganz viel Erfahrung. Sieben Spielerinnen aus dem Kader sind 30 Jahre und älter - und nicht alle sind fit.

"Es gibt keine jungen und alten Spieler, nur gute und schlechte!“ Den Satz, den Otto Rehhagel einst prägte, dürfte auch Peter Gerhardsson verinnerlicht haben. Der Trainer der schwedischen Nationalmannschaft der Frauen baut auf ein eingespieltes und erfahrenes Team. Gerhardsson nominierte 13 Spielerinnen, die schon bei der WM vor vier Jahren (Schweden wurde Dritter) dabei waren. 28,5 Jahre ist die schwedische Mannschaft im Durchschnitt.

Seger kämpft sich zurück

Mittelfeldspielerin Caroline Seger bestreitet mit 38 ihre fünfte Weltmeisterschaft. Es wird die letzte für die Spielerin mit den meisten Länderspielen Europas (235 Einsätze) sein. Dass Seger, die 2005 in der Auswahl debütierte, dabei sein kann, gleicht einem Wunder. Ihr Körper streikte in den letzten Monaten. "Ich habe sehr hart gekämpft, um hierher zu kommen, es war eine Achterbahnfahrt", sagte Seger.

Die schwedische Rekordnationalspielerin Caroline Seger schaut beim Training zu

Rekordnationalspielerin Caroline Seger hat ein schwieriges Jahr hinter sich.

Schreckmoment für Sembrant

Auch Linda Sembrant (36 Jahre/134 Spiele) ist nicht fit. Die Innenverteidigerin brach am Donnerstag das Training nach einer halben Stunde ab. Ihr Einsatz im ersten Spiel der WM-Vorrundengruppe G gegen Südafrika am Sonntag (23.07.23/7 Uhr MESZ, im Livestream bei sportschau.de) ist fraglich.

Mit 29 geht Fridolina Rolfö im schwedischen Team als "Youngster" durch", frei von Verletzungssorgen ist aber auch die Champions-League-Siegerin vom FC Barcelona nicht. Das Knie zwickt seit Wochen. "Ich hoffe, es hält", sagte Rolfö, auf deren Klasse das schwedische Team angewiesen ist, denn die erfahrene Ü30-Fraktion um Kosovare Asllani (33/170), Sofia Jakobsson (33/144) und Olivia Schough (32/105) war zuletzt nicht mehr in Bestform.

Erster und einziger Titel 1984

Mehr Erfahrung, aber auch mehr Klasse? Das wird sich zeigen und dürfte angesichts der letzten Ergebnisse bezweifelt werden. Vor der EURO 2022 hatte Schweden zwei Jahre nicht verloren, dann folgte ein heftiges 0:4 im Halbfinale gegen England und seitdem lief nicht mehr viel zusammen beim europäischen Dauerbrenner. Neben den Remis gegen Deutschland und Norwegen verlor die "Damlandslaget" gegen Dänemark.

Dennoch wird das Gerhardsson-Team zum Kreis der Favoriten gezählt. Das liegt wahrscheinlich an der Konstanz. Die schwedische Nationalmannschaft war bei allen Europa- und Weltmeisterschaften sowie Olympischen Spielen dabei, zum großen Triumph aber reichte es - trotz sechs Final-Teilnahmen - nur einmal: Der Europameistertitel von 1984 markiert bislang den einzigen Turniersieg der Schwedinnen. Bei Olympia in Rio und Tokio gab es jeweils Silber.

Schwedens Pia Sundhage bejubelt einen Treffer gegen England im EM-Finale 1984.

Schwedens Pia Sundhage traf im EM-Finale gegen England, aktuell trainiert sie die brasilianische Frauen-Fußball-Nationalmannschaft.

Bei vier von acht WM-Starts im Halbfinale

Die WM-Bilanz des ewigen Geheimfavoriten kann sich als Erfolg oder Scheitern bewerten lassen - je nachdem, ob der Fokus auf  "geheim" oder "Favorit" liegt. Immerhin erreichte Schweden bei den acht Weltmeisterschafts-Teilnahmen viermal das Halbfinale. Die letzten drei WM-Turniere waren ein Auf und Ab. 2011 in Deutschland scheiterte das Team im Semifinale gegen den späteren Weltmeister Japan, gewann das Spiel um Platz drei aber gegen Frankreich. Vier Jahre später war im Achtelfinale gegen Deutschland beim 1:4 (Tore Anja, Mittag, Celia Sasic/2 und Dzsenifer Marozsan) Endstation. 2019 setzte sich das Halbfinal-Drama dann erneut fort: Diesmal wurden die Niederlande zum Stolperstein.

Neuer Anlauf auf den großen Wurf

Mit dem Auftaktspiel gegen Südafrika starten die Schwedinnen am Sonntag also den nächsten Anlauf auf einen internationalen Titelgewinn. Die eingespielte Mannschaft ist der klare Favorit in der Gruppe G. Nach dem Auftakt gegen Südafrika, den 54. der FIFA-Weltrangliste, sind Italien (29.07.23/ 9.30 Uhr MESZ) und Argentinien (2.8.23/9 Uhr MESZ) die weiteren Gruppengegner. Beide Mannschaften konnten bei der WM vor vier Jahren kein einziges Spiel gewinnen.

Fakten zum Spiel

- Spiele gegeneinander: 2 (2 Siege Schweden)

- FIFA-Ranking: Schweden Platz 3, Südafrika Platz 54

- Beste WM-Platzierung: Schweden - 2. Platz (2003/Finalniederlage gegen Deutschland), Südafrika - Aus in der Gruppenphase bei der 1. Teilnahme 2019

- Fun Fact: Schweden ist das einzige Team aus Europa, das bisher an allen Welt- und Europameisterschaften teilgenommen hat. Beim ersten Aufeinandertreffen mit Südafrika 2016 standen neun Schwedinnen aus dem aktuellen WM-Kader auf dem Platz.

Dieses Thema im Programm: Das Erste | Sportschau FIFA Frauen WM | 23.07.2023 | 06:40 Uhr